Xander, auf Liebe und Tod
Hibiskusblüte. Das alles wahrte die Grenzen
des guten Geschmacks und zeigte dennoch mehr als genug, um ihren fabelhaften
Körper wirkungsvoll zur Schau zu stellen.
Natürlich hatte ihre Mutter sie nerven müssen, indem sie
behauptete, Hawaii sei gar keine andere Kultur, da die Insel praktisch ein Teil
der Vereinigten Staaten war. Cordelia hielt das für ausgemachten Blödsinn.
Immerhin, dachte sie, sehen die Leute auf Hawaii anders aus, reden komisch und
haben seltsame Namen. Soweit es sie anging, reichte das für eine fremde Kultur.
Davon abgesehen dachte Cordelia genauso über Texas.
Beim Hereinkommen fiel ihr Blick auf Willow, und sie musste sich
das Lachen verbeißen. Doch dann fiel ihr ein, dass es dafür eigentlich gar
keinen Grund gab; sie ließ die Zügel schießen und lachte lauthals los. Willow
hatte ein Eskimo-Kostüm angelegt, inklusive Fellkapuze und Speer. Bei all den
Leuten im Bronze musste in dem Outfit eine Million Grad Hitze herrschen.
Cordelia hatte immer fest daran geglaubt, dass die Ahnunglosigkeit
proportional zur Klugheit zunahm. Wie sollte man sonst erklären, dass Willow,
die zweifelsfrei zu den Geistesgrößen der Schule zählte, ein derart bescheuertes
und verhüllendes Kostüm trug?
Cordelia kam zu dem Schluss, dass Gelächter da nicht ausreichte,
und bemerkte im Vorbeigehen: »Oops, haarscharf am Fauxpas vorbei. Ich hätte
fast dasselbe angezogen.«
Willow stand ungerührt mit ihrem Speer da. Womöglich schnitt sie
eine Fratze, aber das war unter all dem Pelz nur sehr schwer zu erkennen.
Manchmal, dachte Cordelia, ist es einfach zu leicht.
Sie trat zu Gwen, die in der Nähe der Treppe saß und irgendwie
japanisch gekleidet war. Auf der Bühne spielte Devons Band einen tanzbaren,
aber wenigstens nicht unausstehlich lauten oder schnellen Song.
Gwen fragte: »He, wo steckt denn Sven?«
Cordelia stöhnte auf. Es war ihr gerade gelungen, eine volle
Minute nicht an ihr großes, hohles schwedisches Anhängsel zu denken. »Ich
versuche ständig, ihn abzuservieren, aber er ist wie einer dieser Hunde, die
man in den Ferien am Grand Canyon aussetzt und die einem dann quer durch vier
Staaten wieder nach Hause folgen.«
Wie auf ein Stichwort kam Sven im Gewand eines Wikingerkriegers
auf sie zu. »Siehst du? Mein sprachloser menschlicher Bumerang.«
»Er ist doch irgendwie ganz süß«, meinte Gwen. »Vielleicht ist es
ja mal nett, das ganze Gerede wegzulassen.«
Da hatte Gwen etwas Richtiges bemerkt, musste Cordelia in
Erinnerung an gewisse lahme Unterhaltungen mit Devon zugeben. Und trotzdem…
»Gerede hin oder her - wie wär’s mit ein paar einfachen Anweisungen?« Sie
machte Sven Zeichen. »Du holen Bowle? Fruchtie-Drink?«
Sven rührte sich nicht.
Gwen stand auf und nahm Svens Arm. »Er kann mit mir gehen.«
Willow verschmachtete fast in ihrem pelzigen Kostüm. Dabei schien
es zunächst eine so gute Idee gewesen zu sein. Sie hatte diverse Eskimo-Stämme
studiert und aus einem Material, das Rentierfell so ähnlich war, wie sie es vom
Angebot eines Einkaufszentrums am Stadtrand nur erwarten konnte, einen echt
aussehenden Inuit -Parka zusammengenäht und sogar ihren Speer nach dem
Vorbild eines alten Stichs aus einem von Giles’ Büchern angefertigt.
Es war ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass ein
pelzbesetzter Parka aus imitiertem Rentierfell mitten im Bronze der
Inbegriff von unbequem sein könnte.
Außerdem war sie allein hier. Klar, es war ihre eigene Idee
gewesen, allein herzukommen, nur damit Xander glücklich sein konnte, aber das
heiterte sie auch nicht gerade auf.
Und Cordelias blöder Bemerkung gelang das schon gar nicht. Sie
versuchte Cordelia nicht an sich heranzulassen. Das Einzige, was sie ihr
voraushatte, war die Tatsache, dass sie unglaublich beliebt war und umwerfend
bezaubernd aussah, wohingegen Willow…
Nun, sie war sich ganz sicher, dass sie etwas besaß, das Cordelia nicht hatte. Und wenn es bis zur Stunde ihres Todes dauerte
- sie würde eines Tages herausfinden, was das war.
Im nächsten Moment kamen Ampata und Xander herein.
Willow, die nicht über den falschen Pelzrand ihrer Kapuze hinaus
blicken konnte, musste den gesamten Oberkörper drehen, um erkennen zu können,
was alle anderen anstarrten. Was sie anstarrten, war Ampata, die im Kostüm
einer Inka-Prinzessin einfach hinreißend aussah. Aber das war es nicht allein;
ihr Outfit wirkte sogar vollkommen echt, wie Willow wusste, da sie einen ganzen
Tag damit zugebracht hatte,
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