Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
wie er selbst. »Er wird uns nicht gehen lassen. Er wird nun auch dir alles nehmen. Es wird deine Kraft zerschmettern und deinen Widerstand. So wie er das auch bei mir gemacht hat.«
    Ein Stöhnen entrang sich Davids Brust. Er starrte seine Zwillingsschwester mit schreckensweit aufgerissenen Augen an und begann zu keuchen, als hätte er gerade an einem Wettlauf teilgenommen. »Ich muss das verhindern! Wo genau sind Nico und die anderen?« Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er trat auf Alina zu, aber sie wich zurück. Die Sorge um seine Freunde explodierte zur schieren Verzweiflung. »Sag mir, wie ich zu ihnen komme, aber sofort!«
    Â»Das kann ich nicht«, antwortete Alina verzweifelt. »Er will dich und mich zu sich holen, damit wir uns mit ihm vereinen. Damit wir in neuer Gestalt in die Welt hinausstreben!«
    Â»Vereint in die Welt hinausstreben?«, schrillte er zurück, seine Phantasie überschlug sich bei diesen Worten. »Was, zum Teufel, meinst du damit?«
    Sie starrte ihn jetzt nur noch wortlos an. David überwand die kurze Distanz zu ihr mit einem Sprung und wollte sie packen – doch da veränderte sich plötzlich das Licht, es wurde intensiver und es schien, als strebe etwas im Hintergrund der Höhle auf die dortige Seite des Sees zu und gleite hinein. Bevor sein Blick das entfernte Geschehen genauer einfangen konnte, zischte das Wasser an jener Stelle bedrohlich laut auf.
    Â»Was ist das?« Er war außer sich, er packte Alina bei den Schultern. »Was ist das, verdammt noch mal? Alina, was, um Gottes willen, ist das?«
    Es verschlug ihm die Sprache. Der See hatte bislang still und scheinbar unberührt dagelegen, doch nun begann der grüne, düstere Lichtschein immer weiter aus der silbernen Fläche nach oben zu drängen; leise blubbernd und schmatzend wie ein Wesen aus einer anderen Welt, das bereit war, in die Wirklichkeit überzutreten …
    Als David begriff, was dort geschah, taumelte er zurück …
    Ihr seid Bruder und Schwester. Feuer und Wasser. Licht und Schatten. Geschaffen für die Wandlung, damit er ins Leben treten kann.
    Und dann kam er, der Wyrm. Das Uralte. Ein Wesen jenseits jeder Vorstellungskraft. Mit Augen, die keine Augen waren und die sie anstarrten aus tiefen, verwachsenen Höhlen … Mit einer schuppigen, glitschigen Haut, teils durchsichtig, teils kompakt, mit seltsamen Flügelansätzen auf der Rückseite … Mit einem peitschenden Saugrüssel oder Tentakel, die aus einer Stelle wuchs, wo sich eigentlich das Maul hätte befinden müssen.
    Sein gesamter Körper war verdreht und in sich gekrümmt, lang gestreckt und gewaltig, und er war trotz aller Robustheit an einigen Stellen so fein, dass man gallertartige Eingeweide durch die Hautoberfläche schimmern sehen konnte. Das bizarre Wesen schien bei jeder seiner Bewegungen als Ganzes zu pulsieren, wie ein Organ, durch das fortwährend frischer Lebenssaft gepumpt wird.
    David begann zu schreien.
    *
    Tom stolperte schon wieder weiter durch das nicht enden wollende unterirdische Labyrinth, durch Gänge, Tunnel und bizarre Höhlen. In seinem Kopf war ein fürchterliches Chaos. Seit seinem letzten Sturz – seinem langen freien Fall – schmerzte sein Brustkorb, als ob er sich mindestens eine Rippe gebrochen hätte, und die Wunde an seiner Hand war wieder aufgeplatzt und pulsierte Blut hervor wie ein defekter Springbrunnen.
    Er bemerkte das alles, wie man ein vorbeifahrendes Auto im Augenwinkel bemerkte: Nur ganz am Rande seines Bewusstseins und ohne wirklich darauf zu achten.
    Es war unwichtig. Er musste nur in Bewegung bleiben, damit sie ihn nicht kriegten.
    Sie waren hinter ihm her. Sie wollten ihn erschießen. Sie wollten ihn für Angys Sünden bestrafen und seine eigenen.
    Wenn er ihnen entkommen wollte, dann musste er hier raus. Er musste weg. Schnell. Schneller. Laufen. Nicht anhalten.
    Oder bin ich schon in der Hölle angekommen?
    Ja, das war er. Dieses grüne Leuchten. In einem noch halbwegs funktionierenden Winkel seines Verstands ahnte er, woher es kam: von einem unregelmäßigen Überzug seltener Leuchtfarne, die hier wie Unkraut aus den Wänden wucherten. Eine Laune der Natur, nicht eine der Hölle.
    Seine Seele aber war überzeugt, dass er nie wieder hier rauskam. Die Gänge und Tunnel zogen sich wie Riesenschlangen um ihn, die ihn erdrücken wollten.

Weitere Kostenlose Bücher