Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Müdigkeit schien zu weichen.
»Nicht schlecht, nicht schlecht, Prinzessin.«
Er eilte zu seinem Schreibtisch, schob einige Akten zur Seite und griff zum Telefonhörer, der unter einem Stapel Kopien verborgen war.
»Moritz Martin hier, Mordkommission. Wir brauchen einen Autonummernabgleich. Wahrscheinlich ist das Nummernschild bereits seit Jahren abgelaufen. Ja, genau. Wir brauchen den Namen der ehemaligen Halter«, ordnete Moritz an und gab das Kennzeichen durch.
Wenige Minuten später hatten sie eine Adresse und einen Namen. Moritz grinste selbstsicher.
»Du hast mehr Glück als Verstand, Moritz«, kommentierte Olivia.
»Wennâs hilft!«
Die beiden hatten wirklich Glück, denn für den in Frage kommenden Zeitraum hatte der Opel Manta nur einen Halter: Igor Ravov. Und der wohnte noch immer in Mannheim. Olivia war froh, endlich den Hauch einer Spur zu haben.
»Den knöpfen wir uns jetzt vor«, rief Olivia Moritz zu, während sie ihre Jacke schnappte.
»Du fährst. Ich sag dir, wo es langgeht«, zwinkerte er ihr zu und reichte ihr den Schlüssel des Dienstwagens. Schnell schwangen sie sich ins Auto, Olivia hinter das Steuer und Moritz auf den Beifahrersitz, und starteten zur angegebenen Adresse.
»Ich mach mal kurz die Augen zu«, gab Moritz bekannt, sobald Olivia den Zündschlüssel herumgedreht hatte.
Na, toll, das nennst du also âºdurch die Stadt leitenâ¹
. Olivia schaltete das Navi ein.
»Der ist nicht da. Da können Sie lange klingeln«, bemerkte eine Frau, die sich aus dem Fenster der Wohnung lehnte, die neben Igor Ravovs Wohnung lag. Sie musterte neugierig den Mann und die Frau, die auf der AuÃentreppe des Gebäudes nach oben ins fünfte Stockwerk gelaufen waren und nun den vorgebauten, nicht weiter überdachten Gang entlanggingen. Sie war vermutlich jenseits der siebzig und sah die beiden feindselig an.
»Der hättâ längscht uffgemacht!«, brüllte eine männliche Stimme hinter ihr aus der Wohnung heraus.
Moritz und Olivia lieÃen von Igors Wohnung ab und widmeten sich stattdessen der Nachbarin.
»Kriminalpolizei Mannheim. Olivia von Sassen und mein Kollege Moritz Martin.«
Die Frau zuckte kurz zusammen. Jetzt wirkte sie eingeschüchtert, was aber an ihrer grundlegend feindseligen Haltung nichts änderte.
»Wir hätten da ein paar Fragen«, hängte Moritz an Olivias Vorstellung dran, »dürfen wir reinkommen?«
»Nee, des dürfe sie net«, brüllte es aus dem Hintergrund der Wohnung.
Olivia wollte dem Ganzen Nachdruck verleihen: »Glauben Sie mir, es ist besser, wenn wir in Ihrer Wohnung sprechen.«
»Alla gut«, antwortete die Frau.
Alla? Soll das âºalsoâ¹ heiÃen? Komischer Dialekt. Na, immerhin klingt der Satz nach Zustimmung
.
Moritz konnte Olivias Verwunderung spüren und sprang erklärend ein.
»Du kapierst âºallaâ¹ nicht, oder? Soll heiÃen âºAllonsâ¹Â«, erklärte Moritz zwischen Tür und Angel.
Olivia nickte, auch wenn sie nur Bahnhof verstand.
»Das ist der französische Einfluss im hiesigen Dialekt.«
Na, wenn er meinte
.
Die Wohnung, die sie nun betraten, schien ärmlich und spartanisch eingerichtet. Die Frau war vom Fenster weg in den Gang geeilt und versperrte den beiden Kommissaren den Weg. Sie war klein und stämmig, besaà aber eine gewisse Grundaggressivität. Der kleine, enge Flur war nur spärlich beleuchtet. Die Decke hatte jemand mit quadratischen Panelen in Holzoptik beklebt, die den Raum, ebenso wie der fleckige braun-beige Teppichboden, noch dunkler erscheinen lieÃen. An einer Garderobe aus vier Haken hingen eine braune Jacke, eine graue Strickjacke, ein dunkelblauer Regenmantel und eine ebenfalls braune Umhängetasche. Ein paar ausgetretene Schuhe standen herum, dazu noch ein schmiedeeiserner Schirmständer und eine kleine Kommode mit vier dünnen Beinen, auf der ein altes moosgrünes Telefon mit Wählscheibe stand. Ob es das überhaupt noch tat? Obwohl das Fenster, an dem die Frau vermutlich den halben Tag lang lehnte und auf die StraÃe schaute, weit offen stand, roch es, als könnte die Wohnung ein wenig mehr frische Luft vertragen.
Im Wohnzimmer lief der Fernseher. Der Mann blieb davor sitzen und zeigte keinerlei Interesse an der Kripo Mannheim.
»Ursel, kümmer du dich um die!«, rief er und bestätigte Olivias Verdacht.
Ursel tat wie
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