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Wyoming 2 - Wildes Herz

Titel: Wyoming 2 - Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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der Stelle, und sie hätte auch gar keine Zeit gehabt. Es war ein Witz, daß keine von beiden glaubte, die Wachen könnten dieses Handgemenge gewinnen, und beide hatten recht. Die Zeltklappe flog abrupt auf, als Colt eintrat, ohne langsamer zu laufen, und mit zornigen Schritten kam er direkt auf Jocelyn zu. Sie wappnete sich, rührte sich aber immer noch nicht vom Fleck. Vielleicht bewirkte das, daß er sie nicht anrührte, als er vor ihr stand. Er warf lediglich seinen Hut vor ihre Füße auf den Boden - und schrie.
    »Ich sollte... wage es nicht... «
    Er beendete keinen von beiden Gedanken. Die offenkundige Ruhe, mit der sie seiner Wut begegnete, entwaffnete ihn. Es war faszinierend, ihm zuzusehen, wie er darum rang, die Kontrolle über seine Gefühle wiederzufinden. Er stand mit geschlossenen Augen da, und sie konnte fast spüren, welche Turbulenz in ihm herrschte, die Glut und die Wucht, die so dicht unter der Oberfläche tobten und doch nicht mehr zu sehen waren.
    Jocelyn hatte das Gefühl, es sei ihm vollkommen fremd, in irgendeiner Form die Selbstbeherrschung zu verlieren. Sie hielt ihn für einen Mann, der sich damit brüstete, seine Gefühle zu verbergen und ebenso seine Gedanken und seine körperlichen Regungen, und niemals einen Anhaltspunkt dafür zu geben, welche innere Aufruhr vielleicht in ihm wütete. Genau diese Selbstbeherrschung hatte sie schon an ihm erlebt. Aber andererseits war es nicht das erste Mal, daß er sie an schrie.
    Ob es wohl ein gutes Zeichen war, fragte sie sich, daß der Mann nur dann seine Ruhe zu verlieren schien, wenn er in ihrer Nähe war? Oder lag es nur an der Lage, in die er sich gebracht hatte und mit der er nicht zurechtkam? Sie wünschte, sie wüßte, was von beidem es war, aber sie hatte ihn für heute schon genug gepiesackt. Vanessa hatte wie üblich recht. Es ging nicht an, daß sie mit Feuer spielte, solange sie sich nicht vorher über die möglichen Konsequenzen klar war.
    Ehe er die Augen öffnete, kamen weitere Eindringlinge in das Zelt, diesmal sechs Wachen. »Sie kommen zu spät«, sagte Colt leise zu Jocelyn, während Vanessa den Männern eilig versicherte, es bestünde kein weiterer Grund zur Sorge. »Es ist viel zu einfach, an Sie ranzukommen, Frau, verdammt nochmal«, sagte er.
    »Nicht wirklich«, sagte sie genauso ruhig. »Der einzige Grund, aus dem Sie bis ins Zelt kommen konnten, ist der, daß die Männer Sie kennen. Hätte ein Fremder dasselbe probiert, dann wäre er nicht nur gemahnt worden, sondern sie hätten statt dessen auf ihn geschossen. Haben Sie draußen viel Schaden angerichtet? «
    »Nein. «
    »Gut. «
    Sie lächelte, ehe sie sich ihren Männern zuwandte und ihnen noch einmal beteuerte, daß alles nur ein Mißverständnis war. Sie nahm sogar die gesamte Schuld auf sich, berichtete allerdings keine Einzelheiten, sondern gab lediglich zu, sie hätte Colt unnötig provoziert. Da alle im Lager wußten, daß sie auf Colts Pferd und ohne Colt zurückgekommen war, war sein Aufbrausen sowohl verständlich, als auch verzeihlich.
    Er brauchte kein Wort zu seiner Verteidigung vorzubringen, aber das hätte er wohl auch kaum getan.
    Sir Parker war der einzige, dem es widerstrebte zu gehen, solange Colt noch da war, aber da Colt jetzt die Ruhe selbst war und beide Frauen beharrlich beteuerten, es werde keinen weiteren Ärger geben, blieb ihm in der Angelegenheit wenig anderes übrig. Sobald die Wachen gegangen waren, war es jedoch reichlich beunruhigend, sich Colts Äußerung anzuhören, die er leise, aber sehr ernst vorbrachte.
    »Ich habe versucht, mich zu beruhigen, indem ich laufe. Dann habe ich es mit Rennen versucht, aber beides hat nicht das Geringste genutzt. Nichts anderes, als dir den Hals umzudrehen, hätte wirken können. «
    Vanessa, die diese Worte entgeistert mit anhörte, machte den Mund auf, um die Wachen zurückzurufen, doch Jocelyn kam ihr zuvor. »Mein Hals weiß zu schätzen, daß Sie wieder bei Sinnen sind. Vielleicht sollte ich mich bei Ihnen entschuldigen... «
    »Das ist verdammt richtig. « Selbst das sagte er in einem gemäßigten Tonfall.
    »... aber Sie sollten sich auch bei mir entschuldigen, warum also einigen wir uns nicht darauf, daß wir diesmal quitt sind? «
    Er sagte kein Wort zu ihrem Vorschlag und nickte auch nicht, und Jocelyn wurde es unbehaglich zumute, als er sie mit stechenden Augen anstarrte. Was diese Augen sie empfinden lassen konnten, war wirklich tödlich, und dadurch, daß sie ihn ebenfalls anstarrte, wurde

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