Wyoming 2 - Wildes Herz
genommen haben, und daher malte er sich aus, daß er den Rest des Tages für seine Suche brauchen würde. Und bei dem Glück, das er hatte, würde ihn die Suche wahrscheinlich auch in eine Reihe von Saloons führen, ehe er am Ende war, und dort war die Gefahr, daß er Ärger bekäme, am größten. In seiner derzeitigen Verfassung störte er sich nicht besonders daran.
Billy Ewing fuhr sich mit einer Hand nervös durch das dunkelbraune Haar, ehe er sich noch einen Schluck von dem Zeug einschenkte, das einem in der Oriental Bar und im Gambling Saloon als Whiskey vorgesetzt wurde und von dem man nicht allzuviel trinken konnte, bis Lähmungen einsetzten. Er steckte tief in der Scheiße und wußte es, aber ihm fiel nichts ein, wie er sich aus seiner Lage befreien konnte, ohne eine Kugel in den Kopf zu kriegen. Er hatte geglaubt, das Oriental sei der allerletzte Ort, an dem sein neuer >Freund< auftauchen würde, da ein Teil eben dieser Bar Wyatt Earp gehörte, und zu den Dingen, die er erst vor kurzem herausgefunden hatte, gehörte, daß die Brüder Earp und die Clanton Bande in einer Fehde miteinander lagen. Aber im Moment war keiner der Earps in der Nähe, und Billy Clanton, der jüngste der Clanton Brüder und sein neuer Freund, hatte ihn selbst hier gefunden.
Wie trügerisch der Schein doch sein konnte, aber wie hätte jemand, der es nicht wußte, ahnen können, daß der junge Clanton, der nicht älter als sechzehn sein konnte, wenn überhaupt, bereits ein kaltblütiger Killer war? Himmel noch mal.
Billy war Clanton in Benson begegnet, und als sie festgestellt hatten, daß sie am nächsten Tag beide nach Tombstone aufbrechen wollten, hatten sie beschlossen, gemeinsam zu reiten. Billy war dankbar gewesen, in Gesellschaft eines Jungen weiterreiten zu können, der sich in der Gegend auskannte, und noch dankbarer für den Job, den man ihm auf der Clanton Ranch bei Galeyville angeboten hatte. Wenn er sich mit den Arbeiten auskannte, die auf einer Ranch anfielen, dann lag es an all den Sommern, die er in Wyoming bei seiner Schwester verbracht hatte, und er brauchte entschieden Arbeit, da ihm das Geld gerade ausgegangen war. Aber diesmal war seine Unwissenheit deutlich herausgekommen. Er hatte versucht, sich als etwas auszugeben, was er nicht war, er hatte die Fragen nicht gestellt, die er hätte stellen sollen, und er hatte festgestellt, daß er nicht etwa auf einer Ranch eingestellt worden war, sondern bei einer Bande von Viehdieben, Postkutschen- und Eisenbahnräubern. Die Ranch bei Galeyville war lediglich ihr Unterschlupf.
Ein paar Bergarbeiter, die in der Montain Maid Mine arbeiteten, hatten ihn mit Clanton reiten sehen und ihn noch in der allerersten Nacht in der Stadt aufgeklärt. Nicht, daß er bereit gewesen wäre, ihnen aufs Wort zu glauben. Aber jeder, den er später danach gefragt hatte, hatte ihm dasselbe erzählt. Die Clanton Bande trieb ihr Unwesen schon seit Jahren in dieser Gegend, und sie war deshalb in Tombstone auch schon mit dem Gesetz aneinander geraten. Man kannte sie immer noch unter dem alten Namen, obwohl der alte Clanton, der die Bande gegründet hatte, vor ein paar Monaten getötet worden war und Curly Bill Brocius jetzt der Boß war.
Neben Bill Brocius und den drei Brüdern Ike, Finn und Billy Clanton hatte die Bande weitere bekannte Mitglieder, die außerdem hier in Tombstone auch allgemein als Störenfriede bekannt waren. Einer von ihnen war John Ringo, von dem man wußte, daß er am Mason County-Krieg unten in Texas teilgenommen hatte, ehe er sich der Bande angeschlossen hatte, und der vor nicht allzu langer Zeit in einem Saloon in der Allen Street Louis Hancock getötet hatte. Frank und Tom McLaury gehörten auch dazu, und ihre Namen hörte man häufig. Und Billy Claiborne, ebenfalls ein junger Glücksjäger, der darauf beharrte, Billy the Kid genannt zu werden, da der echte Kid jetzt tot war. Claiborne hatte schon drei Männer dafür getötet, daß sie über eine solche Großmäuligkeit gelacht hatten, und Ike und die McLaury-Brüder hatten ihn gerade erst in der letzten Nacht gewaltsam aus dem San Pedro-Gefängnis befreit, nachdem er für diesen dritten Mord verhaftet worden war.
Der junge Billy Clanton war in das verwickelt gewesen, was jetzt als das >Massaker im Guadelupe Canyon< bezeichnet wurde und seinen Vater in den Tod geführt hatte. Ewing hatte schon so einiges über dieses spezielle Verbrechen der Clantons gehört. Die Bande hatte einen Maultiertreck überfallen, der im Juli
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