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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gefeuert. Aber auf nackten Füßen zu laufen war auch kein Spaß, erst recht nicht bei diesen Temperaturen. Und so lenkte sie all ihre Konzentration darauf, an den dunklen Silhouetten der Gebäude vorbeizuhasten, ohne sich auf die Schnauze zu legen.
    Schließlich musste sie, wenn sie weiter den Angaben ihres Handys folgen wollte, über eine Absperrung klettern, die ihr den Weg aus einem weitläufigen Baugelände versperrte. Anschließend stand sie in einem von nur wenigen flackernden Straßenlaternen erleuchteten Viertel.
    Es musste an ihrem angeschlagenen Zustand liegen, dass sie den dicken Mann in dem dunklen Mantel übersehen hatte, der unter einer großen Buche stand, wo er wohl Schutz suchte im noch immer anhaltenden Schneeregen. Dickerchen hielt einen Dackel an der Leine, der von den Ausmaßen her problemlos als Weinbrandfässchen durchgegangen wäre. Herrchen wie Hund starrten Maya mit offenem Mund an, dann machte das Fässchen auf Pfoten einen Sprung auf sie zu, kam aber wegen der straff gespannten Leine nicht wirklich weiter. Das hinderte ihn aber nicht daran, sie laut und mit überschlagender Stimme anzubellen.
    Sie konnte es dem kleinen Vierbeiner nicht verdenken. Wenn sie sich selbst im rosafarbenen Jogginganzug gesehen hätte, hätte sie wahrscheinlich auch zu bellen angefangen.
    Â»Einen schönen Abend noch!«, rief sie den beiden noch zu, ehe sie auch schon weiter an ihnen vorbeigerannt war. Sodass Herrchen ihr nur verblüfft ein »Ebenso« hinterherschicken konnte und der Dackel nun noch toller an der Leine zerrte.
    Maya achtete nicht weiter auf die beiden, kontrollierte, während sie weiterlief, rasch den Kurs auf ihrem Handy-Display und konzentrierte sich fortan auf weitere Menschen, die ihren Weg kreuzen könnten. Sobald sie jemanden auch nur aus der Ferne erahnte, würde sie sich nun in Hauseingänge oder Einfahrten verdrücken. Es fehlte ihr noch, dass jemand bei der Polizei anrief, weil er hier eine Irre im Jogginganzug mit Krankenhauslatschen durch den Schneematsch hetzen sah. Das einzig Gute war, dass es bei diesem unwirtlichen Wetter kaum einen Menschen auf die Straße trieb.
    Aber jetzt wollte sie erst einmal ankommen in der Mariental-Klinik. In dem verwinkelt angelegten Gebäude mit seinen vielen Verwaltungstrakten und Seiteneingängen hatte sie eine viel größere Chance, sich unbemerkt fortzubewegen – das hoffte Maya zumindest.
    Inzwischen war sie jedoch so wacklig auf den Beinen, dass sie sich mehrfach in letzter Sekunde an einer Hauswand oder einem Laternenpfahl abstützen musste, um nicht lang hinzuschlagen. Dass sie während des Laufens immer wieder ihr Handy ans Ohr hielt und versuchte, Nico anzurufen, verbesserte auch nicht gerade ihre Koordinationsfähigkeiten. Und auch nicht, dass ihre Ungeduld mit jedem vergeblichen Telefonversuch zunahm.
    Und erschwerend kam noch hinzu, dass die ganze Zeit vor ihrem inneren Auge die Bilder hochschwappten, welche sie lieber unter der Erde zurückgelassen hätte. Die Bilder des dort erlebten Albtraums. Als es ganz zu Beginn ihrer kleinen unterirdischen Expedition zu krachen begonnen hatte und der erste Schutt auf sie hinabgerieselt war, hatte Maya bereits befürchtet, dass das alles ein schlimmes Ende nehmen könnte. Was dann gefolgt war, hätte sie sich jedoch niemals ausdenken können: die Trennung von ihren Freunden, das Zusammenstürzen des U-Bahn-Tunnels und diese fürchterliche Angst, unter Tonnen von Gestein begraben zu werden … Ihr erster alleiniger Aufstieg und anschließend ihr erneuter Abstieg … Der Typ, dem der Arm abgerissen worden war und den sie und ihre Freunde jämmerlich hatten krepieren sehen … Die Gewissheit, dass David und der kleine Robbie dort unten zurückgeblieben waren und die Furcht davor, zu erfahren, dass man beide nur noch tot würde bergen können …
    Maya zwang sich mit aller verbliebenen Kraft, diese Gedanken aus ihrem Gehirn zu verbannen. Es ging jetzt erst mal um sie und ihre Freunde in der Klinik, darum, dass sie so schnell wie möglich wieder zusammenkamen und den Rest der Normalität aufklauben konnten, die ihnen von der Katastrophe zerschmettert worden war.
    Ãœber einen schmalen Seitenweg erreichte sie endlich einen der drei Krankenhausparkplätze. Statt langsamer zu werden, beschleunigte sie jetzt nochmals ihre Schritte. Sie hetzte einem mehrstöckigen

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