Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
auf die Nerven gehen und fasste sich kurz.
»Du musst dir nur merken, dass die L-Quadrate etwas Besonderes sind. Aber das ist schon alles.«
»Und wir sind ausgerechnet immer in den L-Quadraten zugange. Verstehe schon.«
Sie waren vom Polizeipräsidium die BismarckstraÃe entlanggegangen, bis sie direkt vor dem Schloss standen, in dem heute die im Jahr 1967 gegründete Mannheimer Universität untergebracht war. Vom Schloss aus teilte die KurpfalzstraÃe die Mannheimer Innenstadt in zwei Hälften. »Von hier aus wird gezählt. Nach rechts gehtâs mit 1 los â und nach links auch. Hier ist A1«, Moritz deutete nach links, »und dort drüben ist L1.«
Wenn er über seine Heimatstadt spricht, wird mein lieber Kollege ja richtig gesprächig
.
»Okay«, gab Olivia von sich und wollte die Erklärung eigentlich gar nicht hören. Insgeheim befürchtete sie, dass Moritz die Quadrate grundsätzlich gerne erklärte und dass dies nicht das letzte Mal sein würde.
»Hinter A1 folgt dann B1 ein. Ganz einfach!«
»Und schwups, sind wir da«, fügte Olivia schnell hinzu, bevor Moritz weiter ausschweifte.
Sie gingen am Quadrat A1 entlang, bis sie die Zentrale des Verkehrsverbundes erreichten. Am Empfang stellten sie sich vor und lieÃen sich zur Personalabteilung durchstellen.
»GrüÃe Sie! Was kann ich für Sie tun?«, empfing sie der Leiter der Personalabteilung. »Mein Name ist Bernhard Schönberger. Angenehm.«
»Moritz Martin, Olivia von Sassen, Kripo Mannheim«, stellte Olivia sich und ihren Partner vor. »Wir ermitteln in einem Todesfall. Gestern wurde eine Leiche am Rhein angeschwemmt. Der Tote hat einmal für Sie gearbeitet.« Schönberger erschrak. »Mein Gott, wie schrecklich!« »Es handelt sich um Andreas Steiner«, Olivia holte das Bild hervor.
Schönberger schaute es sich lange an.
»Andreas Steiner. Mein Gott!«
»Sie kannten ihn?«, wollte Moritz wissen.
»Ich kannte ihn eigentlich recht gut«, antwortete Schönberger, »er hat uns aber damals alle vor den Kopf gestoÃen.« Er musste sich zunächst ein wenig sammeln. »Aha, wie denn?«, fragte Olivia.
»Wie? Er hat regelmäÃig Geld aus der Kasse genommen. Insgesamt waren es am Schluss, als es aufgefallen ist, mehrere Tausend Euro. Der Personalverantwortliche hatte keine Wahl und musste ihm kündigen.«
»Wissen Sie, warum Andreas Steiner, das Geld gestohlen hat?«
»Keine Ahnung. Er war mehrere Jahre, also bestimmt sechs Jahre lang, bei uns als StraÃenbahnfahrer angestellt. Damit verdient man nicht gerade so viel, dass man sich Millionär schimpfen könnte, aber wenn man gut mit dem Geld umgeht, kann es einem Sicherheit im Alltag bieten. Allerdings war Steiner immer voller Träume und hatte wahrscheinlich kein Interesse an einem gesicherten Leben. Mal wollte er auswandern, dann wieder alles verkaufen und nur in einem Wohnwagen leben. Sein groÃer Traum war es, einmal mit dem Motorrad von New York nach Los Angeles zu fahren.«
»Ah, die Route-66âNummer. Verstehe«, warf Moritz ein. »Genau genommen startet die Route 66 in Chicago und existiert gar nicht mehr in ihrer legendären Form«, verbesserte Olivia, »aber das nur so am Rande.« Schönberger sah die beiden an und wartete, bis er wieder zu Wort kommen konnte. Als er nach Olivias Satz die Gelegenheit dazu sah, ergriff er sie sofort und berichtete weiter über Andreas Steiners Zeit beim Verkehrsverbund.
»Ja, Herr Steiner war getrieben von dem Gedanken an ein besseres Leben. So diese typischen Sachen wie Freiheit und amerikanischer Traum.«
»Was hatte er nach seiner Entlassung vor?«, hakte Olivia nach.
»Das hat er niemandem richtig mitgeteilt. Wahrscheinlich wollte er nach Amerika. Zumindest habe ich mir das so zusammengereimt. Aber ob er da jemals war oder ob das nur ein festes Vorhaben oder gar nur eine Sehnsucht von ihm war, das kann ich nicht beurteilen.«
Um mit Igor Ravov zu sprechen, musste Dr. Klose tatsächlich seinen Schreibtisch verlassen und sich ihm in einem Verhörzimmer gegenübersetzen.
»Der DNA-Test hat Sie entlastet.«
»Mir war nicht klar, dass ich
be
lastet war. Ich hab Andreas Steiner nicht umgebracht. Ich bin doch nicht von Yesterday«, konterte Igor in seiner leicht aggressiven Art.
Beide saÃen sich in einem nüchternen, fensterlosen Raum mit
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