Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Nichten die Leiche gefunden hatte.
»Ãh, ich weià nicht.«
Vanessa setzte sich einfach. »Hallo. Ich will Sie nicht stören, aber das war ein verdammt merkwürdiger Tag.« »Sie sagen es.«
Vanessa war erstaunt. »Für Sie auch? Ich dachte, die von der Polizei sind an Leichen gewöhnt?«
»Naja, das sind wir im Grunde auch. Trotzdem ist jede neue Leiche eigenartig. AuÃerdem war mein Tag auch ganz ohne Leiche merkwürdig.«
»Was ist passiert?«, fragte Vanessa.
Olivia seufzte. »Seit ich hier angekommen bin, ist so einiges schiefgelaufen.«
»Dürfen Sie überhaupt mit mir sprechen? Immerhin bin ich ja Zeugin«, hakte Vanessa nach, »es täte mir leid, wenn ich Sie belästigen würde.«
»Nein, nein, das ist schon in Ordnung so. Wenn Sie eine Kronzeugin wären, wäre es etwas anderes. Aber so hab ich kein Problem damit.«
»Warum war Ihr Tag merkwürdig?«, wollte Vanessa wissen.
Olivia seufzte und blickte ihr Gegenüber an.
»Ich hatte heute meinen ersten Tag in Mannheim. Gestern Nacht hab ich unmittelbar vor meiner Ankunft einen Mord ohne Leiche beobachtet, andererseits haben wir heute Morgen eine Leiche ohne Namen und Täter aus dem Wasser gezogen. Und nun hoffe ich, dass beides zusammengehört, damit mich die neuen Kollegen nicht für bescheuert halten.«
Vanessa schwieg. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Dann zündete sie sich eine Zigarette an.
»Also, ich kann zu den Leichen nicht viel sagen. Ich lesâ zwar gerne Krimis, aber in der Wirklichkeit⦠Doch wenn Sie neu in Mannheim sind, kann ich Ihnen gerne die Stadt zeigen.«
»Echt? Das wäre supernett!«, freute sich Olivia.
»Gefällt Ihnen Mannheim?«
»Um ehrlich zu sein, nicht so recht.«
Vanessa lachte.
»Das geht vielen so, trotzdem wohnen die meisten noch immer hier. Kennen Sie den Song âºIn Mannheim â«
»â weint man zweimal?â¹ Klar, den hat mir vorhin schon ein Kollege vorgespielt. Schönes Lied.«
»Ja, schönes Lied. Ich heiÃe übrigens Vanessa.«
»Livi.«
»Willkommen in Mannheim, Livi.«
Steffi schaute in aller Ruhe Fernsehen. Schläfrig kuschelte sie sich in ihr Sofa und ahnte dabei nicht, dass nur wenige Meter von ihr entfernt, in ihrem Flur, Igor Ravov stand und auf seine Chance wartete.
Am frühen Abend hatte er an der StraÃenbahnhaltestelle auf Steffis Rückkehr gewartet und ihr aufgelauert, da er nicht genau wusste, wo sie wohnte. Als sie endlich aus der Bahn gestiegen war, hatte er sich hinter ihr hergeschlichen. Damit sie nichts merkte, hatte er sie ins Haus gehen lassen und dann bei den Nachbarn geklingelt, um ins Gebäude zu kommen. Ihre Wohnungstür hatte er mit dem alten Scheckkartentrick zu öffnen versucht, schon hundert Mal hatte er Eingangstüren damit aufbekommen. Auch dieses Mal hatte es reibungslos geklappt.
Vorsichtig hatte er die Tür hinter sich zugezogen, allerdings verursachte das Schloss ein kleines, dumpfes Geräusch. Gleich danach hörte er aus dem Wohnzimmer einen Ruf. Er hielt inne. Hatte Steffi ihn gehört? Vorsichtshalber griff er nach dem Messer in seiner Jacke und umklammerte es mit den Fingern. Erst als Steffi den Fernseher wieder lauter machte, wagte er sich weiter vor. Schritt für Schritt schlich er durch die Diele.
Aus dem Wohnzimmer hörte er die Stimme des Moderators, der einem Kandidaten nahelegte, den Telefonjoker zu nutzen. Immerhin ginge es um 125 000 Euro.
»Kandidat im Fernsehen müsste man sein. Das wäre was«, dachte sich Igor. Er würde schon abräumen, da war er ganz selbstbewusst. Aber hier und jetzt ging es ihm um genau 50 000 Euro. Das war auch nicht wenig, und er wollte sich das Geld wiederholen.
Wenige Meter von ihm entfernt hatte sich Steffi gemütlich in eine Decke gewickelt und die FüÃe auf den Wohnzimmertisch gelegt. So fühlte sie sich wohl. Mit Spannung verfolgte sie, wie der Moderator den Kandidaten verwirrte.
Igor war nur noch einen Schritt von der offenen Tür entfernt. Wenn er schnell war, würde er Steffi mit zwei langen Schritten erreichen, bevor sie sich wehren oder fliehen konnte. Igor holte tief Luft, wischte sich den Schweià von den Händen und umklammerte das Messer noch fester. Vorsichtig warf er einen Blick durch den Türbogen. Steffi saà mit dem Rücken zu ihm. Vielleicht döste sie schon oder
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