Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey

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auseinanderrollte. Das würde der Mann nicht wagen! Und doch mußten alle, die am Tresen standen, anderer Meinung sein, denn die Leute gingen auseinander, wichen weit zurück und stellten sich an die Wand. Die Tische, die dem Tresen am nächsten standen, leerten sich ebenfalls. Jemand grub sogar eine Faust in ihre Jacke und zerrte sie aus dem Weg. Und Colt wandte sich immer noch nicht um.
    Als sich Jocelyn von ihrem potentiellen Beschützer losriß, knallte die Peitsche. Sie konnte den dunklen Abdruck auf Colts Rücken sehen, dort, wo ihn die Peitsche getroffen hatte und das Wildleder aufgeplatzt war. Ihr Grauen spottete jeder Beschreibung. Diese Bestie hatte es tatsächlich getan, Colt einen Peitschenhieb versetzt, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch die bekam er nicht. Zu ihrem Erstaunen und zur größten Verblüffung aller Anwesenden unternahm Colt überhaupt nichts. Er rührte sich nicht vom Fleck, und ihm war kein Anzeichen dafür anzusehen, daß ihm weh getan worden war. Und dieser Hieb mußte schmerzhaft gewesen sein. Der Knall war so laut wie ein Schuß gewesen.
    Der Bär war ebenfalls überrascht, daß er seinem Opfer keine Reaktion entlockt hatte, aber nur im ersten Moment. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er auf Colts Rücken, trat vor den Spiegel, um sein Gesicht sehen zu können, und kniff die Augen dann noch fester zusammen.
    »Du kommst mir reichlich bekannt vor, Halbblut. Hast du mir schon mal Ärger gemacht, vielleicht, als ich so besoffen daß ich mich nicht mehr daran erinnern kann? « Dann schrie er: »Antworte mir, du Bastard! « und ließ diese Peitsche noch einmal durch die Luft zischen.
    »Nein«, keuchte Jocelyn, als der zweite Hieb auf Colt heruntersauste, und sie wollte nach vorn stürzen, doch eine kräftige Hand auf ihrer Schulter hielt sie zurück.
    »Halt dich raus, Junge. Er ist nur ein Halbblut. «
    Das raubte ihr jeden Rest von Vernunft. Sie verstand nichts von alledem, nicht die Vorurteile, die einen Mann dazu bringen konnten, so etwas zu sagen, nicht die Apathie, die alle anderen dazu brachte, einfach dazustehen und zuzusehen, statt etwas zu unternehmen, um solche Grausamkeiten zu verhindern. Am allerwenigsten verstand sie, was mit Colt los war, wenn er das stumm hinnehmen und über sich ergehen lassen konnte. Sie konnte es jedenfalls nicht mitansehen.
    Sie wandte sich zu dem Kerl um, der ihre Schulter gepackt hatte, und zog ihm das Gewehr von der Hüfte, ehe er ihre Absicht durchschaut hatte. Mit seinem langen Lauf war es sperrig und nicht gut zu handhaben. Sie mußte es auf ihren Unterarm stützen, aber selbst so rechnete sie sich keine großen Chancen aus. Große Handfeuerwaffen waren nicht gerade ihre Spezialität.
    Das konnte der Bär jedoch nicht wissen. »Schlagen Sie Noch einmal zu, Sir, und ich werde auf Sie schießen müssen. « Noch mehr Leute gingen ihnen aus dem Weg, diesmal die, die hinter ihr und hinter dem Bären standen. Wenn sie schon sonst nichts erreicht hatte, hatte sie doch wenigstens seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und das war entschieden beunruhigend. Sie warf einen flüchtigen Blick auf Colt, aber dieser verdammte Kerl, blieb selbst jetzt, nachdem sie sich eingemischt hatte, regungslos. Glaubte er im Ernst, sie könnte es ganz allein schaffen, sie beide heil aus dieser Situation herauszuholen?
    »Hast du mit mir geredet, Junge? « fragte sie der Bär. »Ich hoffe, so dumm bist du nicht. «
    Sie zuckte kurz zusammen, als er die Peitsche einholte Wenn sie die Waffe weiterhin auf ihn richtete, würde er die Peitsche gegen sie einsetzen.
    Ihre Hände fingen an zu schwitzen. Sie brauchte zwei Anläufe, um den Hahn zu spannen. Das Geräusch hallte schrecklich laut durch die Totenstille, die sich über den Raum gesenkt hatte. Und das einzige, was sie damit erreichte, war, daß der Bär jetzt wütend auf sie war, und zwar so sehr, daß er sich nicht an dem Gewehr zu stören schien, das sie auf ihn gerichtet hielt.
    »Du kleiner Scheißer«, knurrte er. »Hau ab, oder ich mache Hackfleisch aus dir. «
    »Warum ziehst du nicht Leine, Pratt? « rief jemand aus. »Das ist doch noch ein Baby. «
    »Du willst wohl auch was abkriegen? « lautete die Antwort des Bären.
    »Hast du für heute nicht schon genug angegeben, Pratt? « Diesmal kam der Ruf aus einer anderen Ecke.
    Jocelyn faßte sich wieder ein Herz, bis sie erkannte, daß es den Mann erboste, nicht alle Anwesenden geschlossen hinter sich zu haben, und diese Wut wollte er jetzt an ihr