Wyoming 2 - Wildes Herz
Junge auch nur aufrecht dastand, hatte Colt seinen Revolver gezogen und bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen, was er auch tat; seine Augen waren weit aufgerissen, und ein großer Teil der Farbe war aus seinem jungen Gesicht gewichen.
Billy stand langsam, ganz langsam auf, wurde aber etwas ruhiger, als Colt seinen Revolver wegsteckte. Colt hatte immer noch kein Wort gesagt, und Billy glaubte auch nicht, daß er es tun würde, jedenfalls nicht hier. Aber später...
Die Röte strömte jetzt in Clantons Gesicht und zeigte, wie wütend er darüber war, derart mühelos abgefertigt worden zu sein, aber er machte keine Anstalten, wieder aufzustehen. Er hielt aber auch nicht ganz still, nicht, wenn es Zeugen gegeben hatte, darunter auch noch ausgerechnet Earps Barkeeper Buckskin Frank Leslie. Kein Wort war gesagt worden, doch das Halbblut hatte die Aufmerksamkeit schon beim Betreten der Bar auf sich gezogen, und als er den jungen Clanton wortlos gezwungen hatte, sich wieder hinzusetzen, hatten sie ebenfalls Zuschauer gehabt.
»Du brauchst nicht mit ihm zu gehen, Ewing, was du auch getan haben magst. Du hast jetzt jemanden hinter dir. Wenn ich meinen Brüdern sage, daß... «
»Vergiß es, Mann«, sagte Billy mit einem Seufzer der Erleichterung, denn ihm war jetzt klar geworden, daß Colt ihn mit seinem Auftauchen aus seiner Patsche befreit hatte. Er grinste seinen kurzzeitigen Freund sogar an. »Ich muß allerdings mit ihm gehen. «
»Einen Dreck mußt... «
»Oh, ich bezweifle nicht, daß ich es höllisch abkriege«, fiel ihm Billy ins Wort und grinste noch breiter, ehe er hinzufügte: »Verstehst du, er ist mein Bruder. «
Kapitel7
Billy hatte seinen Spaß gehabt. Er grinste nicht mehr, als er auf den Gehsteig aus Holzbrettern vor dem Oriental trat und wartete, bis Colt durch die Schwingtüren gekommen war, mit dem Rücken voran, und schnell zur Seite getreten war, ehe sich seine Schußhand entspannte. Jetzt fühlte er sich eher hundeelend. Colt Thunder hier? Er machte sich gar nicht erst die Hoffnung, daß das ein Zufall war.
»Wo ist dein Pferd? « fragte Colt barsch.
Billy schnitt eine Grimasse, als er vor einem anderen Saloon ein paar Häuser weiter den Appaloosa mit dem kräftigen Knochenbau sah. »Ich bin zu Fuß von Noble' Hotel gekommen. Dort wohne ich. «
»Dann komm schon. «
Sie waren fast gleich groß, aber Billy kam sich vor, als stolperte er über seine eigenen Füße, während er versuchte, mit Colt Schritt zu halten. »Ich hätte nicht geglaubt, daß sie dich hinter mir herschickt, Colt, ich schwöre dir, daß ich das nicht gedacht hätte. «
»Dachtest du etwa, sie nimmt selbst die Verfolgung auf? «
»Natürlich nicht! Ich wußte, daß sie Jessie schreiben würde, und ich schätze, ich habe angenommen, daß sie Chase losschickt, damit er mich sucht. Sie hat sich immer auf ihn verlassen, wenn sie Hilfe brauchte. «
»Das war, ehe er Jessie geheiratet hat. Aber wahrscheinlich hätte es ihn erwischt, wenn er zu dem Zeitpunkt zu Hause gewesen wäre, aber das war er nicht. Und außerdem hat mich nicht deine Mutter geschickt, sondern Jessie. Sie hatte die dämliche Vorstellung, für mich sei es unproblematisch, dich aufzuspüren. «
»Es tut mir leid«, sagte Billy unbeholfen.
»Warte, bis ich entschieden habe, ob ich dich windelweich prügele oder nicht, ehe es dir leid tut. «
Billy zuckte zusammen. Er wünschte, er hätte Colt ins Gesicht sehen können, als er das sagte, aber der Mann lief immer noch mehrere Schritte vor ihm her und hatte sich beim Reden nicht umgesehen. Er hegte jedoch wenig Zweifel daran, daß er es ernst meinte. Wie er sich in dem Fall entschied, hing ausschließlich davon ab, wie wütend er war. Aber wenn er es sich genauer überlegte, hätte Billy die Antwort darauf auch nicht gefunden, wenn es ihm möglich wäre, Colt ins Gesicht zu sehen. Bei Colt konnte man nie wissen, woran man war, nicht wenn man bedachte, wie gut er jede Gefühlsregung verbergen konnte, wenn er es wollte.
In den letzten Jahren hatte Billy eine Überraschung nach der nächsten erlebt. Er war in Chicago bei seiner Mutter Rachel und seinem Stiefvater aufgewachsen, hatte aber nicht gewußt, daß Jonathon Ewing nur sein Stiefvater war. Er hatte auch nicht gewußt, daß er eine Schwester hatte, bis Jessies Vater gestorben war und Rachel nach Wyoming gefahren war, um die Vormundschaft für sie zu übernehmen. Er war damals erst neun Jahre alt gewesen, und jemanden wie Jessie kennenzulernen, war ein
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