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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Arme zu schließen. Doch in ihren Augen flackerte Erschrecken, ja fast schon Entsetzen auf, sodass er die Bewegung nicht vollendete.
    Â»Es tut mir leid«, flüsterte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Es muss dir nicht leidtun. Du kannst nichts dafür.«
    Er fragte nicht, was sie damit meinte. Er blieb einfach vor ihr stehen, die Hände leicht vorgestreckt und in einer Haltung, aus der er sich jederzeit auf sie zu oder von ihr weg bewegen konnte.
    Sie schüttelte noch einmal den Kopf. »Du kannst nichts dafür, dass mein Leben bislang ein einziger Albtraum war.«
    Sie streckte eine Hand vor, und er ergriff sie. Sie war eiskalt, so als wäre gar kein Leben mehr in ihr. Er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen.
    Â»Ich kenne dich«, flüsterte er.
    Â»Ja«, sagte sie leise, und ohne sichtbar die Lippen zu bewegen, »ich dich auch.«
    Â»Zuerst dachte ich …«, er blinzelte eine Träne weg, »zuerst dachte ich …«
    Â»Wir wären so etwas wie ein Liebespaar, das nur zueinanderfinden müsste?« Sie schüttelte den Kopf, und ein leichtes Lächeln huschte über ihre Züge. »Nein. Das sind wir wohl nicht.«
    David starrte sie fragend an. Er war ausgefüllt von Gefühlen, die er nicht einordnen konnte. Und von Fragen, auf die er keine Antworten wusste. Aber eines wusste er mit völliger Klarheit: Ihn verband mit dem Mädchen etwas ganz anderes, als er es bislang vermutet hatte.
    Â»Aber was sind wir dann?« David griff nun nach ihrer anderen Hand, und sie ließ es zu, wenn auch im ersten Moment widerstrebend, sodass er sie fast augenblicklich wieder losgelassen hätte.
    Sie sah ihn traurig an.
    David spürte, wie sich ihm bei diesem Blick die Brust unerträglich verengte.
    Â»Ich habe bislang keine wirkliche Familie gehabt.«
    Er nickte ihr aufmunternd zu, und gleichzeitig stieg eine ungeheure Vorahnung in ihm auf.
    Â»Aber vielleicht bist du ja meine Familie«, sagte sie jetzt fast flüsternd.
    Er schwieg. Es war ungeheuerlich, was sie sagte. »Du meinst …«
    Er spürte, wie ihre Hände zu flattern begannen. Die Unruhe übertrug sich auf ihn, bis auch er am ganzen Körper zitterte.
    Â»Ich meine, dass ich deine Schwester sein könnte«, hauchte sie.
    David ließ ihre Hände los. Langsam und darauf bedacht, dass sie diese Geste nicht falsch verstand, trat er einen halben Schritt zurück.
    Â»Meine Schwester …« Er ließ das Wort auf sich wirken. Es löste etwas in ihm aus, das er nicht einordnen konnte. Erleichterung war dabei, aber auch Empörung darüber, dass man ihm seine Schwester all die Jahre vorenthalten hatte – wenn sie es denn wirklich war.
    Woran er merkwürdigerweise nicht eine Sekunde zweifelte. Nicht eine einzige Sekunde! Weil etwas tief in ihm es die ganze Zeit gewusst hatte.
    Â»Wie alt bist du?«, fragte er aus einem plötzlichen Impuls heraus.
    Â»Ich bin vor drei Wochen achtzehn geworden.«
    Â»Achtzehn!« David machte einen weiteren Schritt zurück. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Er vergaß, wo er war, was ihn hierhergeführt hatte und dass nicht weit entfernt ein kleiner Junge lag, der um sein Leben rang und zu verdursten drohte. »Wann genau hattest du Geburtstag?«
    Â»Am zweiten Oktober«, antwortete sie augenblicklich.
    Er spürte, wie ihn ein Schauer durchlief. »Genau wie ich! Ich bin auch am zweiten Oktober achtzehn geworden!« Er schüttelte den Kopf. »Aber wenn du am gleichen Tag wie ich Geburtstag hast«, die Worte schossen so schnell aus seinem Mund, dass er sich fast verhaspelte, »dann kannst du nicht meine Schwester sein.« Er winkte ab, als sie etwas erwidern wollte. »Nicht meine normale Schwester. Dann … dann wärst du ja meine Zwillingsschwester!«
    Er sah die Überraschung auf ihrem Gesicht, sah, wie sich ihre Augen erschrocken weiteten – und ihr plötzliches Begreifen. »Zwillingsschwester?«
    Â»Ja. Verstehst du denn nicht? Wenn wir am gleichen Tag geboren worden sind, und wenn wir – wenn wir! – wirklich Geschwister sind: Dann sind wir Zwillinge.«
    Â»Zwillinge.« Sie sah ihn immer noch aus weit aufgerissenen Augen an. Dann nickte sie. »Zwillinge«, wiederholte sie, als wolle sie die Wirkung des Wortes prüfen.
    Â»Wie heißt du?«, fragte er.
    Â»Alina. Den Namen hat mir meine Stiefmutter

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