Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
kommentierte Moritz.
Das hoffe ich auch
.
Olivia schaltete das Mikrofon wieder ein.
»11 Uhr, Frau Lehmann. Wir können Sie gut sehen. Machen Sie einfach, was man Ihnen am Telefon sagt, den Rest machen wir.«
Elisabeth nickte. Sie war mit einem Mikro verkabelt, hatte aber klare Anweisungen, bis auf Weiteres nicht über das Mikrofon zu sprechen, damit die Entführer, falls sie sie beobachteten, nicht merkten, dass die Polizei im Spiel war. Darüber hinaus war ihr Handy direkt mit dem Einsatzkommando verbunden, Olivia und Moritz würden alles mitanhören können. In der Tasche mit dem Geld war zudem ein Funkpeilsender eingebaut, damit sie weiterverfolgt werden konnte.
Olivia beobachtete Elisabeth aus einem der Fenster des Ãberwachungswagens, die von auÃen nicht einsehbar waren. Sicher war es kaum zu ertragen, wenn das eigene Kind entführt und der Obhut der Mutter entrissen wurde. Jetzt, wo sie einen Menschen in genau dieser Situation getroffen hatte, wurden ihr die AusmaÃe dieses schrecklichen Erlebnisses erst richtig klar. Ihr tat Elisabeth unendlich leid, so wie sie da am StraÃenrand stand. Verzweifelt, voller Angst und doch mit dem Mut, ihren Sohn aus dieser bedrohlichen Situation zu retten. Dann schaute Olivia auf die Uhr.
11:05 Uhr. Mist, das dauert. Wann rufen die endlich an?
Sie beobachtete ihre Kollegen, die ebenfalls wie gebannt durch das Fenster starrten.
»Elisabeth, ganz ruhig. Sie werden sicher gleich anrufen.«
Steffi Groà war unterwegs zum Jungbusch. Lange hatte sie über diesen Schritt nachgedacht, nun war ihr klar, was sie zu tun hatte. Sie war mit dem Fahrrad gefahren, hatte die Kurpfalzbrücke überquert und war dann rechts zu dem eher berüchtigten Stadtteil von Mannheim abgebogen. Steffi mochte das Viertel mit seiner Hafenatmosphäre nicht. Hier, westlich der Quadrate und im Dreieck zwischen dem Rhein und dem Neckar, lebten eine Menge Menschen auf engem Raum. Die Häuser waren sehr alt, vor hundert Jahren oder mehr hatten darin angeblich reiche Reeder, Kapitäne und Kaufleute gewohnt, nachdem dann aber mit der Schifffahrt nichts mehr los gewesen war, sind einfache Leute nachgekommen. Als sie jung war, hatte ihre Mutter ihr strengstens verboten, sich dort herumzutreiben. Ihr war natürlich klar gewesen warum, damals hatte es im Jungbusch massenweise Kneipen gegeben und eine Menge Prostituierte und Kriminelle. Heute war das vorbei, jetzt wohnten überwiegend Italiener, Türken, Künstler und Studenten hier. Doch auch wenn es in den StraÃen nicht mehr sonderlich gefährlich war, mochte Steffi die Gegend nicht, die modernen Wohnviertel waren ihr viel lieber.
Sie erreichte ihr Ziel und schloss das Fahrrad einige Meter von dem Haus entfernt ab. Dann verschwand sie in einem zerfallenen Gebäude, das bald abgerissen werden sollte, um neuen, moderneren Hafenbauten zu weichen. Die ganze StraÃe war voll von solchen Häusern, die leer standen. Ein paar waren schön renoviert worden und hatten Schilder von Werbeagenturen oder Musikern an der Wand, doch andere moderten vor sich hin. Das Haus, das Steffi nun betrat, zählte zur letzteren Gruppe. Kaum war sie im Inneren des Gebäudes und von auÃen nicht mehr sichtbar, zog sie sich die schwarze Sturmmaske über. Auf schwarze Kleidung hatte sie heute verzichtet. Wenn alles gut ging, waren weder die dunkle Kleidung noch die Sturmmaske nötig.
Sie kramte in ihrer Tasche und zog einen Schlüssel sowie einen Umschlag hervor. Dann ging sie in den Keller des Hauses und öffnete mit dem Schlüssel mehrere Brandschutztüren. Unter jede Tür klemmte sie einen Keil, damit sie offen blieb. SchlieÃlich stand sie vor der Tür des Raumes, in dem Andreas den Jungen eingesperrt hatte. Sie schaute noch einmal in den Umschlag, in den sie 30 Euro gesteckt hatte, die für das Taxi reichen mussten. Sie hoffte, dass Lukas alt genug war, damit er ihre Schrift lesen konnte, denn auf den Umschlag hatte sie in groÃen Buchstaben »Nimm ein Taxi nach Hause« geschrieben. Dann schob sie den Umschlag unter der Tür durch.
Als Nächstes führte sie den Kellerschlüssel in das Schloss der Tür ein und öffnete sie. Nichts rührte sich.
»Hoffentlich ist er okay«, dachte sie bei sich.
Hastig zog sie den Türschlüssel aus dem Schloss und verschwand so schnell, wie sie konnte. Sie rannte den Kellergang entlang, die Treppe nach oben, zog sich in
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