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Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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auslassen.
    »Verfluchter Kerl! Laß das Ding fallen, oder schieß! «
    Er ließ ihr keine andere Wahl, denn er riß den Arm jetzt zurück, um diese Peitsche in ihre Richtung knallen zu lassen. Sie drückte ab - und erstarrte dann vor Grauen. Nichts war passiert. Sie hatte eine Waffe an sich gebracht, die nicht geladen war!
    Die barbarische Heiterkeit auf Pratts Gesicht sprach Bände. Für ihre Dreistigkeit, ihn herauszufordern, würde sie jetzt bluten und dabei unsägliche Schmerzen erleiden. Dieses Wissen lähmte sie mit einer solchen Angst, daß sie noch nicht einmal schreien konnte, als sie sah, wie die Peitsche auf sie zukam, und noch viel weniger war sie in der Lage, dem Hieb auszuweichen.
    Der Knall war schlimmer als der Hieb - Jocelyn spürte sogar überhaupt nichts. Vielleicht hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen aber sie empfand keinen Schmerz. Und doch roch sie den Rauch und sah Pratt langsam auf dem Fußboden zusammenbrechen, und sie wußte, daß jemand zu ihrer Rettung gekommen war, daß sie einen Schuß gehört hatte und nicht etwa den Knall der Peitsche.
    Es war verständlich, wenn sie diesmal nicht automatisch davon ausging, daß Colt ihr Retter war, denn schließlich hatte er die Dinge erst soweit kommen lassen. Und doch war es seine Waffe, aus der noch der Rauch aufstieg, und es waren seine Augen, in die sie sah, als sie erleichtert in sich zusammensackte - und dann fast im selben Augenblick zu sieden begann.
    Doch sie hatte ihren akuten Wutausbruch vollkommen unter Kontrolle. Sie drehte sich langsam um, reichte ihr nutzloses Gewehr wieder seinem Besitzer und verließ dann wortlos und mit sicheren Schritten den Saloon. Sie würde nie mehr ein Wort mit Colt Thunder reden. Aus welchen diabolischen Gründen er sich auch immer bis zum allerletzten Moment davon hatte abhalten lassen, etwas zu tun - und sie hatte den Verdacht, er hätte ihr lediglich eine Lektion erteilen wollen -er hatte zugelassen, daß sie zu Tode erschrocken war, und das würde sie ihm niemals verzeihen.

Kapitel42
    Colt sah, wie die Herzogin den Saloon verließ, doch er machte keine Anstalten, ihr zu folgen. In dem Moment konnte er es einfach nicht. Er fühlte sich so schwach wie ein Säugling. Das Herz schlug ihm immer noch gegen die Rippen, und der kalte Schweiß stand noch auf seiner Haut. So etwas war ihm noch nie passiert, und er wußte noch nicht ein m al mit Gewißheit, was ihm eigentlich zugestoßen war.
    Er hatte bemerkt, daß Ramsay Pratt ihn im Spiegel ansah, er hatte ihn erkannt, und er hatte eine so primitive Genugtuung verspürt, daß er fast einen Freudenschrei angestimmt hätte. Er hatte sich so oft vorgestellt, diesem Mann noch ein mal zu begegnen, sich ausgemalt, wie er ihn ansprechen und sein Magazin in ihn pumpen würde, nicht um ihn zu töten, sondern um ihn zum Krüppel zu machen. Er wollte seinen Tod nicht. Er wollte, daß Pratt mit derselben Form von Bitterkeit und Pein weiterleben mußte, die zu einem Bestandteil seines eigenen Lebens geworden war, seit ihre Wege sich das letzte Mal gekreuzt hatten.
    Er hatte bewußt nicht reagiert, weil er wollte, daß sich der Mann in seine Wut hineinsteigerte. Er wollte ihn auf die Palme bringen, ihn derart in Raserei versetzen, daß er zu seiner Peitsche griff. Aber als er bekommen hatte, was er wollte, hatte er versucht, sich zu dem Kerl umzudrehen und ihm gegenüberzutreten, doch er hatte feststellen müssen, daß er es nicht konnte. Es war, als hätte sich sein Körper einfach ausgeklinkt, als er diese Peitsche sah, als hätte der Teil seines Gehirns, der über seinen Körper bestimmte, sich entschlossen, sich nicht noch einmal auf eine Konfrontation mit dem Mann einzulassen, der die Peitsche schwang, als hätte er Angst davor, diese Erfahrung noch einmal zu machen.
    Selbst als Ramsay ihm den ersten Peitschenhieb versetzt hatte, war es ihm noch nicht möglich gewesen, sich aus dieser tranceartigen Benommenheit herauszureißen, die ihn gepackt hatte. Er hatte auch keine Schmerzen, die ihm dabei hätten helfen können. Sein Gewebe und seine Nerven waren derart beschäftigt, daß er wahrscheinlich nichts gespürt hätte, wenn man ihm glühende Kohlen auf den Rücken gepackt hätte. Er wußte bis jetzt noch nicht, ob Ramsay ihm diesmal neue Schäden zugefügt hatte. Das konnte er erst wissen, wenn er seinen Rücken selbst gesehen hätte.
    Aber das, was ihn unbewußt gelähmt hatte, war nichts anderes als Angst, und das nackte Grauen hatte ihn gepackt, als die Herzogin

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