Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Finanzkrise. Er hat mir erzählt, dass die ihm einfach so gekündigt haben. Und dann stand er auf einmal ohne Job und ohne Einkommen da. Ich hab ihn bei mir einziehen lassen. Seitdem wohnen wir hier zusammen.« »Das klingt etwas seltsam. Es muss doch einen Kündigungsgrund gegeben haben?«, hakte Moritz nach.
»Ihm war sein Schicksal immer klar. Er war keiner, der auf der Sonnenseite des Lebens geboren ist. Und dafür machte er auch niemanden verantwortlich.«
»Kann ich mir nicht vorstellen«, platzte es aus Moritz heraus.
»Ist aber so«, antwortete Steffi mit einem ungewöhnlich scharfen Ton, »er hat keinen Streit gesucht.«
»Ihn aber gefunden«, entgegnete Moritz, »das ist eine Tatsache.
»Haben Sie schon eine Spur?«, wandte sich Steffi an Olivia.
»Ehrlich gesagt, sind wir froh, dass wir überhaupt schon wissen, wer die Leiche ist und wo der Mord passiert ist. Geben Sie uns noch ein bisschen Zeit.«
Steffi nickte.
»Gut.«
Dann begleitete sie die Kommissare zur Haustür und verabschiedete sich. Moritz und Olivia verlieÃen das Gebäude. An der frischen Luft atmete Olivia zunächst durch, Steffis Wohnung war ihr viel zu eng gewesen.
Die Arme, sie muss darin leben!
Steffi stand in ihrer Wohnung und sah den beiden Kommissaren durch das Küchenfenster nach.
»Geben Sie uns noch ein bisschen Zeit. Zeit, die ich jetzt nicht mehr mit Andreas habe.«
Sie ging in die Küche, schnappte sich ihre Schachtel Zigaretten und lieà sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen.
»Sie wissen also nicht, wer dahinter steckt«, sagte sie laut zu sich.
Dann steckte sie sich eine Zigarette an und zog den Qualm ein. Andreas würde wollen, dass sie den Plan weiterverfolgte. Auf jeden Fall. Das würde er wollen. Er ist tot, daran konnte sie nichts mehr ändern. Doch ihren Traum von einem besseren Leben konnte sie weiterleben. Andreas würde sogar darauf bestehen. Da war sie sich sicher.
Steffi beugte sich nach vorne und drückte die Zigarette aus. Dann griff sie zu ihrem Handy, unterdrückte die Rufnummer und rief sich selbst auf dem Festnetz an, um sicherzugehen, dass auch wirklich nichts angezeigt wurde. Sie blickte auf das Display ihres Telefons, dort war nur: âºUnbekannter Teilnehmerâ¹ zu lesen. Sie kramte einen Zettel von Andreas hervor und wählte die Nummer. Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme.
»Ja, bitte?«
Steffi zögerte einen Augenblick und schluckte. Plötzlich brach es hektisch aus ihr heraus: »Ich weiÃ, was ihr getan habt!«
»Nicht wieder einschlafen«, ermahnte Olivia ihren Kollegen, der sich schon gleich nach dem Einsteigen ins Auto in eine bequeme Seitenlage gebracht hatte. Moritz brummte irgendetwas vor sich hin, was Olivia nicht verstand. Sie nahm es als Bestätigung, schaltete zur Vorsicht aber das Radio ein.
Auf diesem Weg bekam Moritz im Halbschlaf vom Radiosprecher mitgeteilt, dass Mannheim ein langersehntes Ziel erreicht hatte: »Nach 1975 kann die Stadt Mannheim 2023 ein zweites Mal eine erfolgreiche, innovative Bundesgartenschau, kurz BUGA genannt, durchführen, Zu dieser Einschätzung kommen die Mitglieder des Verwaltungsrats der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft nach Prüfung der Bewerbungsunterlagen der Stadt Mannheim, die im März dieses Jahres übergeben wurden.«
Im Halbschlaf schossen Moritz Aufnahmen von der Bundesgartenschau aus den Siebzigerjahren in den Kopf, die er zwar nicht erlebt hatte, deren Bilder aber für mehrere Jahre durch die Mannheimer Medien kursiert waren. Vor allem der sogenannte Aerobus, der damals zum Einsatz gekommen war, um die einzelnen Bereiche der Bundesgartenschau im Herzogenriedpark und im Luisenpark miteinander zu verbinden, war ihm im Gedächtnis geblieben. Ãhnlich wie die Schwebebahn in Wuppertal war der Aerobus über dem Mannheimer Stadtverkehr gefahren, elektrisch angetrieben und an hohen Masten aufgehängt. Noch einige Monate danach waren die groÃen Stützpfeiler zu sehen gewesen, irgendwann waren sie schlieÃlich abgebaut worden. Lediglich eine Teststrecke war bis in die Achtzigerjahre erhalten geblieben. Damals hatte man gehofft, das System des Aerobus weiter ausbauen und in die verschiedenen Stadtteile übertragen zu können, doch aus dem Plan war nichts geworden. Mit dem Gedanken, wie die Stadt wohl heute aussehen würde, wenn mehrere Linien des Aerobus unterwegs wären,
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