Wyoming 2 - Wildes Herz

sich an ihm festhielt. Dem widersetzte sie sich gehörig.
    Damit zog sie sich seinen Zorn zu, wie man aus seinem Tonfall schließen konnte, mit dem er über seine Schulter fauchte: »Wenn ich an deiner Stelle wäre, wäre ich nett zu mir. «
    Das beeindruckte Jocelyn gar nicht. »Sie können mir keine Angst einjagen, Mr. Angel. Sie könnten mich genausogut auf der Stelle töten, weil ich nämlich ganz bestimmt nicht Ihre Mätresse oder Ihre Hure werde. «
    »Wie wäre es damit, meine Frau zu werden? «
    Das versetzte ihr einen Schlag. »Sie wollen mich heiraten? Aber Geld bedeutet Ihnen doch gar nichts, wenn ich mich recht erinnere. «
    »Was hat denn Geld damit zu tun? «
    Was für eine absurde Frage. »Gut, dann erzählen Sie mir vielleicht, wie Sie auf den Gedanken kommen, mich zu heiraten. «
    »Neben den naheliegenden Gründen hat ein Mann das Recht, seine Ehefrau zu schlagen. «
    »Das finde ich überhaupt nicht komisch! « fauchte sie, als ihr sein plötzliches Gelächter klarmachte, daß er sie nur aufgezogen hatte. »Scheußlicher Kerl«, murmelte sie vor sich hin.
    »Wo bleibt dein Sinn für Humor, mit dem du den Engländer so aufgebracht hast? «
    »Der hat sich anscheinend schlafen gelegt, und genau das täte ich auch gern. Wollen Sie die ganze Nacht lang durchreiten? «
    »Ist es dir lieber, wenn ich anhalte und warte, bis meine Freunde uns eingeholt haben? «
    Sein Humor ging ihr allmählich auf die Nerven. »Vergessen Sie meine Leute nicht. «
    »Deine Wachen haben sich wahrscheinlich in den Bergen verirrt, Süße. Unter ihnen sind keine Fährtensucher. Natürlich ist da dieses Halbblut, das du dir als Reiseführer zugelegt hast«, fügte er nachdenklich hinzu. »Würde der Kerl sich die Mühe machen, dich zu suchen? «
    So abscheulich, wie Colt sie in der letzten Zeit behandelt hatte? »Nein«, sagte sie, ohne erst nachzudenken, und dann erkannte sie, daß sie hätte lügen sollen. »Aber ich täte meine Wache an Ihrer Stelle nicht so schnell ab. «
    Daraufhin lachte er, und das ging einfach zuweit. Jocelyn fing an, in Form einer Salve auf ihn loszulassen, was «sie von ihm hielt, als sie ein Pferd nahen hörte. Sie schnappte nach Luft, als sie sich umblickte und eine verschwommene graue Wolke in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf sie zurasen sah. Das Herz schlug ihr fast in der Kehle.
    »Wir werden demnächst eingeholt. «
    »Ich weiß. «
    »Sie - so tun Sie doch etwas! «
    Das tat er auch. Er hielt sein Pferd an und ließ es umkehren. Er stieg sogar ab und zog sie mit sich hinunter. Aber er zog seine Pistole nicht und griff auch nicht nach seinem Colt. Sie starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Sie wartete nicht erst ab, ob es so war. Sie lief los und kam etwa fünfzehn Meter weit, ehe sie von den Füßen gerissen wurde. Ihr verängstigter Aufschrei schallte durch die Gegend und blieb ihr im Hals stecken, als sie wieder einmal auf ein Pferd geworfen wurde.
    »Ist alles in Ordnung mit dir? «
    Jocelyn blinzelte und traute ihren eigenen Ohren nicht, aber es war wirklich seine Stimme. Sie blickte zu ihm auf, um sich zu vergewissern, sah sein entflammtes, schönes Gesicht und wimmerte nur noch: »O Colt! «
    Aus irgendeinem blöden Grund brach sie in Tränen aus und begrub ihr Gesicht an seiner Brust. Er hielt sein Pferd an, und dann schlangen sich seine Arme noch fester um sie. Einen Moment lang bekam sie keine Luft mehr, weil er sie zu dicht an sich preßte. Dieser Mann machte sich offenbar keine Vorstellung von seiner eigenen Kraft.
    »Ist alles in Ordnung mit dir? « wiederholte er.
    »Ja. «
    »Warum weinst du dann? «
    »Ich weiß es nicht! « Und sie schluchzte nur um so heftiger, bis sie Angel in der Ferne lachen hörte. Dann zuckte sie steif zusammen und fragte: »Wo ist dein Revolver? «
    »Wieso? «
    »Ich werde diesen miesen Kerl erschießen! «
    »Nein, das wirst du nicht tun«, sagte Colt lakonisch. »Es mag sein, daß ich es tue, aber du wirst es nicht tun. «
    Mit diesen Worten riß er sein Pferd herum und trabte an die Stelle zurück, an der Angel ihn erwartete - und immer noch fröhlich in sich hineinlachte. Jocelyn hatte keinen Sinn für den Humor dieses Mannes, aber sie war aufgebracht über sein Lachen. War ihm denn nicht klar, daß sie gerettet worden war, und diesmal wahrhaftig gerettet? Dann dämmerte es ihr. Es war wirklich vorbei, jetzt, da Colt hier war. Er würde nicht zulassen, daß ihr etwas zustieße. Es mochte zwar sein, daß er sie nicht mehr leiden