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Hinterhand behalten?“ fragte ich.
„Machen die Kerle doch die ganze Zeit so. Menschenskind, habs ja selber mit einigen so getrieben.“
„Wieso hat er denn dann den ganzen Quatsch über deine Pläne wissen wollen?“
„Der lässt mich zappeln. Bewusst will er das gar nicht mal, aber genau das tut er. Der wird mich nie im Leben ehrlich wollen“, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Du scheinst dir sehr sicher zu sein“, entgegnete ich leise. Ließ einen nicht unberührt, wenn man eine tief gekränkte Freundin erlebte.
„Bin ich auch. Wenn ich rumsitze und warte, bis seine Verwirrung nachlässt, kommt für mich nichts als Quälerei dabei raus. Gibt nur einen Weg, verflixt noch mal, wie ich mich wieder etwas in den Griff kriege, und der bedeutet, dass ich die Entscheidung selber treffen muss. Mein Verstand sagt mir, das ist das einzig Richtige. Wenn nur mein Herz der gleichen Ansicht wäre.“ Sie zerquetschte wieder Tortenteilchen unter ihrer Kuchengabel, und ihre Unterlippe bebte. „Könnte ich doch bloß damit aufhören, auf einen besseren Ausgang zu hoffen.“
Die Edelboutique für Miederwaren befand sich in einem älteren Gebäude an der 23. Straße im Nordwesten Portlands, einer der trendigen Einkaufsmeilen, die von Geschäften für überteuerte Haushaltswaren, Nachtklub-Mode, handgemachte Hundebiskuits, parfümierte Kerzen und ab und zu einem Shop mit Importsachen aus Indonesien, Indien, China und Afrika gesäumt wurde. Mittelgroße Laubbäume wuchsen zu beiden Seiten, das ganze Jahr hindurch mit weißen Weihnachtskerzen dekoriert, und angesichts der Bummelmöglichkeiten und Cafés in jeder Häuserzeile stellte die NW 23rd einen beliebten Treffpunkt dar, wo man den Passanten zusehen oder einfach nur seine Zeit vertrödeln konnte.
Wir waren ganz in der Nähe von Scotts Behausung, und ich hatte die Absicht, später am Tage noch bei ihm vorbeizuschauen. Eine neue Straßenbahntrasse führte seit einem halben Jahr aus der Innenstadt zu seinem Viertel, und hätte Scott gewollt, er hätte mit der Tram statt mit dem Fahrrad zu seiner Praxis fahren können. Aber ich kannte seine Beine und konnte verstehen, wieso er den Drahtesel vorzog.
Wir stiegen die Holzstufen zu „Belindas feinster europäischer Damenwäsche“ hinauf, und nach dem Eintreten öffnete sich uns eine Luxuswelt in Seide und Parfüm.
„28 Dollar hab ich für zwei Slips hingeblättert. Ist es denn die Möglichkeit?“ fragte Louise auf dem Weg zur Kasse. „Was ging da bloß in mir vor?“
„Darf ich mal sehen?“
Sie holte sie aus der Tüte; das Preisschild baumelte noch am Bündchen. Sie waren aus hellrosa Seide, mit cremefarbenen Spitzeneinsätzen – hinreißend.
„Und der BH – ach, sag ich lieber nicht, wie teuer der war.“
Ich wusste, dass die Tragetasche außerdem einen hauchdünnen String-Body und ein Negligee enthielt, beide noch original verpackt. Ich hatte darauf verzichtet, sie mir zeigen zu lassen, um Louise nicht unnötig aufzuregen. Nicht billig, diese Dessous – doch zumindest konnten wir über die Kosten eines solch winzigen Fetzens Seide debattieren, ohne uns zu arg in zerschlagene Hoffnungen zu vertiefen.
Sie übergab der Kassiererin hinter der Ladentheke die Einkaufstüte und den Kassenbon. „Wie kann man nur so bescheuert sein? Nicht zu fassen. Heiliger Bimbam!“ Dann sprach sie die Verkäuferin an und erläuterte ihr den Umtausch. Ich ließ mich ein wenig treiben und stöberte durch das Warenangebot.
Nur selten verirrte ich mich in diese kleinen Boutiquen außerhalb des Stadtzentrums, und ich erkannte, ich hatte etwas verpasst. Zwar rangierten die Preise wie üblich weit oberhalb meiner Möglichkeiten, doch träumen durfte man als Mädchen allemal, selbst wenn man sich nicht bei Nähversuchen an eigenen BHs oder Liebestötern vorstellen konnte. Nicht, dass ich das nicht gepackt hätte: Es war mir einfach schnuppe.
Die Negligees waren zum Sterben schön und im Gegensatz zu den Trikotagen auch nachzufertigen, falls man bei der Spitze dieselbe Qualitätsware auftreiben konnte. Mit Kennerblick streifte ich an einem Ständer voller Nachthemden entlang und begutachtete Säume und Schnitt.
Nach wie vor war mein Hochzeits-Traumkleid nicht über das Schnittmusterstadium hinausgekommen. Mir fiel ein, dass man zu einem Brautkleid auch etwas für die Hochzeitsnacht benötigte, einen Hauch sinnlichen Luxus in fließenden Pastelltönen.
Nähst du es, so wird er kommen.
Die Flüstertöne im Kopf schienen mir
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