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Wut

Wut

Titel: Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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gekommen. Akasz wurde von zwei jungen Fremen begleitet, die zu unwichtig waren, um ein Kostüm zu tragen, und außerdem gefolgt von einem Steadicam-Kameramann, einem Toningenieur mit Mikrofonstange und - Solankas Herz begann vor Aufregung zu rasen - einer Frau in Tarnanzug und Zameen -Maske, die das Gesicht hinter einer Imitation ihrer selbst versteckte.
    »Diesen Körper«, begrüßte Solanka sie, um Nonchalance bemüht, »den würde ich überall erkennen.« Das kam nicht besonders gut an. »Was willst du hier?« platzte Neela heraus; dann nahm sie sich zusammen. »Entschuldigen Sie, Commander. Es tut mir leid.« Babur, in seinem Akasz Kronos -Outfit, war nicht mehr der niedergeschlagene, entmutigte junge Mann, den Solanka vom Washington Square kannte. Er sprach vielmehr mit einem barschen Ton, der keinerlei Widerspruch duldete. Die Maske ist es, die spielt, erinnerte sich Solanka. Commander Akasz , dieser Schrank von einem Mann, war zu einem großen Hecht in diesem sehr kleinen Karpfenteich geworden und verhielt sich auch so. Aber nicht groß genug, wie Solanka feststellte, um gegen den Neela-Effekt immun zu sein. Babur ging mit langen, ausholenden Schritten, nach jeweils ungefähr zwölf Schritten landete sein Fuß jedoch unweigerlich auf dem Saum seines wirbelnden Umhangs, so daß sein Hals gefährlich heftig nach hinten gezogen wurde. Außerdem gelang es ihm, innerhalb einer Minute, nachdem er Solankas Zelle betreten hatte, mit dem Tisch und beiden Stühlen zu kollidieren. Und das, obwohl ihr Gesicht hinter einer Maske verborgen war! Sie schaffte es immer wieder, Solankas Erwartungen zu übertreffen. Er dagegen hatte die ihren enttäuscht. Nun mußte er Zusehen, wie er sie überraschen konnte.
    Babur hatte sich bereits den Pluralis majestatis zugelegt. »Wir kennen Sie natürlich«, sagte er ohne weitere Vorrede. »Wer kennt im Augenblick nicht den Schöpfer der Marionettenkönige? Zweifellos hatten Sie gute Gründe dafür, die lange Reise hierher zu machen«, sagte er, den Körper halb Neela Mahendra zugewandt. Also nicht dumm, dachte Solanka. Sinnlos, zu leugnen, was er bereits weiß. »Unser Problem ist jetzt nur, was sollen wir mit Ihnen anfangen? Schwester Zameen? Irgendein Vorschlag?« Neela zuckte die Achseln. »Schicken Sie ihn nach Hause«, antwortete sie in einem stumpfen, desinteressierten Ton, der Solanka erschütterte. »Ich habe keine Verwendung für ihn.« Babur lachte. »Die Schwester sagt, daß Sie nutzlos sind, Professor Sahib. Sind Sie das wirklich? Wunderbar! Sollen wir Sie in den Knast stecken?«
    Solanka stürzte sich in seinen vorbereiteten Vortrag. »Mein Vorschlag«, sagte er, »den zu machen ich die lange Reise hierher angetreten habe, lautet folgendermaßen: Gestatten Sie mir, als Ihr Vermittler zu fungieren. Ihre Verbindung mit meinem Projekt erfordert keinen Kommentar von mir. Wir können Ihnen ein Link zu einem globalen Massenpublikum hersteilen, um Herz und Verstand der Menschen zu erobern. Das ist unbedingt notwendig. Die Tourismusbranche ist ebenso tot wie Ihr legendärer Hurgo-Vogel. Wenn Sie Ihre Exportmärkte und die Unterstützung der großen regionalen Mächte verlieren, wird dieses Land binnen weniger Wochen, mit Sicherheit aber binnen weniger Monate bankrott sein. Sie müssen die Menschen überzeugen, daß Ihre Sache gerecht ist, daß Sie für demokratische Prinzipien kämpfen und nicht gegen sie. Für die nicht anerkannte Golbasto-Verfassung, meine ich. Sie müssen dieser Maske ein menschliches Gesicht verleihen. Lassen Sie Neela und mich mit meinen New Yorker Leuten ehrenhalber daran arbeiten. Betrachten Sie es als freiwillige Arbeit für eine Freiheitsbewegung.« So weit würde ich für die Liebe gehen, lauteten seine unausgesprochenen Gedanken an Neela. Ihre Sache war die seine. Wenn sie ihm vergab, würde er als ihr Diener all ihre Wünsche erfüllen.
    Commander Akasz winkte ab. »Die Lage hat sich verändert«, behauptete er. »Andere Parteien - allesamt faule Eier! - haben sich unversöhnlich gezeigt. Infolgedessen haben wir unseren Standpunkt auch verhärtet.« Solanka konnte ihm nicht folgen. »Wir haben totale Autorität der Exekutive verlangt«, sagte er. »Schluß mit den Höflichkeiten. Was Filbistan jetzt braucht, ist ein starker Mann, der die Führung übernimmt. Ist das nicht so, Schwester?« Neela schwieg. »Schwester?« insistierte Babur, wandte sich zu ihr um und hob die Stimme; und sie senkte den Kopf, um fast unhörbar zu antworten: »Ja.« Babur

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