Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Kronkorken entfernte.
Das macht er nicht zum ersten Mal!
Olivias Neugierde war geweckt, doch näher konnte sie nicht an ihn herankommen, sonst hätte er sie bemerkt. Sie musste, ob sie wollte oder nicht, unverrichteter Dinge weiterziehen. Um nicht zu verraten, dass sie Zeugin dieser Szene geworden war, kletterte sie vollends vom Rad und schob es vorsichtig um die nächste Häuserecke. Sobald sie auÃer Sichtweite war, stieg sie auf und fuhr nach Hause in die neue Wohnung voller Umzugskartons.
zweiter tag
Wie so oft in den letzten Monaten war es in Mannheim bewölkt. Der Sommer wollte dieses Jahr einfach nicht so richtig kommen. Zwar hatte es zwischendurch schöne Tage gegeben, aber gerade wenn man das Gefühl hatte, jetzt würde es endlich Sommer werden, blies das gute Wetter erneut zum Rückzug. Die Sonne lieà sich selten blicken und betrieb dieses Spielchen bereits seit letztem Oktober.
Moritz und Olivia hatten sich an diesem Tag schon für 8 Uhr im Präsidium verabredet. Bei Feierabend war ihnen gestern klar gewesen, dass sie keine Zeit mit der Durchsicht der Tätowiermagazine, Werbematerialien und Fotos des Tätowierers verlieren wollten. Im Moment war dies ihr einziger Hinweis, und bevor der Fall in Mannheim Wellen schlug und gar die Presse eingebunden wurde, wollten sie zumindest eine richtig heiÃe Spur haben, um nicht vollkommen ahnungslos dazustehen. Olivia nahm ihre Aufgaben immer sehr ernst. Doch jetzt, wo sich die Kollegen über ihren vermeintlichen Fehlalarm lustig machten, wollte sie sich erst recht beweisen. Sie hatte ihrer Meinung nach als Kommissarin immer gute Arbeit geleistet und sah keinen Grund, dies nicht auch in Mannheim zu tun. Mit dem Gedanken an die Leiche am Rhein war sie am Vorabend ins Bett gegangen, und sie war wieder damit aufgestanden. Immer wenn sie kurz aufgewacht war, hatten sich ihre Gedanken um den Toten gedreht. Wenigstens hatte sie keine weiteren Albträume gehabt, auch waren ihr keine Bilder des Mordes in der S-Bahn mehr durch den Kopf geschossen, aber eine ruhige, entspannte und erholsame Nacht war es wahrlich nicht gewesen.
Im Halbschlaf bemerkte sie das trübe Licht des Morgens und benötigte daher auch heute keinen Wecker. Ihr Tatendrang lieà sie schnell wach werden. Sie schwang sich aus dem Bett und schaute auf ihr Smartphone. Das Display zeigte 6:10 Uhr an. Den Wecker hatte sie eigentlich erst auf halb sieben gestellt. Umso besser! Obwohl sie genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück gehabt hätte, begnügte sie sich mit einem Kaffee im Stehen und einer trockenen Scheibe Brot, so eilig hatte sie es, endlich loszulegen.
Besorgt blickte sie aus dem Fenster. Konnte sie es riskieren, mit dem Fahrrad zu fahren, oder erwartete sie heute Regen?
Und schon wieder versteckte sich die Sonne hinter einem dichten Wolkenband. Immer, wenn man gerade auf Sommer hoffte, verzog er sich wieder
.
Olivia überlegte kurz, ob sie das twittern sollte, lieà es aber bleiben.
Wenn ich anfange, über das Wetter zu twittern, kann ich eigentlich gleich aufhören. Das ist ja schlimmer als Smalltalk
.
Sie entschied, dass ihr Twitterkanal bis zum Abend warten musste. Jetzt hatte sie leider keine Zeit für die digitale Welt, die Realität brauchte sie dringender. Statt wie gewohnt noch ihren Rechner hochzufahren, eilte sie aus dem Haus und manövrierte sich samt Fahrrad heil und gesund durch den morgendlichen Berufsverkehr der Mannheimer Innenstadt.
Als sie vor dem Polizeipräsidium stand, war es lange vor der verabredeten Zeit. Bereits kurz nach sieben saà sie an ihrem Schreibtisch und ging die Unterlagen des Tätowierstudios durch. Insgeheim hatte sie gehofft, dass Moritz ebenfalls viel früher eintreffen würde. Es wäre sicher von Vorteil für ihre künftige Zusammenarbeit, wenn er und sie in solchen Punkten gleich tickten. Leider wurde sie an diesem Morgen diesbezüglich eines Besseren belehrt.
Olivia hatte es besonders auf die beiden Ordner abgesehen, die die eigenen Werke des Studios beinhalteten. Die meisten Bilder waren direkt im Studio fotografiert, auf DIN-A4-Seiten geklebt und schlieÃlich in eine Klarsichtfolie gesteckt worden. So sollten die Bilder halbwegs geschützt sein und die Zeit überdauern können.
Sie schaute sich Bild für Bild an. Gegen halb acht wurde ihr Blick immer verschwommener, die Müdigkeit holte sie ein. Kein Wunder bei so wenig Schlaf. Es war Zeit
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