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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bestimmt besser als bei uns!«
    Â»Möglicherweise«, murmelte Alina, aber das so leise, dass ihre Stiefmutter sie nicht verstehen konnte. Laut sagte sie: »Das Thema hatten wir schon das eine oder andere Mal. Und, weißt du was? Es macht mir keine Angst mehr!«
    Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bei den letzten Worten zitterte. Ihre Familie bereitete ihr nicht gerade das Paradies auf Erden. Aber mit ihrer Verbannung in den verwinkelten Kellertrakt des großen alten Mietshauses, in dem sie seit ein paar Jahren wohnten, hatten sie Alina auch ein unerwartetes Geschenk bereitet: Dort hatte sie ihr eigenes dunkles Reich ganz für sich alleine. Und das nicht zuletzt deswegen, weil Alina die Beleuchtung im hinteren Kellerbereich so gründlich zerstört hatte, dass sich jetzt keiner mehr außer ihr in die stockfinsteren Gänge wagte.
    Vor ein paar Wochen hatte sich Alina dann einen Traum erfüllt, indem sie ihr Zimmer heimlich schwarz gestrichen und ein paar bizarre Spiegelscherben so geschickt platziert hatte, dass es fast wie die Heimstatt eines verrückten Massenmörders wirkte. Das Einzige, was sie dort noch immer regelmäßig quälte, waren inzwischen aber nur noch ihre eigenen überschäumenden Gefühle.
    Â»Du weißt, was passiert, wenn Papa das hört«, durchschnitt die Stimme ihrer Stiefmutter ihre Gedanken, »wenn er richtig wütend wird!«
    Â»Ja, klar weiß ich das«, antwortete Alina rasch. »Und ich werde auch wieder daran denken, wenn ich mal Zeit dafür habe. Solange kann er sich aber erst mal selbst ein paar in die Schnauze hauen.«
    Dann drückte sie die Beenden-Taste – und atmete tief aus. Sie glaubte den Gürtel ihres Vaters auf ihrem Rücken regelrecht zu spüren, genauso wie sie seine Alkoholfahne roch. Falls dieser Bastard überhaupt ihr Vater war, was sie zunehmend bezweifelte. Sie sah ihm weder ähnlich, noch konnte sie irgendwelche Eigenarten an sich entdecken, die sie auch von ihrem Vater kannte – bis auf die Tatsache, dass sie beide Verlierer waren.
    Aber dieses leidige Dauerthema spielte im Moment gar keine Rolle. Ihre Beine fühlten sich taub an. Dennoch beschleunigte sie ihre Schritte und zog dabei ihre Jacke bis unters Kinn hoch zu. Es war noch kälter geworden, eine frostige Nacht kündigte sich an.
    Während des Telefonats hatte Alina nicht weiter darauf geachtet, wohin sie gelaufen war. Möglicherweise ein Fehler. Direkt vor ihr befand sich jetzt eine Absperrbarke, und dahinter stand ein hagerer Bulle mit Pferdegebiss, der aus halb geschlossenen Augen zu ihr hinüberblickte.
    Â»Das ganze Gebiet rund um die Karlsstraße ist gesperrt!«, rief er ihr zu, als sich ihre Blicke begegneten. Und schlimmer noch, er stieß sich jetzt ab und kam mit seltsam watschelnden, aber dennoch entschlossen wirkenden Schritten auf sie zu. »Und wir brauchen hier keine Schaulustigen! Also sieh zu, dass du verschwindest!«
    Alina nickte scheinbar ergeben. Dabei huschte ihr Blick an Pferdezahn vorbei auf die Gebäude hinter ihm – und das von ihr aus kaum zu erahnende Straßenschild Karlsstraße .
    Irgendwie war sie an den Rand des Sperrgebiets gelangt, das sich nun vor ihren Augen auftat; dieser mit Absperrgittern und rotweißen Bändern abgeriegelte Bereich, vor dem Polizeiwagen quer geparkt waren und Fernsehteams aus aller Welt in der Hoffnung Stellung bezogen hatten, von hier möglichst spektakuläre Aufnahmen zu ihren Zentralen schicken zu können. Trotz der Kälte hatten sich auch etliche Schaulustige eingefunden, manche von ihnen mit Kameras ausgerüstet, andere mit Ferngläsern.
    Alina spürte plötzlich eine aufgeregte Atemlosigkeit in sich wie nie zuvor. Es war ein Gefühl … als würde sie nach Hause kommen.
    Verrückt.
    Und sie glaubte ein Rauschen zu hören, ähnlich wie von einem Gebirgsbach, der sich irgendwo weit entfernt durch die Landschaft schlängelte – und doch klang es auch wiederum ganz anders. Als käme es von irgendwo tief unter ihr, ein bedrohliches Grummeln.
    Alina wendete sich zögernd ab und ging ein paar Schritte weiter an der Absperrung entlang. Irgendetwas war unter ihr zugange, das spürte sie jetzt deutlich. Das Grummeln hatte sowohl eine Fremdartigkeit, als auch etwas Vertrautes und Beruhigendes, und fast schien es ihr, als würde tief in ihrem Inneren etwas darauf anspringen. Alinas

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