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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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grünliches Leuchten durchdrang sein Kinderzimmer. Eine Hand tastete nach ihm – nein, keine Hand, etwas Glitschiges, Ekelhaftes, Schuppiges. Sein Atem stockte. Sein Herz raste.
    Mama, wo bist du?
    Seine Mama war nicht da. Und auch kein David.
    Auch kein Kinderzimmer.
    Er schlug die Augen auf. Und wünschte sich, er hätte es nicht getan. Über ihm war etwas so absolut Scheußliches, das etwas in ihm bei diesem Anblick zerbrach. Es hatte kein Gesicht, aber Augen. Es war durchsichtig und auch wieder nicht, es war glitschig und nicht greifbar und von enormen Ausmaßen, die sich ständig in ihrer Form veränderten, und er glaubte etwas völlig Unbegreifliches in seinen unmenschlichen Augen zu sehen.
    Robbie wollte schreien, aber es ging nicht. Seine Kehle war wie zugekleistert. Er wollte zurückkrauchen, aufspringen, weglaufen. Aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Er schluckte krampfhaft, und dunkle Schwärze stieg in ihm auf.
    Das Letzte, was er mitbekam, war, dass das … Etwaszurückwich, als wäre es enttäuscht von ihm. Dann trugen ihn die Schwingen der Ohnmacht mit sich fort.
    *
    Sie sahen sich an.
    Es herrschte ein Verstehen zwischen ihnen, das sich nicht in Worte fassen ließ. Ihre Lippen formten Worte, aber es waren ihre Gedanken, die sich zum Austausch miteinander verbanden.
    Wer bist du?, fragte sie.
    Ich bin der, der dich gesucht hat, sagte er.
    So wie ich dich, antwortete sie.
    Sie sahen einander weiter stumm an. Es war etwas in ihrer beider Blick, das sich miteinander verknüpfte. Es war etwas in ihrer beider Innersten, in den verborgenen Winkeln ihrer Seelen, das haltlos zueinanderstrebte und tief in die bislang sicher vergrabenen Geheimnisse stieß; Geheimnisse, die sie im Moment vielleicht nur erahnten, obwohl sie bereits mit aller Macht nach oben drängten.
    Es war ein Wiederfinden und ein Kennenlernen, eine Berührung ganz neuer, anderer und doch vertraut wirkender Art.
    Du weißt, warum wir hier sind?, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ihr schwarzes Haar flog sanft in alle Richtungen. Der See hinter ihr wallte leicht auf, aber es geschah beinahe lautlos wie alles hier. Das Einzige, was zu hören war, waren die vielfältigen winzigen Geräusche, die davon kündeten, dass die Höhle noch nicht zur Ruhe gekommen war. Es war ein beständiges Rieseln und Seufzen, ein leises Knacken und Knarren, das sich in ihre Gedanken einschlich wie zur Mahnung, dass hier nichts so fest gefügt war, wie es schien. Ein eigenes Universum, das sich ständig veränderte und erweiterte.
    Wir wurden auserwählt, sagte er, und erst als er es aussprach, begriff er, wie gewaltig dieser Gedanke war.
    Schon vor langer, langer Zeit wurden wir auserwählt, fuhr er fort. Doch dann wurden wir getrennt.
    Wir wurden auserwählt? Das Mädchen wirkte überrumpelt. Wieso wir? Wieso nicht nur ich?
    Darauf wusste er keine Antwort. Er hätte sagen können, dass es ihm richtig erschien, dass sie zu zweit waren. Vielleicht, weil es niemand allein schaffen konnte. Vielleicht, weil es gar nicht anders sein konnte.
    Spürst du denn nicht die Verbindung zwischen uns?, fragte er.
    Das Mädchen presste die Lippen aufeinander, bis sie fast blutleer waren. Sie war so schrecklich blass und so schrecklich traurig. Ihre dunklen Augen spiegelten die Ablehnung und den Schmerz, den sie erfahren haben mochte.
    Er hoffte nur, dass sich die Ablehnung nicht auch auf ihn bezog. Er durfte jedenfalls nicht zulassen, dass irgendetwas zwischen ihnen stand. Und er musste versuchen, ihren Schmerz zu lindern.
    Wie von selbst setzte er sich in Bewegung. Es waren nur ein paar Meter, die er zu überwinden hatte, aber sie kamen ihm wie eine fast unüberwindliche Distanz vor. Seine Beine versagten ihm beinahe den Dienst, so wacklig fühlten sie sich an, und sein Herz raste, als hätte er gerade einen Hundertmetersprint hinter sich.
    Als er schließlich direkt vor ihr stand, begriff er, dass es ihr vielleicht noch schlechter ging als ihm selbst. Die Ringe unter ihren Augen waren tief und sahen wie mit schwarzer Tusche nachgezogen aus, ihre Lippen waren blutleer und ihre Haut nicht bleich, sondern eher wächsern. Er bemerkte ein leichtes Schwanken, so als könne sie kaum noch ihr Gleichgewicht halten, und ein Flackern in ihrem Blick, das ihm aus der Entfernung gar nicht aufgefallen war.
    Er hob die Arme und wollte einen letzten Schritt auf sie zumachen, um sie in

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