Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Todesfall Andreas Steiner einberufen«, begann er. »Moritz, wie ist der Stand der Erkenntnisse?«
»Nun ja, Andreas Steiner war 42 Jahre, lebte in Käfertal zusammen in einer Wohnung mit seiner Lebensgefährtin Steffi GroÃ. Seit fünf Jahren war er arbeitslos, seit vier Jahren war er auf Hartz IV. Davor arbeitete er als StraÃenbahnfahrer für den Verkehrsverbund Rhein-Neckar«, fasste Moritz zusammen.
»Und er ist der Tote aus der S-Bahn, dessen Mord ich beobachtet habe«, warf Olivia trotzig ein.
»So? Ist er das?«, fragte Dr. Klose. »Sehen Sie Moritz, welch fähige Kriminalpolizistin ich eingestellt habe? Und Sie hatten Zweifel an unserer jungen Kollegin.« Dann wandte er sich Olivia zu.
»Bravo, Frau von Sassen. Sie leisten wirklich gute Arbeit. Ich bin sehr froh, dass wir uns für Sie entschieden haben.«
Klose ist also ein Wendehals, ein typischer Politiker. Mit diesem Talent wird er es wahrscheinlich doch noch ins Innenministerium schaffen. So lange er seinen Hals in meine Richtung wendet, ist es ja in Ordnung. Doch wenn er wieder denkt, dass ich Fehlalarme auslöse, dann hat er sich geschnitten
. Es kochte in Olivia, doch äuÃerlich war sie ruhig.
»Danke, Herr Klose für Ihr Verständnis«, log Olivia. »Selbstverständlich.«
»Zudem haben wir einen Verdächtigen«, fuhr Moritz fort, »Igor Ravov. Er war mit dem Toten in einer Art Jugendbande. Steiner schuldete Ravov eine beträchtliche Summe Geld.«
»Allerdings hat der DNA-Abgleich mit den Spuren in der S-Bahn den Verdacht auf Ravov nicht bestätigt«, erklärte Olivia.
»Wann haben Sie denn die Zeit gehabt, die S-Bahn zu untersuchen, Frau von Sassen?«, fragte Dr. Klose messerscharf.
Mist, wir waren da ja nur gegen seine direkte Anweisung dort. Dass er aber auch dermaÃen pingelig war
. Olivia fluchte innerlich und sah ihre Kollegen hilfesuchend an. Fatih wandte seinen Blick sehr schnell zu Boden, ihm war es sichtlich unangenehm, dass er am Tag zuvor die Dienstvorschriften von Dr. Klose missachtet hatte. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten. Moritz war da bei Weitem unverdrossener und sprang Olivia helfend zur Seite.
»Wir haben ein paar Ãberstunden gemacht und sind dann noch mal raus zum Rangierbahnhof gefahren. Sie sagten ja selbst, dass man der Spürnase unserer neuen Kollegin folgen sollte!«, log nun Moritz.
»Ja, da haben Sie recht. Folgen Sie stets der Nase Ihrer Kollegin«, meinte Dr. Klose väterlich.
Fatihs Anspannung wich augenblicklich.
»Haben wir eine Spur, Frau von Sassen?«
»Ravov war bislang unsere heiÃeste Spur. Ich würde aber weiterhin im Umfeld des Toten suchen und als Nächstes mit dem Verkehrsverbund, seinem früheren Arbeitgeber, sprechen. Vielleicht finden wird dort eine Spur«, erklärte Olivia.
»Dem Toten wurde dort vor fünf Jahren gekündigt, und damit hat sein Abstieg begonnen«, stellte Moritz fest. »Aber warum tötet ihn
jetzt
jemand?«, überlegte Fatih, »warum jetzt und nicht letztes Jahr oder nächstes Jahr oder vor fünf Jahren?«
»Ja, es muss einen Grund geben, warum irgendetwas oder irgendwer die Tat genau zum jetzigen Zeitpunkt ausgelöst hat«, meinte auch Olivia.
»Hm«, war alles, was Dr. Klose zunächst herausbrachte. Wenig später fuhr er fort: »Sie und Olivia gehen nun zum Verkehrsverbund, um etwas mehr über den Hintergrund herauszufinden. Fatih, Sie checken die genetischen Fingerabdrücke, die Sie durch Ihre Proben erhalten haben. Und ich, ich werde noch einmal mit Igor Ravov sprechen, bevor er unsere Institution verlassen darf.«
Die Zentrale des Verkehrsverbundes lag nicht weit entfernt vom Polizeipräsidium, denn von L6 waren es nur wenige Blocks bis zu B1. Olivia und Moritz nahmen deshalb nicht den Dienstwagen, sondern gingen zu FuÃ. Unterwegs schüttelte Olivia den Kopf: »Wie kann das so nah beieinander liegen? L6 und B1?«
»Also pass auf«, fing Moritz an.
Dann schauten sich beide in die Augen und lachten. Moritz gab auf.
»Du wirst es irgendwann einmal verstehen. Gezählt wird von der Mitte, der Breiten StraÃe, aus.«
»Schon gut.«
»Ach ja, und die heiÃt jetzt KurpfalzstraÃe.«
Das ist im Ãbrigen schon wieder eine StraÃe in den Quadraten, die einen Namen trägt. Langsam wurden es viele Ausnahmen
.
Moritz wollte Olivia mit seinen Ausführungen nicht
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