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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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genau, was sie gesehen hatte, bevor sie gestürzt war. Es war der Blick auf ein Etwas gewesen, das sich jeder Beschreibung entzog – obwohl es durchaus Worte gegeben hätte, um es zu beschreiben. Ein Wurm? Ein riesiges schleimiges Wesen mit einer abstoßend schuppigen Haut, durch die pulsierende Eingeweide hindurchschimmerten …
    Du wirst tun, was du tun musst.
    Alina nickte. Sie würde tun, was zu tun war. Sie erhob sich.
    Sie war gezeugt worden, um zu dienen. Um sich zu vereinen. Und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, das uralte Versprechen einzulösen, das ihre Vorfahren vor Äonen gegeben hatten.
    Alina ging los. Es war dunkel hier unten, abgesehen von einem blauen Leuchten, das von den weit entfernten Wänden der Höhle zu kommen schien. Und einem silbernen Glanz vor ihr, der mehr zu erahnen als mit den Blicken einzufangen war. Sie fühlte sich unwiderstehlich von ihm angezogen.
    Sie ahnte, dass sie nach wie vor träumte. Aber gleichermaßen war sie auch wach, bei wachem Verstand. Es war ein anderer Zustand als der, in dem die Menschen lebten. Es war ein Zustand, der Hingabe verlangte, wollte man ihn erfahren. Und der Vereinigung erforderte, um ihn in die Welt zu tragen.
    Es gab uns schon immer. Aber dann kamt ihr. Und habt uns nicht gesehen. Wie konntet ihr nur?
    Sie hörte das Wispern, und sie vernahm die Worte. Aber sie verstand ihren Sinn nicht. Es hätte wahrscheinlich auch keinen Unterschied gemacht, wenn es anders gewesen wäre. In ihr wuchs das Verlangen, es trieb sie vorwärts – und das war das Einzige, was zählte.
    Sie näherte sich dem silbernen Glanz, der Lache, wie jetzt zu erkennen war. Wie oft war sie schon hier gewesen? Unzählige Male. Aber immer in dem merkwürdigen Zustand, den die Menschen Traum nannten. Jetzt war sie auf eine gänzlich andere Art hier. Auf die einzig richtige Art.
    Und sie ahnte, dass auch er hier war.
    *
    Schön, dass du hier bist …
    David war so erschöpft, dass er die Worte zunächst gar nicht verstand. Wenn noch irgendetwas Platz in seinem Hirn hatte, dann war es die Sorge um Robbie.
    Im Heizungskeller wolltest du ja nicht mitkommen.
    Nicht mitkommen? Auch wenn ihm nicht mehr einfallen wollte, warum er damals dort runtergegangen war, erinnerte er sich doch schemenhaft an die dunklen, vollgestellten Kellerräume in der Schule und an die fürchterliche Begegnung, zu der es dort unten gekommen war.
    Es war ein Irrsinn gewesen, damals die ausgetretenen, knarrenden Stufen hinabzugehen und sich mit pochendem Herzen immer tiefer hinein in die dunklen Gänge zu schleichen. Als er das begriffen und sich die Angst wie ein lähmendes Gift in ihm ausgebreitet hatte, hatte er sich nichts anderes gewünscht, als sich umzudrehen und wegzurennen.
    Und das wollte er immer noch.
    Du musst tun, was getan werden muss.
    Ja. Er musste tun, was getan werden musste. Der Sinn dieser Anweisung leuchtete ihm zwar nicht unbedingt ein, aber ihre Dringlichkeit. Er löste vorsichtig den Griff, mit dem er Robbie umklammert hielt, und flüsterte: »Ich bin gleich wieder da.«
    Damit stand er auf. Er befand sich in einem merkwürdigen Zustand. Obwohl er wach war, war er es auch wieder nicht. Innerlich füllte ihn noch immer die Erinnerung an eine zusammenbrechende Höhle aus, an ein schreckliches Getöse und die Angst, die damit verbunden gewesen war. Jetzt spielte das zwar keine Rolle mehr … aber er beschloss dennoch, auf der Hut zu sein.
    Und das auch, falls er nur träumen sollte. Denn Träume waren nichts anderes als ausgelagerte Wirklichkeit.
    Die Zeit der Begegnung ist gekommen.
    Er nahm seine Umgebung nur noch undeutlich wahr. Wenn er etwas zu fixieren versuchte, dann verschwamm das Bild vor seinen Augen und schien sich komplett aufzulösen. Aber eines erkannte er ganz deutlich vor sich: die silbrig glänzende Fläche des unterirdischen Sees, aus dessen Mitte ein grüner Lichtschein nach oben drang … wie ein Wesen aus einer anderen Welt, das jetzt bereit war, aufzusteigen in unsere Wirklichkeit.
    Erst auf den zweiten Blick sah er das Mädchen, das von der anderen Seite auf den See zustrebte und ihn nun geradewegs ansah.
    *
    Nico spürte seinen hämmernden Herzschlag bis in die Schläfen hinauf. Mit fürchterlicher Klarheit war er sich bewusst, dass er versagt hatte. Er hätte Alina unter allen Umständen festhalten müssen. Wenn er sich nur ein kleines

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