Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Sauerstoff aus der verseuchten Luft zu gewinnen.
    Er versuchte sich daran zu erinnern, daß der Radius des Himmelskörpers nur ungefähr fünfzehn Meter betrug. Dennoch schien dies die längste Reise seines Lebens zu sein.
    Dann erreichten sie das Zentrum der Knochenwelt. Rees kniff im düsteren Licht die Augen zusammen, um Quid erkennen zu können. Der Boney erwartete ihn schon mit in die Seiten gestemmten Armen. Er stand auf irgendeiner dunklen Masse. »Willkommen«, zischte er und fuhr mit den Fingern über das Knochengewirr vor sich. Offensichtlich suchte er etwas.
    Rees schob die Füße durch eine letzte Schicht von Rippen zu der Fläche, auf der Quid stand. Es war Metall, stellte er geschockt fest; verbeult und mit Fett beschmiert, aber dennoch Metall. Er stand vorsichtig da. Die Gravitation war beachtlich. Dies mußte wohl eine Art Artefakt sein, das hier im Zentrum der Todeszone der Boneys vergraben war.
    Er ließ sich auf die Knie nieder und fuhr tastend mit den Fingern über die Oberfläche. Es war zu dunkel, um eine Farbe erkennen zu können, aber er erkannte auch so, daß es kein Eisen war. Konnte es vielleicht das Metall einer Schiffswandung sein, so wie das Deck des Floßes im Abschnitt der Offiziersquartiere? Er schloß die Augen und tastete die Oberfläche ab, wobei er sich an die Beschaffenheit des weit entfernten Decks zu erinnern versuchte. Ja, entschied er mit wachsender Erregung, dies mußte ein Artefakt vom Schiff sein.
    Rees ging um die Metallfläche herum und schob dabei die Knochen vor sich her. Das Artefakt war ein Würfel mit einer Kantenlänge von etwa drei Metern. Er stieß mit einem Zeh gegen einen Metallvorsprung, der sich als Überrest einer Art Flosse erwies, ähnlich den Ausformungen, die er auf den Maulwürfen und den Bussen auf dem Floß gesehen hatte. Konnte man diesen Kasten früher mit Düsen bestücken und mit ihm fliegen?
    Spekulationen gingen ihm durch den Kopf und verdrängten den Durst, den Ekel und die Angst… Er stellte sich das ehemalige Schiff vor, groß, dunkel und manövrierunfähig, das sich wie eine Sonnenblume öffnete und einen Schwarm Beiboote ausstieß. Da war die Brücke mit ihrer glatten und schnittigen Oberfläche; die Busse/Maulwürfe, vielleicht als Ein- oder Zweisitzer bzw. als Drohne konstruiert, um auf unbekanntem Terrain zu landen und es zu sondieren – und dann gab es noch diesen neuartigen Typ, einen Kasten mit einer Kapazität von vielleicht einem Dutzend Personen. Er stellte sich vor, wie Besatzungsmitglieder in diesem großen Beiboot aufbrachen, um Nahrung zu suchen oder einen Weg zu Bolder’s Ring zurück zu finden…
    Doch dann hatte irgendein unvorhersehbarer Unfall das Raumschiff ereilt. Der Proviant war ihnen ausgegangen – und um zu überleben, mußten sie sich anderweitig behelfen.
    Als sie schließlich zurückkehren konnten – oder vielleicht von einem Suchtrupp gefunden worden waren, hatten sie in den Augen der anderen durch den Verzehr von Lebewesen des Nebels – und ihrer Kameraden – ein Sakrileg begangen.
    Und deshalb hatte man sie ausgesetzt.
    Irgendwie hatten sie ihr havariertes Schiff in einen stabilen kreisförmigen Orbit um den Kern bringen können. Und einige von ihnen hatten überlebt; sie hatten Kinder aufgezogen und vielleicht Tausende von Schichten gelebt, bevor sie ihre Augen geschlossen hatten… Und die Kinder hatten zu ihrem Entsetzen feststellen müssen, daß es keine Möglichkeit gab, die Leichen im Weltraum zu bestatten. In diesem Sektor mit Milliarden Gravos war die Fluchtgeschwindigkeit des Schiffes bei weitem zu hoch.
    Und nach Generationen bedeckten schließlich ganze Knochenschichten das Wrack des ehemaligen Schiffes.
    Quid hatte eindeutig gefunden, wonach er gesucht hatte. Er zupfte an Rees’ Ärmel, und Rees folgte ihm zum anderen Ende des Bootes. Quid kniete sich hin und zeigte nach unten. Rees folgte der Richtung und schaute über die Kante des Schiffes. In der Wand unterhalb war ein Riß, und es schien gerade soviel Licht hindurch, daß Rees ins Innere des Beibootes sehen konnte.
    Zuerst konnte er mit dem Anblick nichts anfangen. Das Schiff war mit zylindrischen Bündeln einer glänzenden, roten Substanz vollgepackt, wobei einige dieser Bündel durch Gelenke mit anderen verbunden waren, andere hingegen waren als unordentliche Stapel mit Tauen an der Wand festgezurrt. Das Material war teilweise zu einer grauschwarzen Masse zusammengebacken. Ein Hauch von Verwesung lag in der Luft, der Gestank

Weitere Kostenlose Bücher