Wyoming 2 - Wildes Herz
liebsten einen Tritt in den Hintern verpaßt, als er dieses Gesicht sah - nicht, daß er es je wirklich gewagt hätte, aber ihm war danach zumute.
Und was hatte Colt damit erreicht, wenn alle, die sie ansahen - und jeder auf der ganzen Straße sah sie an - sehen konnten, wem sie nachstarrte und mit wem sie hatte reden wollen? Billy war es ganz bestimmt nicht, denn nachdem Colt losgeritten war, drehte sich der elegante Rotschopf um, und nachdem sie ein paar Worte an einen ihrer Begleiter gerichtet hatte, stieg sie wieder in ihre Kutsche und fuhr weiter.
Kapitel 8
Vanessa öffnete die Tür ihrer Suite im Grand Hotel und fand Babette vor, die kichernd mit einem Mr. Sidney im Korridor stand, einem von zwei Lakaien, die ständig um ihre Aufmerksamkeit warben. »Komm schon, Mädchen«, sagte Vanessa ungeduldig und bedachte Sidney mit einem finsteren, mißbilligenden Blick, woraufhin er schnell verschwand. »Ich konnte sie dazu bringen, sich mit einer kalten Kompresse hinzulegen, aber sie wird nicht ruhig sein, solange sie nicht gehört hat, was Alonzo zu melden hatte. Du hast seinen Bericht doch? «
»Aber natürlich. « Babette grinste, und ihre kunstvoll frisierten blonden Ringellöckchen hüpften, als sie ins Zimmer eilte. »Alonzo, der hat rausgefunden, wohin der Amerikaner geht, aber wie lange er dortbleibt... « Die französische Zofe zuckte die Achseln.
»Solange er nur bleibt, bis sie ihr Vorhaben hinter sich gebracht hat - auch wenn ich mir gar nicht vorstellen kann, worum es geht. Sie hat allerdings gesagt, daß er sich weigere, sich von ihr einstellen zu lassen. « Vanessa runzelte jetzt die Stirn und starrte die geschlossene Tür an, die zu Jocelyns Schlafzimmer führte. »Wenn ich es mir genauer überlege, wäre es vielleicht doch das Beste, wenn sie ihn nicht wiedersähe. Seit den ersten Monaten nach dem Tod des Herzogs habe ich nicht mehr erlebt, daß sie derart in Tränen ausgebrochen ist. «
»Das ist doch kein Wunder, nach allem, was ihr heute zugestoßen ist... «
»Ja, ja, ich weiß«, erwiderte Vanessa, die sich immer noch darüber wunderte, daß keiner von ihren Leuten in diesem Hinterhalt ernstlich verletzt worden war. Zwei Männer waren verletzt worden und lagen unter ärztlicher Aufsicht im Bett, doch sie konnten mit ihnen Weiterreisen, wenn es soweit wäre. »Aber deshalb hat sie nicht geweint. Die Dreistigkeit dieses Halunken, sie derart vor den Kopf zu stoßen... «
»Vielleicht hat er sie nicht gesehen, oder? «
»Vielleicht. «
Aber das glaubte Vanessa nicht einen Moment lang. Und wenn es sie auch überraschte, wie groß Jocelyns Interesse an diesem Mann war, dann war sie doch nicht sicher, ob es klug von ihr gewesen wäre, dieses Interesse weiterzuverfolgen - nicht nach allem, was sie Vanessa über ihr Zusammentreffen mit ihm erzählt hatte. Es klang, als sei er viel zu... ungewöhnlich.
»Hat Alonzo auch herausgefunden, was ein Halbblut ist? «
Babettes hellblaue Augen wurden kugelrund, als sie sich an diesen Teil des Berichts erinnerte. »Oh, ja, aber ich glaube, das wird Ihnen gar nicht gefallen. «
»Damit habe ich auch nicht gerechnet«, bemerkte Vanessa trocken. »Na los, erzähl schon. «
Die Gräfin klopfte leise an, ehe die beiden Frauen in das verdunkelte Schlafzimmer traten. Die Sonne war gerade erst untergegangen, doch durch die offenen Fenster war noch ein lavendelblauer Himmel zu sehen, und das Licht reichte gerade noch aus, um zu erkennen, daß Jocelyn nicht schlief; sie saß da und sah ihre junge Zofe erwartungsvoll an.
Vanessa bedeutete Babette, die Lampen anzuzünden, ehe sie sagte: »Ich habe mir die Freiheit herausgenommen, eine leichte Mahlzeit zu bestellen, die demnächst gebracht werden sollte. Ich weiß nicht, was mit dir ist, aber mir ist bestimmt nicht danach zumute, mich heute zum Abendessen umzuziehen. «
Jocelyn sah ihre Freundin stirnrunzelnd an. »Du solltest diejenige sein, die sich hinlegt, Vana, vor allem nach den schrecklichen Kopfschmerzen, die du heute morgen gehabt hast. Mir fehlt gewiß nichts... «
»... was sich nicht durch eine Kleinigkeit zu essen und durch etwas Ruhe heilen ließe«, beendete Vanessa ihren Satz, und ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch.
Jocelyn seufzte. Es war einfacher, sich der Gräfin zu fügen. Seit Jocelyn sich diesem albernen Gefühlsausbruch hingegeben hatte, war sie dazu aufgelegt, sie zu bemuttern. Jocelyn sah Babette wieder an, die immer noch von Lampe zu Lampe huschte. Allein in diesem Zimmer gab es
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