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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verletzten. Plumpe Gewalt ohne Ziel und Sinn, nur dazu gedacht, sie zu demütigen, sie fertigzumachen. Sie hatte es hundertfach erlebt, und hundertfach hatte sie es überstanden. Aber dieses eine Mal, als glitschige Hände über ihren Körper gefahren waren und sie gewusst hatte, dass es diesmal ganz anders werden würde … da hatte ihre Phantasie kein Schlupfloch mehr finden können und ihre Seele keinen Ausweg.
    Sie biss mit aller Kraft die Zähne zusammen, als könnte sie die grausamen Erinnerungsfetzen dadurch vertreiben, und rieb sich angewidert die Arme, um sich nachträglich die schleimigen Berührungen abzuwischen. Es funktionierte tatsächlich. Die Umklammerung der Vision löste sich ein Stück und dann – plötzlich und ohne Vorwarnung – spuckte die Erinnerung sie wie etwas Unverdauliches aus. Sie war wieder im Hier und Jetzt.
    Nicht, dass es dadurch wirklich besser wurde. Der Albtraum hatte sie von den Tiefen der Hölle bis hinauf in den Verhörraum des dritten Stocks eines großen Gebäudes verfolgt. Statt glitschige Männerhände hatte sie hier den harten Griff einer Polizistin zu spüren bekommen, die sie zusammen mit zwei Kollegen hier unsanft hinaufbegleitet hatte. Und wozu? Damit sie jetzt vollkommen unverständliche Fragen beantwortete, statt zu Hause in ihr Kopfkissen zu weinen, weil sie den Verlust ungeborenen Lebens erst jetzt mit schrecklicher Konsequenz zu begreifen begann?
    Â»Ich habe es doch bereits gesagt.« Alina ballte die zitternden Hände zu Fäusten. »Ich kenne diese Maya überhaupt nicht. Außerdem hatte ich einen schweren Tag. Können wir das Ganze nicht verschieben?«
    Â»O nein, das können wir nicht.« Die Frau nahm ihren Kugelschreiber auf und starrte in die Unterlagen vor sich. Dann ruckte ihr Kopf wieder angriffslustig hoch. »Ich habe von deinem kleinen … ähm, Zwischenfall gehört. Du hast deinen Wurm wegmachen lassen.«
    Alinas Herz überschlug sich bei diesen Worten, setzte dann einmal aus, um anschließend doppelt so schnell und dreimal so hart weiterzuschlagen.
    Â»Du warst in der Abtreibungsklinik«, setzte die Polizeidirektorin nach. »Und da hast du das getan, was Mädchen deines Schlages tun, nachdem sie wild in der Gegend rumgepoppt haben. Du hast es wegmachen lassen. Dein Kind. Deinen Wurm.«
    Die Worte trafen Alina wie schallende Ohrfeigen. Empörung stieg in ihr hoch und Wut, eine unglaubliche Wut. Sie hatte nicht wild rumgepoppt! Sie war wie schon so oft zuvor in den geheimen Gängen unterhalb ihres dunklen Reichs unterwegs gewesen, hatte all die Demütigungen hinter sich gelassen, die ihren Alltag ausfüllten, und ihre Seele geöffnet in dem irrigen Glauben, dass ihr dort nichts passieren konnte. Was für ein fürchterlicher Irrtum!
    Anstatt ungestört ihr Zwiegespräch mit der tiefen Stille der unterirdischen Welt führen zu können, hatte sie plötzlich ein Schaben gehört und die Anwesenheit von etwas gespürt, das sich ihr von allen Seiten zu nähern schien. Bevor sie aufspringen konnte, waren auch schon giftgrüne Schwaden herangezogen, begleitet von einem fürchterlichen Gestank, der ihr die Luft zum Atmen nahm und ihre Sinne betäubte.
    Die düstere Gestalt war plötzlich wie aus dem Nichts erschienen. Alina hatte keine Einzelheiten erkennen können, nur einen Schemen wahrgenommen. Sie hatte nach Luft geschnappt und versucht zu schreien, sie hatte versucht, sich zu wehren, wegzulaufen – irgendetwas zu tun. Aber nichts gelang ihr, sie war wie gelähmt. Eine Welle von Übelkeit stieg in ihr hoch, als sich etwas Glitschiges an ihrem wehrlosen Körper zu schaffen machte. Alina wollte sich aus den Fängen ihres Peinigers befreien, aber sein ekelhaft feuchter Griff machte es ihr unmöglich. Sie fühlte sich bis ins tiefste Mark gedemütigt und entwürdigt. Tränen des Ekels stiegen in ihr auf. Als er in sie eindrang, verschlug es ihr endgültig den Atem, und dann verlor sie auch schon das Bewusstsein …
    Â»Es ist keine Kleinigkeit«, fuhr die Alte fort, »so einen Wurm wegmachen zu lassen.«
    Die Worte der grässlichen Frau zertrümmerten die fürchterliche Erinnerung und lösten einen brodelnden Gefühlssturm der Empörung in ihr aus.
    Â»Nein«, antwortete Alina voll kalter Wut. »Das ist es nicht.«
    Die Alte rutschte ein Stück vor,

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