Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
lange und genau.
»Nein. Das war ich nicht.«
»Kannst du erkennen, wer das war?«
»Nein, tut mir leid.«
Er lügt, das sehe ich von hier
.
Nun schaltete sich Olivia ein.
»Wissen Sie, wer die Outsiders sind?«
Abermals schüttelte er den Kopf.
»Hat das irgendwas mit FuÃball zu tun?« Sie war nicht bereit, lockerzulassen.
»Weià ich nicht. Ich kenn hier jeden Einzelnen der zum Waldhof geht. Aber die Outsiders gibt es nicht. Und wir haben es satt, immer ohne Grund in Verdacht zu geraten.«
Jack baute sich vor Olivia auf.
»Schon gut, schon gut«, ging Moritz dazwischen. »Immer mit der Ruhe.«
Olivia trat einen Schritt zurück.
»Ich müsste mal kurz für kleine Mädchen.«
»Hinten links«, der Dicke deutete in den rückwärtigen Bereich seines Ladens, und Olivia verschwand. Einen Moment später kam sie aufgeregt zurück.
»Tut mir leid, irgendwie stoppt die Spülung nicht.«
Jack reagierte unerwartet schnell und rannte zur Toilette, Moritz ging ihm hinterher. Das verschaffte Olivia die 30 Sekunden, die sie benötigte.
Als Moritz zurückkam, war Olivia verschwunden. Er trat vor das Studio und sah, dass sie im Dienstagwagen saÃ. Lächelnd winkte sie ihm zu. Moritz rief dem Dicken etwas zu, dann ging er zu ihr und setzte sich ins Auto.
»Was sollte das denn? Warum hast du den Spülkasten manipuliert?«, fragte er sie.
»Schau mal auf die Rückbank.«
Moritz drehte sich um. Auf der Rückbank lagen etliche Sammelmappen mit Tätowierungen aus dem Studio.
»Die gehen wir morgen alle durch«, kündigte sie Moritz an.
»Die gehen wir morgen alle durch.« Seufzend lehnte er sich zurück und schaltete das Autoradio ein.
Steffi Groà kam müde und ausgelaugt von der Arbeit und schleppte sich von der StraÃenbahnhaltestelle nach Hause. Der Job als Krankenschwester forderte alles von ihr. Nicht nur, dass er körperlich anstrengend war, er belastete sie auch seelisch. Seit sieben Jahren arbeitete sie jetzt im Mannheimer Theresienkrankenhaus, mal in Nachtschicht, mal in Tagschicht. Das zehrte an den Kräften. Und was hatte sie nicht alles mitansehen und miterleben müssen. All das Leid und Elend, Tag für Tag. Nicht selten starben die Patienten. Einfach so. Und sie konnte es nicht verhindern. Wochenlang trug sie schlimme Erlebnisse mit sich herum und versuchte über sie hinwegzukommen. Bisweilen sagte sie sich, dass es auch nur ein Job sei wie jeder andere auch, häufig dachte sie darüber nach, ob sie das abstumpfen lieÃ, ob sie im Laufe der Zeit weniger für die Patienten empfand, weil sie sich einen Schutzschirm zugelegt hatte. Aber irgendwie konnte sie diese Frage nicht beantworten. Sie sehnte sich nach Ruhe und Erholung, träumte von einem besseren Leben.
»Einmal so ein richtig toller Wellnessurlaub zur Entspannung, am besten am Meer, ja, das wäre es. Aber woher das Geld nehmen?«
Viel verdiente sie als Krankenschwester nicht, aber immerhin kam sie mit ihrem Einkommen zurecht. AuÃerdem ging es ihr trotz all der Anspannung, die der Krankenhausalltag in ihr hinterlieÃ, durch den Beruf besser als früher. Sie hatte keine gute Schulbildung genossen und jahrelang von der Hand in den Mund gelebt. Lange Zeit hatte sie als Kellnerin gejobbt, als dann ihre Kneipe irgendwann dicht gemacht hatte, war sie einige Jahre arbeitslos gewesen. SchlieÃlich hatte sie sich aufgerafft und eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Und auch wenn sie nicht viel verdiente, gab es immerhin genug Arbeit.
Nun war sie Ende DreiÃig und hatte zumindest die schlechten Kreise, in denen sie noch vor zehn Jahren verkehrt war, endgültig verlassen. Viele Leute hatten sie damals als asozial abgestempelt, jetzt, wo sie als Krankenschwester arbeitete, war das selten geworden. Einige Patienten und deren Angehörige schauten sogar zu ihr auf, was ihr das Gefühl gab, dass sie in ihrem Leben endlich etwas richtig gemacht hatte. Sie musste nur noch mit der Vergangenheit aufräumen.
Steffi zog sich die Treppen in den vierten Stock hinauf und schloss die Tür zu dem kleinen Zweizimmerapartment auf, das sie in einem Käfertaler Wohnblock angemietet hatte. Dafür reichte ihr Gehalt, zu mehr aber nicht. »Andreas?«, rief sie in die Wohnung. »Andreas, bist du zu Hause?« Keine Antwort.
»Wo der sich bloà wieder rumtreibt.« Insgeheim hoffte sie, dass er
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