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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ihnen wie Raketen durch die Luft. Die Objekte fielen in einem großen, rasenden Wirbel aus Bewegung und Blut über den Schwarm der scheibenförmigen Lebewesen her, und als sie wieder durchstarteten, hinterließen sie eine Wolke aus Blut und Fleischresten…
    …und einer der roten Schemen nahm Kurs auf Rees’ Gesicht. Er schrie auf und wich zurück, wobei er fast seinen Halt an den Knorpeln verlor. Dann fing er sich ab und starrte zu der Kreatur zurück.
    Gerade einige Meter vor ihm hatte das Wesen haltgemacht. Es war im Grunde kaum mehr als ein fliegendes Maul. Ein roter, vielleicht zwei Meter langer Torso ohne irgendwelche Extremitäten wurde von einem kreisförmigen Maul begrenzt, dessen Durchmesser größer war als Rees mit hochgestreckten Armen. Das Maul war an seinem Umfang mit knopfartigen Augen besetzt und innen ringförmig mit Zähnen bewehrt, die einem Hai zur Ehre gereicht hätten. Jetzt schloß sich das Maul, und das Fleisch spannte sich über einen rudimentären Kiefer, bis die Zähne in einem weißen Glitzern ineinanderklappten.
    Rees konnte sich lebhaft vorstellen, wie sich dieser Himmelswolf bei seinem Anblick die Lippen leckte.
    Doch der Wal fixierte den Wolf nur mit einem arroganten Blick, und nach einigen Sekunden trollte sich dieser, um sich seinem Rudel beim leichteren Verzehr der Scheibentiere anzuschließen.
    Offensichtlich gesättigt, verließ der Wal die Wolke aus Scheiben und nahm Kurs in den klaren Himmel. Als er zurückblickte, sah Rees, daß die Himmelswölfe noch immer unter den unglücklichen Scheibentieren wüteten.
    Die Himmelswölfe waren Gestalten aus Kindermärchen; Rees hatte nie zuvor einen gesehen. Ohne Zweifel mieden die Scheiben und Wölfe, wie auch unzählige andere Spezies der Fauna und Flora des Nebels, mit Bedacht die Nähe der Menschen. War er der erste Mensch, der so etwas zu sehen bekam? Und würde der Nebel vergehen, bevor die Menschheit die Wunder dieses fremdartigen Universums erforschen konnte?
    Rees wurde plötzlich von einer tiefen Niedergeschlagenheit befallen und preßte sein Gesicht an die Innenseite des Walkopfes.

    Rees erwachte aus einem Traum, in dem er zu fallen schien.
    Sein Rücken war gegen die Innenseite des Walkopfs gedrückt, und seine Hände hielten Knorpelfalten umklammert. Vorsichtig löste er die Finger und knetete die steifen Gelenke.
    Wodurch war er aufgewacht? Er überflog das höhlenartige Innere des Wals. Immer noch erhellten Bahnen von Sternenlicht wie Taschenlampenstrahlen den Körper…
    …doch mit Gewißheit langsamer als vorher. War der Wal am Ziel seiner Reise angelangt?
    Er drehte sich um und sah aus dem Kopf des Wals hinaus… und der Anblick dieses Wunders verursachte ein Prickeln in seiner Schädelbasis: Knapp ein Dutzend Meter von ihm entfernt musterten ihn die drei Augen eines zweiten Wals. Sein Kopf war gegen den ›seines‹ Wals gedrückt, und er sah, wie sich die Mäuler der beiden riesigen Tiere auf eine Art bewegten, die ihre Sympathie füreinander deutlich werden ließ.
    Dann bewegte sich der andere Wal mit schlagenden Flossen weg, und die Sicht nach vorne klärte sich wieder. Erneut wurde Rees von dem Anblick eines Wunders überwältigt und mußte nach Luft schnappen. Parallel zum zweiten Wal pflügte in überhöhter Position ein weiterer Artgenosse durch die Luft – und weiter nach oben versetzt ein vierter, und dann noch einer; Rees konnte das Ende der Walschule, die sich durch den Nebel bewegte, nicht absehen. Die Tiere mußten sich über viele Kubikkilometer verteilt haben: die am weitesten entfernt standen, sahen aus wie Glühwürmchen.
    Wie ein breiter, rosafarbener Fluß strömten die Wale dem Kern entgegen.
    Hinter Rees war ein leise mahlendes Geräusch zu hören, als ob eine große Maschine arbeitete. Als er sich umdrehte, sah er, daß sich das Gelenk zwischen dem Hauptkörper des Wals und der Schwanzflosse verdrehte; mannsdicke Knochen und Muskeln zerrten an der Masse des sich drehenden Fleisches. Bald schlug der Wal mit steuernden Flossenschlägen einen weiten Kreisbogen ein. Die Drehung der Wale beschleunigte sich noch einmal, und die Walschule verwandelte sich in ein Kaleidoskop aus wirbelnden Flossen. Schließlich bezog der Wal irgendwo in der riesigen Schar Position.
    Für Stunden nahm die Schule Kurs auf die zunehmende Dunkelheit. In diesen Tiefen des Nebels waren die Sterne älter, ihre Leuchtkraft geringer, und je näher die Flotte dem Kern kam, desto höher wurde die Sternendichte. Rees sah zwei

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