Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
waren. Die Planken waren für Autos gesperrt, lediglich der StraÃenbahn galt es auszuweichen, da deren Trasse in der Mitte der StraÃe verlief. SchlieÃlich kamen sie in O4 bei Fontanella an und lieÃen sich unter einer der orangefarbenen Marquisen nieder. Die roten Decken, die auf den Stühlen lagen, wärmten ihnen angenehm den Rücken.
»Ein Spaghetti-Eis«, rief Moritz der Kellnerin zu, noch bevor sie direkt an ihrem runden Tischchen angekommen war.
»Ein was?« Olivia lachte.
»Ein Spaghetti-Eis.«
»Okay, ich dachte, das essen nur Kinder.«
»Kinder und Menschen, die sich bewusst sind, dass das Spaghetti-Eis hier, in diesem Laden, 1969 von Dario Fontanella erfunden wurde.«
Olivia war erstaunt.
»Okay. Wirklich? Das wusste ich nicht.«
Moritz nickte bestätigend.
»Das ist ein Argument, ich nehme auch eines«, sagte Olivia zur Kellnerin.
Kaum war die Kellnerin davongeeilt, holte Olivia ihr Smartphone heraus und ging mit Moritz die Fotos durch, die sie von der Leiche geschossen hatte.
Moritz fachsimpelte: »Die Tattoos sind gröÃtenteils Standard. Ich glaub nicht, dass wir einen gewissen Stil erkennen, der auf einen bestimmten Tätowierer hinweisen könnte. Sieht eher nach einfachem Handwerk als nach groÃer Tätowierkunst aus.«
»Ja, das sehe ich auch so. Aber das hier ist mir vorhin aufgefallen. Es wird uns weiterhelfen, weil es nicht nach einem Standard-Tattoo aussieht!«
Olivia zeigte Moritz die Tätowierung mit dem Schriftzug »Outsiders« und zog das Bild mit ihren Fingern groÃ.
»In der Tat«, merkte Moritz erstaunt an.
»Das könnte eine Motorradgang sein oder eine Fanvereinigung. Welchen Sport betreibt man hier in Mannheim besonders gern?« Olivia sah ihn fragend an.
»Eishockey«, antwortete Moritz, »hauptsächlich geht man zum Eishockey. FuÃball war in den Achtzigern sehr beliebt.«
»Okay.« Olivia nickte.
Das Spaghetti-Eis kam, es sah prächtig aus. Der Macher des Eisbechers hatte weder an ErdbeersoÃe noch an Kokosraspeln gespart.
Moritz lieà sich weder von der Kellnerin noch dem Eis ablenken. Er starrte weiter auf das Foto.
»Aufgrund der Farben Schwarz und Blau und der verwendeten Typografie tippe ich auf den Waldhof, die Adler hätten wohl Rot dabei und eine kantigere Schrift.«
»Was?«, fragte Olivia.
»Adler Mannheim ist gleich Eishockey. Waldhof Mannheim ist gleich FuÃball.«
Olivia lächelte gezwungen.
»Davon hab ich doch keine Ahnung.«
»Nicht? Klaus Schlappner? Jürgen Kohler? Die Waldhof-Buben?«
Olivia schüttelte den Kopf.
»Noch nie gehört. Keinen der Namen«, gab sie zu, »es handelt sich also um FuÃball. Schön.«
Ihr Handy klingelte und rettete sie quasi wie der Gong beim Boxen in die nächste Runde. Sie blickte auf ihr Display. Es war Fatih. Als sie annahm, sprudelte er sofort los. Er konnte es kaum erwarten, endlich die ersten Ergebnisse aus der Obduktion der Leiche vom Rhein loszuwerden.
»Also, der Tote wurde mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit erwürgt. Er ist nicht ertrunken, er ist erstickt. Das heiÃt auch, dass er schon tot war, bevor er in den Rhein geworfen wurde. Dem Verwesungsgrad zufolge muss die Leiche etwa acht Stunden lang im Wasser gewesen sein.«
»Das passt zu meinen Ãberlegungen.«
»Ja, das passt sogar ziemlich gut. Ich fahre fort.« Fatih räusperte sich. »Der Tote wurde also definitiv erwürgt. Dafür bedarf es einiger Kraft und Ausdauer, denn der Mörder muss lange mit bloÃen Händen die Stimmritze im Kehlkopf des Opfers zudrücken. Das ist nicht ganz einfach, es kann sogar einige Minuten dauern, bis ein erwachsener Mann daran erstickt. Aber das weiÃt du ja sicher alles aus deinen bisherigen Ermittlungen.«
Olivia nickte, obwohl Fatih sie gar nicht sehen konnte. »Er könnte also tatsächlich an dem Kampf beteiligt gewesen sein, den ich beobachtet habe.«
»Hinzu kommt«, erklärte Moritz, »dass niemand einen Mord mit bloÃen Händen begehen will. Normalerweise nehmen Täter dazu eine Waffe. Das wiederum spricht dafür, dass der Mörder, als er sein Opfer getroffen hat, nicht vorgehabt hat, es zu töten.«
»Es gab einen Streit, der eskaliert ist â nach dem, was ich gesehen habe, genau das, was ich vermutete!«, raunzte Olivia. »Glaubt mir jetzt endlich mal
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