Wyrm. Secret Evolution
des Jungen, seine Verzweiflung und das offensichtliche Wissen um die Hoffnungslosigkeit seiner Situation, eingesperrt unter Tonnen von Gestein und ohne zu wissen, wo genau er sich befand ⦠Sowie der Fakt, dass Renegard und Angermeyer nur auf Davids Stimme geachtet hatten, als hätte sich nicht gleichzeitig etwas aus dem plötzlich aufgedunsenen Tablet herausgewunden, grünlich, schleimig und immer stofflicher werdend, ein grünliches Wabern, das sich erschreckend schnell verwandelte ⦠und diese ⦠Tentakel, die schlieÃlich in den Raum hineingekrochen waren, als wollten sie Tom im nächsten Moment packen â¦
An dieser Stelle verschwamm seine Erinnerung jedes Mal. Die beiden anderen Männer hatten nicht mitbekommen, was während des Abspielens von Davids Anruf passiert war, dessen war er sich mittlerweile sicher. Hätte er es nicht selber erlebt, hätte er es auch niemals geglaubt, sondern für eine der Phantastereien gehalten wie die Geschichten über UFO -Entführungen. Aber so â¦
Im Nachhinein hatte das, was er da zu sehen geglaubt hatte, noch etwas ganz anderes in ihm ausgelöst. So abwegig es auch seinem Verstand erschien, war er sich doch inzwischen sicher, dass hinter den grünzuckenden Tentakeln etwas ganz, ganz anderes gewesen war. In ihm wuchs die Ahnung von etwas GroÃem, völlig Fremdem, etwas Unfassbarem mit unmenschlich wirkenden, wurmähnlichen Bewegungen und einem tiefen, dröhnenden Herzschlag, von etwas, das jeden Gedanken an Widerstand von vornherein zertrümmerte. Was, zum Teufel, spielte sich gerade zu ihren FüÃen in den Eingeweiden der Stadt ab? Was war mit David und dem kleinen Robbie passiert?
Wenn das, was er miterlebte, der Logik eines Science-Fiction-Films folgen würde, dann waren die zwei Jungs dort unten auf ein Alien oder gar eine fremde Zivilisation gestoÃen. Verrückt und doch so beklemmend, dass er es nicht schaffte, diese Vorstellung vollständig als irreal aus seinen Gedanken zu verbannen.
Ohne den Hauptbildschirm aus den Augen zu lassen, startete Tom einen weiteren Rechner in seiner geheimen Kommandozentrale. Er hatte jede Star Treck -, Star Wars - und Stargate -Folge mindestens dreimal gesehen, dazu noch jede Menge anderer Fantasy-Serien wie Babylon 5 und Kampfstern Galactica . Seine Eltern hatten seinen Spleen zwar nur widerwillig toleriert, inzwischen akzeptierten sie aber seine Welt und lieÃen ihn in Ruhe sein Ding durchziehen. Irgendwann hatte er sich sogar seine eigene Raumstation gebaut. Er hatte ein paar Jahre gebraucht, um dafür die modrigen Kellerräume im Haus seiner Eltern in eine blitzblank gestaltete Station zu verwandeln. Der Zugang zu diesem Reich erfolgte über den reichlich ausgestatteten Weinkeller seiner Eltern. Wenn er das als Weinregal getarnte Schott öffnete und seine Station über die Druckluftschleuse betrat â dann trat er in eine ganz andere Welt. Die künstliche Beleuchtung, die hermetische Abriegelung zur AuÃenwelt, das leise Summen und Brummen der Geräte und Generatoren â das alles gab Tom das Gefühl, auf sich alleine gestellt im Weltall zu schweben.
Davids Stimme hallte zwar noch immer in ihm nach, zu tief hatte sie sich in seinem Inneren eingenistet und mit ihr das, was er zu sehen geglaubt hatte, während das Notebook den Anruf wiedergegeben hatte. Aber hier, in seiner Station, war der Schrecken weniger präsent. Alles in Toms geheimen Rückzugsort empfand er als â spacig . Hier hatte nichts mit seinem alltäglichem Leben zu tun, seinem Job beim MPU -Projekt und auch nichts mit der Stadt, die durch die drei Wunden in ihrem Untergrund aus ihrer hektischen Geschäftigkeit gerissen worden war und noch lange nicht ihren eigenen Rhythmus wiedergefunden hatte.
Tom lehnte sich in seinem Kommandosessel zurück und starrte zum wiederholten Male auf den einzigen Fremdkörper in seiner abgeschotteten geheimen Welt: Direkt neben dem Spind in seinem Privatquartier hing ein Foto in der GröÃe eines Posters, das ein Starschnitt hätte sein können.
Es zeigte Angy. Seine Kollegin. Vielleicht auch so etwas wie seine Freundin. Und sie war noch mehr für ihn â zumindest in Toms Phantasie. Angy war die einzige Frau in seinem Leben â abgesehen von seiner Mutter, die zumindest von der Existenz dieser Räume wusste â, bei der er sich vorstellen konnte, sie irgendwann einmal in
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