Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
halb auf ihren feinsäuberlich aufgeräumten Schreibtisch.
Es klopfte. Nachdem Moritz einen Laut von sich gegeben hatte, den man als Bestätigung interpretieren konnte, streckte Dr. Klose seinen Kopf durch die Tür.
»Sie wissen Bescheid, oder? Das Team vom Fahndungsdezernat übernimmt. Und sie machen weiter mit dem Mordfall. Alles klar?«
Moritz nickte. Olivia gab nun ihrerseits einen Laut von sich, der dem von Moritz ähnelte und den Dr. Klose wiederum als Bestätigung für seine Anweisung interpretierte. »Gut. Weitermachen.«
Er schloss die Tür.
»Dir ging das Schicksal der Frau sehr nahe, oder?«, begann Moritz.
Olivia nickte.
»Die Entführung eines Kindes macht mich fertig.«
»Mich auch.«
»Und Elisabeth Lehmann hat
mir
vertraut. Sie wollte, dass
ich
ihren Sohn rette. Das macht es noch schlimmer«, seufzte Olivia.
Moritz stand auf, betrachtete den Stadtplan, der hinter seinem Stuhl an der Wand hing, und drehte sich schlieÃlich zu Olivia um.
»Und genau deshalb machen wir mit den Ermittlungen heimlich weiter. Wir machen das zu unserem Fall.« »Moritz, ich weià nicht. Ich bin erst den dritten Tag hier, und wir haben schon einen Fall â«
»Nein, nein, pass mal auf. Während du das Sondereinsatzkommando vorbereitet hast, konnte ich ein wenig recherchieren.«
»Hast du dich wieder mit dem Penner getroffen?«, Olivia zog eine Augenbraue hoch.
»Nein, ich hab noch andere Informanten«, stellte Moritz empört fest, »überall in der Stadt, wenn du es genau wissen willst.« Er kramte ein paar Zettel aus der Innentasche seiner Lederjacke. »Folgendes: Elisabeth Lehmann ist mit dem Immobilienhai Thomas Lehmann verheiratet. Ihr Sohn Lukas stammt aus einer früheren Beziehung.« »Ja klar, das wissen wir.«
»Der Mann hat mit Sicherheit Feinde. Er ist ein Neureicher, der in den letzten Jahren unglaubliche Summen an Geld verdient hat. Im Moment saniert er die halbe Stadt. Einige der Baustellen, über die du immer fluchst, verantwortet letzten Endes er.«
»Ich fluch eigentlich nur, weil
ich
fahren muss und
du
nebendran deine Nickerchen hältst!«, empörte sich Olivia. »Morgen fahrâ ich mit dem Dienstwagen, Prinzessin. Dann kannst du ein Nickerchen machen, während wir unterwegs sind.« Er machte eine Pause. »Ich mag, wenn du dich aufregst.«
»Lass das bloà nicht zur Gewohnheit werden!«, drohte sie ihm.
»Was?«
»Dass du mich gerne aufregen willst.«
»Hey! Ich doch nicht.«
Olivia war sich sicher, dass er es wieder tun würde. »Also, zurück zu Lehmann. Vor fünf Jahren hat er einige Wohnsiedlungen in Käfertal renoviert. Alles geschah unter dem Deckmantel, dass die Bausubstanz verbessert werden sollte und damit auch der soziale Status. Letztlich stiegen damit aber auch die Mieten.«
»Und die Bewohner konnten sich das nicht mehr leisten«, schlussfolgerte Olivia.
»Genau. Sie mussten eigenhändig ihr Zuhause kündigen und saÃen nach Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten auf der StraÃe.«
»Eindeutig, Moritz, der Mann hat Feinde in der Stadt.« »Und wir finden jetzt heraus, wer seine Feinde sind.« Moritz nahm den Telefonhörer in die Hand und sprach mit einem Mitarbeiter, während Olivias Finger über die Tastatur ihres Rechners flogen.
Nach zehn Sekunden schauten sich beide verblüfft an und fragten gleichzeitig: »Was tust du denn?«
»Ich frage bei den Kollegen nach, ob sie mir die Akten des Einwohnermeldeamts bringen können«, entschuldigte sich Moritz.
»Legâ auf, so ein Quatsch. Ich hab hier die Daten. Du verwendest deinen Rechner wohl nie, oder?«
»Die Klapperkiste? Nur, wenn man mich dazu zwingt.« »Kommâ rüber, Moritz. Hier habâ ich die Listen.«
Moritz legte den Hörer wieder auf und ging um den Schreibtisch herum zu Olivia, um ihr neugierig über die Schulter zu schauen.
Sie klickte sich durch einige Ordner und suchte nach den Adressen, die in Frage kamen. SchlieÃlich öffnete sie den entsprechenden Adressdatensatz und ging ihn von oben nach unten alphabetisch durch.
»Das hätte ich jetzt nicht gedacht.«
»Was?«, fragte Olivia.
»Schau mal den fünftletzten Namen an.«
»Ich bin erst bei B.«
»Dann schau halt mal nach unten.«
Olivias Blick folgte Moritz Finger, der direkt auf einen Nachnamen
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