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die den Eindruck erweckten, als hausten sie unter einer Kneipentheke. Die Gladiatoren selber sahen keineswegs einladender aus: Brustkörbe wie Bierfässer, in denen der übrige Korpus fast gänzlich verschwand, das Ganze mit einer Speckschicht garniert.
„Mein Allerwertester hat ‘ne bessere tonische Muskulatur als die zwei zusammen“, sagte Louise. „Gehen die Brüder denn eigentlich nie in die Mucki-Bude?“
„Der Abend fängt immer mit Nobodys an. Die später dran sind, werden interessanter.“
„Kanns kaum erwarten.“
Ein paar Halbstarke im Zuschauerrund ließen sich vom Kampf bereits anstecken, brüllten und buhten, und einige Reihen weiter unten tobten ein paar Trunkenbolde, dem Alter nach vielleicht Collegestudenten. Das restliche Publikum schien vom Geschehen nicht unbedingt von den Sitzen gerissen und tat nicht gerade so, als sei es die hohe Kunst des Entertainment, wenn ein Fleischklops in roten Schnürstiefeln auf die Bretter geschickt wurde.
„Jetzt will ich aber endlich Blut sehen!“ rief Louise. „Blut!“ brüllte sie noch lauter.
Der Bengel neben uns hörte mit und nahm den Ruf auf. „Blut! Blut! Hau drauf, bis er platzt!“
Der Vater des Jungen beugte sich vor und warf uns einen vernichtenden Blick zu. Ich hob in einer hilflosen Geste die Schulter und versuchte, ein unschuldiges Gesicht zu machen. Er schüttelte den Kopf und lehnte sich in seinen Sitz zurück. „Trägt er ‘nen Ehering?“
„So allmählich machst du mir Angst.“
„Irgendwie macht mir die Sache hier Spaß. Wen juckt es denn, was ich anstelle?“ Sie stand auf und fing an, gellend Richtung Ring zu schreien. „Kopfklammer, Junge! Presslufthammer! Klatsch den Kerl!“
„Was soll das?“ zischte ich und zerrte am Saum ihrer Bluse. „Setz dich hin! Louise!“
„Pfähl ihn! Lass dich draufplumpsen! Wuuu huu!“
„Louise! Du blamierst uns bis auf die Knochen!“ Ich merkte, wie ich rot anlief, als die Leute sich zu uns umdrehten.
„Nimm ihn in den Schwitzkasten!“
„Louise!“
„Juchuu!“ kreischte sie lauthals und drosch mit der Faust Löcher in die Luft, gab dann aber meinem Gezerre nach und setzte sich wieder hin, während der Kampf beendet und ein neues Paar angekündigt wurde. „Hat Spaß gemacht!“
„Lauter Blödsinn hast du krakeelt!“
„Ja, und? Juckt doch keinen! Womöglich meinen die, ich sei so ‘ne Art Expertin.“
„Das bezweifle ich.“
„Ach, nun nimm doch nicht alles so ernst!“
„Sieht dir überhaupt nicht ähnlich, was du hier abziehst.“
„Was soll ich dazu sagen? Liegt an der testosterongeschwängerten Luft. Ich sollte vielleicht mal einige von meinen Kollegen hierher schicken. Zum Stressabbau. Mein Gott, ich habs so satt, auf jedes Wort zu achten, das ich sage!“
„Bei den Anrufen, meinst du?“
„Man kann schließlich suizidgefährdete Anrufer nicht schnodderig abkanzeln. Oder irgend ‘nen Typen, dem gerade die Frau durchgebrannt ist.“
„Wahrscheinlich nicht“, sagte ich.
„Aber weißt du“, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang Nachdenklichkeit mit, „die seelisch Kranken, die sinds nicht, die den Stress machen. Die Gespräche mit denen machen mir nie etwas aus. Die Kranken auf zwei Beinen hingegen, die so genannten Ottonormalverbraucher, die treiben mich jedes Mal die Wände hoch, besonders die Angehörigen der Kranken. Mann, gehen mir die auf die Nerven! Das ist nicht auszuhalten. Und selbst außerhalb der Hotline – seit kurzem siehts so aus, als fechte jeder Mitarbeiter in der Krisenberatung seine persönlichen kleinlichen Sträuße aus.“
„In welcher Hinsicht?“
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, ich weiß es selbst nicht genau. Wer zum Beispiel als Nächster befördert wird. Wie Urlaubsregelungen getroffen werden. Wie der Dienstplan gestaltet wird. Ob jemand bei einem Anruf Mist gebaut hat oder nicht, und wenn ja, wie darauf reagiert werden soll. Ich hab das Gefühl, es heißt nur abtauchen, Klappe halten und hoffen, dass man nicht auffällt.“
„Und das alles erst in letzter Zeit?“
„Wahrscheinlich lief es schon immer so, nur brauchte ich es nicht mit anzusehen, weil ich ja nachts gearbeitet habe.“
„In die Nachtschicht willst du deswegen doch nicht zurück, oder?“
Sie zögerte. „Nein. Ein normales Leben zu führen, das gefällt mir durchaus.“
„Aber?“
„Aber es ging ‘ne ganze Ecke friedlicher zu. Was weiß ich; mal sehen, vielleicht gucke ich mich nach einem anderen Job um. Derek trägt
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