Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
schlief sogar.
Dann stürzte er los. Igor war unglaublich schnell. Mit zwei Schritten war er hinter der ahnungslosen Steffi. Mit dem linken Arm umklammerte er sie, in der rechten Hand hielt er das Messer, das er ihr an die Kehle setzte.
Sie schrie markerschütternd auf.
»Kein Wort. Ruhe. Sofort!«
Augenblicklich schwieg Steffi vor Angst, auch wenn es ihr schwerfiel, Ruhe zu bewahren.
»Wo ist Andreas?«, wollte Igor wissen.
Sein Opfer zitterte am ganzen Körper.
»Bitte tun Sie mir nichts!«, bettelte sie.
»Wo ist Andreas?«, wiederholte Igor.
»Ich weià es nicht.«
»Du weiÃt, warum ich ihn suche?«
Steffi nickte so gut es ihr das Messer an der Kehle erlaubte. Vorsichtig begann sie zu sprechen.
»Willst du Geld von ihm?«
»Ganz richtig. Mein Geld.«
»Er wird dir das Geld bringen. Ganz bestimmt. du kannst dich auf ihn verlassen.«
»Das will ich hoffen, wäre schade, wenn ich dir ein Haar krümmen müsste. Sehr schade, sogar.«
Steffi wusste nicht, was sie mit dieser Aussage anfangen sollte, und hoffte, dass er von ihr ablassen würde.
Wie um alles in der Welt war er in ihre Wohnung gekommen. Konnte sie sich hier nicht mehr sicher fühlen? Als würde Igor ihre Gedanken lesen, hauchte er ihr kalt ins Ohr: »Ich komme wieder, wenn ich mein Geld nicht bekomme. Sag ihm das! Und dann werde ich nicht mehr so freundlich sein wie gerade eben.«
Steffi nickte. Eine Träne kullerte ihr über die Wange. Igor zog das Messer weg, steckte es ein und verschwand hastig aus dem Wohnzimmer. In Sekundenschnelle war alles vorbei.
Steffi blieb eine Weile regungslos sitzen. Dann drehte sie sich vorsichtig um und schaute, ob Igor noch im Wohnzimmer war. Sie stand auf und spähte in den Flur. Der Mann war weg.
Aufgewühlt ging sie zurück zum Sofa und setzte sich. Sie wollte den Fernseher ausschalten, doch war sie so zittrig, dass ihr die Fernbedienung aus den Händen fiel. Sie lieà sie liegen und starrte auf den Bildschirm. Noch immer lief die Quizsendung. Ob der Kandidat die Show gewann oder verlor, konnte sie nicht sagen. Ihre Augen waren zwar die ganze Zeit auf den Fernseher gerichtet, doch was sich dort abspielte, nahm sie nicht wahr.
Sie schluckte, kramte auf dem Tisch nach ihren Zigaretten und wählte Andreasâ Handynummer. Bitte geh dran! Bitte! Komm schon, Schatz.
Andreas meldete sich nicht. Steffi lieà das Telefon lange klingeln, bevor sie frustriert aufgab.
Verdammt, wenn sich Andreas nicht meldete, musste sie noch einmal los.
Er
musste ja schlieÃlich auch versorgt werden, und sie hatte Andreas versprochen, dass sie einspringen würde, wenn er verhindert war. Was würde er benötigen? Wasser, Brot und ein paar SüÃigkeiten?
Zwei Stunden später war Olivia auf dem Weg nach Hause. Sie hatte sich angeregt mit Vanessa unterhalten und gleich wieder für den nächsten Tag mit ihr verabredet. Auf dem Nachhauseweg nahm sie die gleiche Strecke, die sie auf dem Hinweg genommen hatte, und durchquerte abermals eines der besten Wohnviertel in der Innenstadt.
Mittlerweile war es dunkel, und nur der Schein der Laternen erhellte die StraÃen. Nach dem langen, merkwürdigen Tag war sie müde. Doch es war gut gewesen, noch einmal die Wohnung zu verlassen, anstatt sich hinzulegen und gleich zu schlafen. Olivia wollte die Stadt und die Mentalität der Bewohner besser verstehen, und das würde ihr nur gelingen, wenn sie sich mit beidem auseinandersetzte. Ein weiteres Treffen mit Vanessa kam dem nur entgegen.
Als sie auf die Christuskirche zusteuerte, erkannte sie von Weitem zwei Menschen. Einer lag vor der Kirche am Boden, der andere war gerade dabei, sich danebenzusetzen. Sie stockte. War der andere nicht Moritz, ihr Kollege? Lautlos bremste sie ab, blieb aber im Sattel und suchte im Schatten eines Hauses Schutz. Tatsächlich, es war Moritz!
Er hatte ein Sixpack Bier unter den Arm geklemmt und saà jetzt neben dem anderen, der offensichtlich ein Penner war. Was er da wohl machte? War das ein Bekannter von ihm? Oder spielte er den einsamen Samariter, der abends in Mannheim Bier an die Bedürftigen verteilte? Doch Moritz verteilte die Flaschen nicht nur. Olivia konnte beobachten, wie ihr Kollege die Verpackung aufriss, zwei Bier entnahm und den Rest zur Seite stellte. Dann nahm er die Flaschen und öffnete sie, indem er den einen Flaschenhals am anderen ansetzte und mittels Hebelwirkung den
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