Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
wusste das, und ihr war unwohl bei dem Gedanken daran. Dem Jungen durfte auf keinen Fall etwas zustoÃen, und sie musste ihre Skepsis vor Elisabeth Lehmann verbergen. Die Frau sollte ihre Unsicherheit nicht spüren, sondern Vertrauen zu ihr aufbauen.
Olivia und Moritz bezogen mit den beiden Kollegen Kathrin Stahl und Arno Klein vom Fahndungsdezernat Stellung in einem getarnten Einsatzwagen, der in Sichtweite zum Wasserturm geparkt wurde, was ihnen erlaubte, im Notfall jederzeit einzugreifen. Elisabeth trug einen kleinen Knopf im Ohr, über den sie mit der Funkanlage im Einsatzwagen verbunden war. Ãber ein Headset waren sie mit Elisabeth verbunden. Mit den eigentlich zuständigen Kollegen vom Fahndungsdezernat waren sie so verblieben, dass Olivia die Kommunikation mit Elisabeth führen sollte, da die Frau sie kannte, die anderen Kollegen aber nicht. Dr. Klose schmeckte diese Zuständigkeitsüberschreitung nicht. Vor dem Hintergrund der kurzen Vorbereitungszeit für den Einsatz stimmte er dem Vorhaben allerdings notgedrungen zu. Der Plan sah weiterhin vor, dass nach der Geldübergabe zwei Einsatzkräfte den Entführern folgen sollten. Sobald sie Lukas freilieÃen, würden die Einsatzkräfte zugreifen.
»Wie konntest du Klose überzeugen?«, wollte Olivia von Moritz wissen.
»Er hat zwar gejammert ohne Ende, aber das macht er in solchen Situationen immer«, erklärte Moritz. »Im Hinblick auf den Termin zur Ãbergabe hat er uns diesen Teil des Falls überlassen, nach der Ãbergabe übernehmen aber die Kollegen und wir kümmern uns weiter um die Aufklärung des Mordes.«
»Gut gemacht, Kollege!«
Auf der groÃen RingstraÃe, die die Mannheimer Innenstadt umgab, sowie in der Augustaanlage, die vom Wasserturm stadtauswärts führte, hatte Olivia mehrere Kollegen in Zivil platziert, die eingreifen sollten, falls es vonnöten war. Auf den Planken befanden sich zudem weitere Beamte.
Elisabeth stand derweil am Eingang zur FuÃgängerzone, die hier vom dicht befahrenen Verkehrsring begrenzt wurde, der sich um die Quadrate zog. Sie war nervös und hoffte inständig, dass alles gut und schnell vorbeigehen würde.
»Okay Frau Lehmann, in fünf Minuten geht es los«, flüsterte Olivia in das Mikrophon.
»Eine Geldübergabe nach so langer Zeit ist äuÃerst ungewöhnlich. Normalerweise möchten Entführer die Sache schneller hinter sich bringen«, dachte Moritz laut nach.
»Zumal sie meist nicht wissen, was sie mit den entführten Personen bis zur Geldübergabe machen sollen«, fügte Kriminalhauptkommissar Klein hinzu.
Olivia lieà einen Moment gedanklich von Elisabeth ab. Ihre Kollegen hatten recht, die späte Ãbergabe war in der Tat ungewöhnlich.
»Was könnte die Entführer dazu bewogen haben, so lange zu warten?«, fragte sie in die Runde. »Normalerweise möchte man als Entführer doch so schnell wie möglich ans Geld.«
Ihre Kollegen vom Fahndungsdezernat tauschten kurze Blicke aus.
»In solchen Fällen ist es oft so, dass die Entführer zerstritten sind«, bemerkte Klein.
»Das ist sozusagen die häufigste Ursache für eine späte Lösegeldübergabe«, erklärte seine Kollegin Stahl.
»Die Frau ist der Kopf der Bande und hat den Mann zu Beginn die Drecksarbeit machen lassen, dann haben sie sich gestritten. So könnte es gewesen sein«, überlegte Moritz laut, war sich aber ganz und gar nicht sicher, ob diese Variante stimmte.
»Was ist mit den Fällen, in denen kein Streit vorliegt?«, wollte Olivia wissen.
»Dabei handelt es sich meist um vorgetäuschte Entführungen«, erklärte Klein.
»Inwiefern vorgetäuscht?« Olivia wollte es genauer wissen.
»Es könnte sein, dass der leibliche Vater das Kind entführt hat. Das heiÃt, er hat es an sich genommen, nicht entführt. Im Grunde will er gar kein Lösegeld, sondern nur sein Kind.«
»Nach dem, was Elisabeth Lehmann erzählt hat, ist das auszuschlieÃen«, analysierte Olivia.
»Sofern sie die Wahrheit gesagt hat«, warf Moritz ein. Olivia seufzte: »Und was kommt an dritter Stelle?«
»Dem Entführten ist etwas zugestoÃen, entweder bei der Entführung oder bei einem Fluchtversuch. Das hat die Entführer verwirrt und in ihrem Vorhaben gehemmt.«
»Dann hoffe ich mal, dass der Kleine noch am Leben ist«,
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