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Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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beeindruckendes Erlebnis gewesen. Ihr Vater hatte sie wie einen Jungen aufgezogen, und sie führte die Ranch, die er ihr hinterlassen hatte, so gut wie jeder beliebige Mann. Sie trug Kniebundhosen, war bewaffnet und wußte alles, was man nur irgend über die Aufzucht von Rindern wissen konnte. Billy hatte sie angebetet und war begeistert gewesen, als er erfahren hatte, daß sie nicht nur seine Stiefschwester, sondern seine richtige Schwester war, da Thomas Blair auch sein Vater war.
    Aber Rachel war nach Chicago zurückgekehrt und hatte Billy mitgenommen, und erst ein paar Jahre später hatte Billy die Rocky Valley-Ranch wieder aufsuchen können. Es war ausgerechnet an dem Tag gewesen, an dem Colt zum ersten Mal aufgetaucht war, doch damals wurde er noch Weißer Donner genannt.
    Billy hatte natürlich von ihm gehört. Der Cheyenne Krieger war viele Jahre lang Jessies engster Freund gewesen, doch er war vorher nie auf ihre Ranch gekommen. Aber anfangs hatte Billy nicht gewußt, wer er war, und nachdem er von all dem Ärger gehört hatte, den die Sioux und die Cheyenne zu der Zeit machten, war es erschreckend, einen Indianer derart kühn und verwegen auf die Ranch reiten zu sehen, um es gelinde auszudrücken. Und es war offensichtlich, daß er keiner von der zahmen Sorte war.
    Halbnackt und mit seinem Haar, das ihm bis mitten auf den Rücken wehte, nein, White Thunder hatte nichts Zahmes an sich - solange man ihn nicht mit Jessie sah und ihn Englisch sprechen hörte. Und zwar kein überdeutliches und pedantisches Englisch, wie man es von einem Indianer erwartet hätte, dem diese Sprache beigebracht worden war, sondern die gedehnte Aussprache, die man im Westen gewohnt war, ein genauer Abklatsch der Art, in der Jessie sprach, was schließlich nicht weiter erstaunlich war, denn er hatte sein Englisch bei ihr gelernt.
    Mit seinen elf Jahren war Billy von Thunder genauso beeindruckt gewesen wie von Jessie. Es war ihm nicht gelungen dazubleiben und bei seiner Umwandlung in einen >Weißen<
    zuzusehen, und daher hatte er ihn kaum wiedererkannt, als Colt weniger als ein Jahr später zu Rachels Hochzeit mit Chases Vater Carlos Silvela mit Jessie und Chase in den Osten gekommen war. Aber ihm war immer noch etwas geblieben, was es Billy unmöglich machte, sich in seiner Gesellschaft ganz und gar zu entspannen, obwohl er damals offen und zugänglich gewesen war. Und Billy glaubte nicht, daß sich daran je etwas ändern würde, vor allem, da Colt nicht mehr unbeschwert war. Seine Sorglosigkeit hatte er seit diesem Ärger, den er damals im Jahre 78 gehabt hatte, als er fast gestorben war, nicht wiedergefunden.
    Damals war Billy dahintergekommen, daß Colt nicht nur Jessies bester Freund war, sondern dazu noch ihr Halbbruder und somit auch Billys. Thomas Blair hatte sie alle gezeugt. Leider hatte Billy auch dann nicht das Gefühl, Colt näherzukommen, jedenfalls nicht so, wie Jessie mit ihm stand. Ob Bruder oder nicht - Colt konnte ihm mehr Angst einjagen als zehn Billy Clantons, ohne auch nur etwas dafür zu tun.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, fragte Colt: »Wer war dein hitzköpfiger kleiner Freund? « Billy antwortete, ohne sich vorher etwas dabei zu denken, und im nächsten Moment war er gegen die Mauer des Sattelgeschäftes gepreßt, an dem sie gerade vorbeikamen, und Colts Fäuste hatten sich in seine Hemdbrust gegraben. »Hast du deinen Verstand im Osten gelassen, Kleiner? Ich habe genug von dieser Horde gehört, ehe ich auch nur den halben Weg durch dieses Territorium hinter mich gebracht hatte, genug, um zu wissen, daß man diesen Kerlen aus dem Weg geht. «
    »Tja, ich eben nicht«, sagte Billy zu seiner Verteidigung. »Jedenfalls nicht, bevor es zu spät war. « Er war außerstande, Colt in die stechenden Augen zu sehen, als er hinzufügte: »Ich habe mich sozusagen anheuern lassen, weil ich dachte, ich würde auf einer Ranch arbeiten. «
    »Du dämlicher I... «
    »Um Gottes willen, Colt, ich wußte doch nicht, worauf ich mich einlasse! Mir ist das Geld ausgegangen. «
    »Du hättest nichts weiter zu tun brauchen, als nach Hause zu telegrafieren. «
    »Wenn ich das getan hätte, hätte ich nach Hause kommen müssen, und ich bezweifle, daß meine Mutter bereit ist, die Dinge von meiner Warte aus zu sehen. «
    »Ob sie das ist oder nicht - ach, Mist, vergiß es. « Er ließ Billy los und warf einen Blick auf das Oriental, aber nach ihnen war niemand mehr aus der Bar gekommen. Er lief weiter, um sein Pferd zu holen,

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