Wyoming 2 - Wildes Herz

schreiben. «
    »Der Vorname ist White«, erwiderte Colt gelassen.
    »White Thunder«, höhnte Dewane. »Das paßt. «
    »Wieso? « wollte Clint wissen. »Das ist doch nicht so irre wie Mad Dog oder Crazy Horse. «
    »Du vergißt, daß er ein Halbblut ist, du Dummkopf«, sagte
    Dewane angewidert. »Das steht für seine weiße Hälfte. «
    »Nein, es steht für den Blitz, der mit dem Donner einhergeht«, sagte Colt ruhig, während er seinen Revolver zog und eine Kugel mitten durch Dewanes Stirn schoß.
    Clint starrte ihn entsetzt an und vergaß, daß er selbst sei nen Revolver gezogen hatte. Die Herzogin fing an zu schreien, als sie mit Dewane auf den Boden sackte, und in dem Moment sah Clint Colt an-und nahm die Kugel in Empfang, die für ihn reserviert war. Es war ein reiner Reflex, daß er daraufhin einen Schuß abgab, doch die Kugel traf nur wenig vor ihm den Boden.
    Colt vergewisserte sich, daß er auch wirklich tot war - bei Owen bestand nicht der geringste Zweifel - ehe er Jocelyn auf die Füße half. Sie holte augenblicklich zu einem Kinnhaken aus, dem er nur knapp ausweichen konnte. Ihre Wut mußte er trotzdem über sich ergehen lassen.
    »Du hättest mich töten können! Er hätte mich umbringen, können! «
    Er fing ihr Handgelenk, als sie zu einem weiten Kinnhaken ausholte und riß sie fest in seine Arme. »Es ist vorbei, Herzogin«, sagte er sanft zu ihr. »Im übrigen schieße ich nicht, wenn ich nicht ganz genau weiß, was ich treffen werde. «
    Er spürte den Schauer, der sie durchzuckte, ehe sie matt an ihm zusammensackte. »Ich glaube, ich habe in der letzten Zeit zu viel Leichen aus nächster Nähe gesehen. Bring mich von hier fort, Colt. «
    Nichts hätte er lieber getan, aber als er sah, wie die Städter zusammenliefen und auf sie zukamen, um die Ursache der Schüsse zu ergründen, wußte er, daß er damit noch warten mußte. Deputy Smith war auch in der Menge. Zum Glück kannte er ihn, und das hieß, daß man sie nicht allzu lange aufhalten würde, um sie zu verhören.
    »Ich bringe dich ins Rocky Valley, sowie ich diesen ganzen Mist geklärt habe, Herzogin. Dann reite ich in die Stadt zurück und sehe nach, ob einige deiner Wachen schon vor uns hier angekommen sind, aber solange sich der Engländer noch hier rumtreibt - und wer weiß, welche neuen Männer er inzwischen anheuern konnte, wie diesen Clint zum Beispiel - bist du auf der Ranch sicherer. « Sie wandte nichts dagegen ein. Das einzige, was zählte, war, daß er sie jetzt noch nicht verließ.
Kapitel44
    Das erste, was die Frau zu ihm sagte, war: »Wenn er keine Geschlechtsumwandlung mitgemacht hat, Colt, dann ist das nicht Billy, den du nach Hause gebracht hast. « Und dann wurde er umarmt, von Kopf bis Fuß gemustert und schließlich stirnrunzelnd angesehen. »Ich hätte nie geglaubt, daß es so lange dauern würde. Hast du den Schwachkopf nicht gefunden? «
    Jocelyn hielt sich einfach im Hintergrund und hörte sich die kurze Erklärung an, die Colt abgab, und dann den Hagel von Fragen, die er beantwortete. Sie glaubte nicht, daß sie ihn je so viel reden gehört hatte, jedenfalls bestimmt nicht an einem Stück. Natürlich zweifelte sie keinen Moment lang daran, daß die schwarzhaarige Schönheit mit den wunderbaren türkisfarbenen Augen seine Schwester Jessie war, die ihm seinen Namen gegeben und ihm Englisch beigebracht hatte - auch daran konnte kein Zweifel aufkommen, wenn man die beiden miteinander reden hörte.
    Endlich wurde sie vorgestellt, aber, wie typisch für Colt, ganz einfach als die Herzogin. Sie fragte sich, ob er sich wohl überhaupt noch an ihren Namen erinnern konnte, machte sich aber nicht die Mühe, seine Schwester zu verbessern, als diese davon ausging, Herzogin sei wirklich ihr Name und nicht ihr Titel.
    Dann lernte sie Jessies Mann kennen, Chase, einen absolut umwerfenden Mann, dessen Augen so dunkel waren, daß sie schon schwarz wirkten. Jessie sah zwar aus, als sei sie nicht älter als einundzwanzig, aber sie mußte mit ihrem siebenjährigen Sohn, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war, einer fünfjährigen Tochter und noch einem Jungen von vier Jahren wohl doch ein wenig älter sein. Es wa-ren wunderschöne Kinder, und Jocelyns Brust schnürte sich zusammen, als sie zusah, wie sie alle auf ihrem >Onkel Colt herumkrabbelten.
    Da sie kurz nach Einbruch der Dunkelheit auf der Rock Valley Ranch eingetroffen waren, zog Jocelyn sich früh zurück, um Colt ein ungestörtes Familientreffen zu