Wyrm. Secret Evolution
Nebengebäude entgegen, auf dem ein weithin sichtbares Schild Klinik-Verwaltung prangte. Ihr Blick erfasste dabei alles, was sich bewegte. Aber offensichtlich war sie dabei nicht gründlich genug. Als sie gerade in den Schatten des Verwaltungsgebäudes eintauchen wollte, hörte sie hinter sich eine verzerrt klingende Stimme brüllen: »Stehen bleiben, du Schlampe!«
Mit wild trudelnden Armen kämpfte Maya um ihr Gleichgewicht, schlitterte auf eine Säule mit einer Gegensprechanlage zu und klammerte sich für die Dauer von zwei, drei pochenden Herzschlägen daran fest. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie dabei, wie zwei Gestalten auf sie zuhetzten: ein schlankes Mädchen, das mit langen Schritten vor einem kräftigen Typ davonlief, dem man den Zivilbullen auf hundert Meter Entfernung ansehen konnte. Gerade fischte er ein Handy aus seiner Jacke â sicherlich, um Verstärkung zu holen.
Sie hatten Maya wieder am Haken.
*
Es war nicht das erste Mal, dass Alina mit einem anderen Mädchen verwechselt worden war. Schlanke, dunkelhaarige Mädchen sahen in den Augen von Erwachsenen wohl alle irgendwie gleich aus. Das traf anscheinend auch auf den Bullen zu, der sich in die Idee verrannt hatte, sie sei eine gewisse Maya Reiker. Dem Typ in die Eier getreten zu haben war so ungefähr das Dümmste, was Alina heute hatte machen können. Und sich in ihrem geschwächten Zustand eine Verfolgungsjagd zu liefern, das Zweitdümmste.
Das Verrückteste aber war, dass plötzlich das Mädchen vor ihr aufgetaucht war, das ganz entfernt tatsächlich Ãhnlichkeit mit ihr hatte: so schlank wie sie selbst und ebenso agil, die Haare zwar kürzer, aber das war für den ersten Blick Dritter schon ein schwerer zu erfassendes Detail. Dieses Mädchen war jetzt hinter dem mehrstöckigen Gebäude mit dem Schild Klinik-Verwaltung stehen geblieben und sah ihr entgegen.
»Maya, lauf!«, schrie Alina, noch bevor sie selbst begriff, was sie da tat. »Die sind hinter dir her!«
Das war dann wohl das Drittdümmste, was sie heute hatte tun können, zumindest wenn sie an ihrer vorherigen Behauptung festhalten wollte, das fremde Mädchen nicht zu kennen.
Maya wirbelte daraufhin ansatzlos herum, eine schattengleiche Bewegung voller Eleganz ⦠stolperte dann jedoch auf ihren Schlappen Marke Extra-Rutschig und wäre fast lang hingeschlagen.
»Schnell!«, schrie Alina dem fremden Mädchen zu, und »Stehen bleiben!«, brüllte der Bulle hinter ihr.
Maya brauchte keine Extraeinladung mehr. Sie lief los, rannte von dem Verwaltungsgebäude wieder weg und zurück in Richtung Parkplätze.
Alina dachte kurz daran, in die Klinik hineinzulaufen, entschied sich dann aber dagegen, weil man sie dort viel zu leicht in die Enge treiben konnte, und hetzte Maya hinterher. Normalerweise war es ein Nachteil, dass sie statt leichter Sportschuhe schwere Boots trug. Heute war das anders. Sie lief wie auf Spikes durch den Matsch, während das Mädchen vor ihr mit den Latschen an den FüÃen schwer um den richtigen Grip kämpfte. Alina holte sie nun langsam, aber stetig auf.
»Stehen bleiben!«, brüllte der Bulle erneut. Er war jetzt ein ganzes Stück zurückgefallen. Was ihm wohl gerade durch den Kopf schoss? Aus einer Maya waren vor seinen Augen schlieÃlich zwei geworden. Hatte er nicht selbst vorhin behauptet, dass alle Bullen Idioten seien? Nun, vielleicht grübelte er inzwischen über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage nach.
Maya drohte in diesem Moment auszurutschen, schlitterte ein Stück zur Seite â und dann schleuderte sie ihre Schlappen nacheinander weg, um barfuà weiterzulaufen. Krass. Sie musste ganz schön was auf dem Kerbholz haben, wenn sie so etwas tat.
Wenn Alina allerdings geglaubt hatte, sie würde diese Maya ein- und überholen können, so sah sie sich getäuscht. Kaum hatte sich Maya von ihren hinderlichen Schlappen befreit, da lief sie so leichtfüÃig durch den Matsch, als solle sie für einen Werbespot wilde Eleganz verkörpern. Alina kam sich jetzt in ihren Boots vor wie ein Bauerntrampel im Vergleich mit einer Hundert-Meter-Sprinterin. Das hätte ihr egal sein können. Aber das war es nicht. Es versetzte ihr einen Stich zu sehen, wie Maya zwischen den geparkten Autos verschwand, während sie selbst immer weiter hinter ihr zurückblieb.
Aber das war bei Weitem noch nicht das
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