Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
lange Ledercouch fallen, auf der sie nur sehr selten saÃ. Die ganze Zeit über hatte die Frauenstimme am Telefon geschwiegen. »Ich habe Ihnen nichts getan!
Sie
haben meinen Sohn entführt! Nicht ich den Ihren!«
Elisabeth erschrak über ihren eigenen scharfen Ton. Sie wollte niemanden provozieren, denn sie hatte Angst, dass die Entführer ihrem Jungen etwas antun würden. Als sie weitersprach, schaffte sie es, ihrer Stimme einen weicheren Ton zu verleihen.
»Wie geht es ihm? Ist er in Ordnung?«, fragte sie in den Hörer.
Steffi wurde unsicher. Sie kannte eine solche Situation nur aus Filmen, und ebenso unwirklich wie diese kam ihr das Gespräch mit Elisabeth Lehmann genau in diesem Augenblick vor.
»Nur nicht zu lange mit Elisabeth telefonieren«, sagte sie sich.
Das war wichtig, falls die Lehmanns mit der Polizei in Verbindung standen und diese eine Fangschaltung aufgebaut hatte. Sie sagte sich, dass sie selbstsicher und bestimmend wirken sollte, weshalb sie einen Moment innehielt und sich sammelte.
»Hören Sie, morgen will ich das Geld haben. Keine Spielchen. Keine Polizei! Ich rufe Sie morgen um 11 Uhr auf Ihrem Handy an. Sie stehen in Mannheim am Eingang der Planken direkt vor dem Wasserturm. Dann erhalten Sie weitere Instruktionen. Keine Polizei. Ich warne Sie!« Steffi legte auf.
Zurück blieb Elisabeth mit einer Frage auf den Lippen, die sie sich permanent stellte und die sie nicht mehr schlafen lieÃ. War mit ihrem Sohn alles in Ordnung? Ging es ihm gut? Tränen kullerten ihr über das Gesicht. Sie hoffte so sehr, dass ihm nichts geschehen war. Alles würde sie dafür geben, alles.
Dr. Klose bat Olivia, Martin und Fatih zu einer Dienstbesprechung in sein Büro. Er wollte über den Stand der Ermittlungen informiert werden und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten. Bei Besprechungen saà er am liebsten in seinem eigenen Zimmer und nutzte deshalb nur sehr selten einen der Besprechungsräume. Dafür hatte er in seinem Büro eine Sitzecke einrichten und zudem allerlei Präsentationsmedien installieren lassen.
Der Schreibtisch war gewissermaÃen Dr. Kloses Schaltzentrale. War er im Polizeipräsidium, saà er meist genau dort und war selten woanders zu finden. Daher musste sein Schreibtisch auch immer in Ordnung sein, in seiner Ordnung. Notebook, Füllfederhalter, Fernbedienung des Beamers fanden sich dort genauso wie die aktuelle Ausgabe des »Mannheimer Morgens«, die seine Sekretärin jeden Tag vor seiner Ankunft an die gleiche Stelle legte. Zudem hatte er einen kleineren Stuhl direkt an seinem Schreibtisch stehen, für den Fall, dass er sich mit nur einem Teammitglied besprechen wollte.
Irgendwie sieht das aus wie bei einem Verhör. Na, immerhin habe ich dieses Mal nichts falsch gemacht
. Olivia atmete insgeheim auf und war zudem froh, dass sie zu dritt waren. Fatih hatte im Sessel Platz genommen, und sie saà gemeinsam mit Moritz auf der Couch. Sie konnte sich nicht des Gefühls erwähren, dass sie ein Teenager war, der etwas ausgefressen hatte und nun beim Schuldirektor saÃ, um auf die gerechte Strafe zu warten. Bevor sich Dr. Klose den Dreien zuwenden konnte, tippte er noch etwas auf seinem Notebook. Genau genommen war »tippen« allerdings der falsche Ausdruck. Er verwendete ein Zweifinger-System mit der Geschwindigkeit eines Erstklässlers, der nicht weiÃ, wie man schreibt. »Ein ordentlicher Schreibmaschinenkurs würde ihm gut tun«, flüsterte Moritz Olivia mit leiser Stimme zu. Diese nickte, wunderte sich aber zugleich, dass Dr. Klose Moritzâ Kommentar nicht vernommen hatte, denn so leise, dass er ihn nicht hatte hören können, war er nun auch wieder nicht gewesen.
»Ich muss nur noch schnell die E-Mail rausschicken. Dann bin ich gleich bei Ihnen«, versicherte er seinen Mitarbeitern. »Ein Wunder, dass er seine E-Mails selbst schreibt«, kommentierte Moritz wieder mit gesenkter Stimme, »normalerweise diktiert er diese seiner Sekretärin.«
Olivia zog die Augenbrauen hoch.
»Ja dann.«
»Moritz, kommen Sie mal bitte«, bat Dr. Klose, der scheinbar Probleme mit der E-Mail hatte.
Der Gerufene stand auf, ging um den Schreibtisch, schaute auf den Monitor, klickte kurz etwas an und setzte sich wieder auf seinen Platz neben Olivia. Dr. Klose war damit offensichtlich zufrieden und wandte sich nun den Ermittlern zu.
»Ich habâ Sie in Sachen
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