Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
überlegte einen Moment, ob sie ihm antworten sollte. Da sie keine Lust hatte, zickig zu sein, tat sie es schlieÃlich.
»Tja, unser Toter scheint nicht besonders viele Freunde gehabt zu haben.« Sie blätterte weiter.
»Aber was bedeutet das?«, wollte Moritz wissen.
Olivia sah kurz von ihren Unterlagen auf und schaute ihren neuen Partner belehrend an.
»Das bedeutet«, erklärte sie, »dass den Toten entweder niemand vermisst oder â« Sie machte eine Pause »oder dass niemand den Toten als vermisst melden kann, weil er in einen kriminellen Vorgang verwickelt ist.«
Sie schaute ihn an und fügte hinzu: »Mord ist ein krimineller Vorgang!«
»Bingo, Prinzessin!«
»Okay, wenn ich damit
dein
Problem gelöst habe, hilf mir hier bitte mal, die Unterlagen zu durchsuchen, das ist nämlich
unser
Problem. Und da kann ich jede Hilfe gebrauchen, Moritz.«
Moritz seufzte, ging schleppend um den Schreibtisch herum und blickte Olivia über die Schulter. Sie schaute gerade Bilder an, auf denen sich tätowierte Männer auf die Motorhaube ihrer Autos gelegt hatten. Er musste schmunzeln, manche Typen waren doch so was von selbstverliebt. Gerade wollte er sich wieder abwenden, als sein Blick auf einem der Fotos hängenblieb. Er schaute genauer hin und deutete keine fünf Sekunden später mit dem Finger darauf.
»Hier, da ist doch was.«
Olivia schaute sich das Foto genauer an, um zu verstehen, was Moritz gemeint hatte, fand aber nichts.
»Was und wo?«
»Schau dir mal die Waden von dem Typ auf dem Opel Manta an. Da haben wir sie â das sind eindeutig die Outsiders«, erklärte Moritz.
Olivia betrachtete eingehend das Bild. Tatsächlich, der abgebildete Typ hatte zwar eine vollkommen andere Tätowierung als der Tote, dennoch lautete der Schriftzug auf seiner Wade »Outsiders«.
Verdammt!
»Ich geb mir hier seit Stunden Mühe, und du stolperst verkatert direkt über den Hinweis!«
»Jeder hat seine eigenen Methoden.«
Sie ärgerte sich zwar über Moritz, zugleich war sie aber froh, endlich eine Spur zu haben, der sie folgen konnte. Sie betrachtete das Bild noch einmal.
Moment
â
Jetzt hatte auch sie eine Idee. In Windeseile blätterte sie alle Unterlagen in diesem Ordner durch, und als sie nicht fündig wurde, nahm sie den Ordner, den sie bereits zur Seite gestellt hatte, und blätterte diesen durch.
»Was tust du?«, fragte Moritz, »wir hatten doch gerade â«
»Ich
tue
ermitteln«, antwortete Olivia spitz.
Olivia fand, was sie suchte, hielt die betreffende Seite aber vor Moritz verborgen. Er griff danach, doch sie drückte den Ordner an sich und sprang auf.
»Was soll das?«, fragte Moritz. »Zeig das Bild her!«
»Ich hab ne ziemlich heiÃe Spur!«, jubelte Olivia.
Moritz war noch neugieriger geworden und griff erneut nach dem Ordner, um ihn seiner Kollegin wegzunehmen. Doch die war schnell, drehte sich geschickt von ihm weg und sprang weg vom Schreibtisch.
»Zeig schon her!«
»Was gibst du mir dafür?«
Während Olivia versuchte, ihre innere Stimme unter Kontrolle zu halten, überlegte Moritz.
»Ein Spaghetti-Eis, wenn der Fall gelöst ist?«
»Okay, angenommen.«
Olivia ging um den Schreibtisch herum zu Moritz, der vor Neugierde fast platzte. Sie zeigte noch einmal auf das erste Bild.
»Was siehst du hier?«
»Was soll ich hier sehen? Das hab ich dir doch schon gesagt! Der Typ hat sich âºOutsidersâ¹ auf die Waden tätowiert. Wenn wir wüssten, wer er ist, dann wären wir einen Schritt weiter.«
»Bingo, Herr ehemals jüngster Kriminalhauptkommissar Mannheims! Und wie finden wir das nun heraus?«
Moritz schaute sich das Bild genauer an. Leider verdeckte der Mann die Autonummer des Opels, zudem gab es keine weitere Beschreibung. Er überlegte.
»Wenn wir die Autonummer hätten â«
»Genau! Wenn wir die Autonummer hätten, könnten wir den Namen des Mannes herausfinden.« Olivia klang etwas oberlehrerhaft.
»Nur leider verdeckt er die Autonummer.«
»Genau! Aber hier auf diesem Bild«, Olivia präsentierte das Foto aus dem ersten Ordner, das sie eben verborgen gehalten hatte, »hier sieht man zwar das Tattoo nicht, dafür aber die Autonummer! Und keine Sorge, der Typ ist noch immer derselbe.«
»Wahnsinn! Du hast Recht!«, Moritz kam auf Touren, seine
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