Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
nur geringe Verluste erlitten hatten. Doch diesmal zielten sie direkt auf das Herz der Floßregierung.
    Es gab kaum Anzeichen einer organisierten Abwehr. Pallis’ Verband hatte sich bei seiner Inspektion der Unterseite fast am anderen Ende des Floßes befunden, als die Mineure angriffen. Ohne die scharfen Augen eines seiner Piloten wäre das Floß nicht zu einer ernsthaften Verteidigung in der Lage gewesen. Doch wenigstens wehrte sich die Besatzung der Plattform. Speere und Messer wurden gegen die schwebenden Flugplatten geschleudert und zwangen die Mineure, auf ihren fliegenden Schilden in Deckung zu gehen…
    …bis Pallis sah, daß ein Speer parabelförmig über eine Platte flog und traf. Er bohrte sich durch die Schulter eines Bergmanns. Der Mann starrte auf die blutige Spitze, die aus einem Muskel herausragte, packte sie mit einer Hand und begann zu schreien.
    Das führerlose Flugobjekt schmierte ab.
    Die restliche Besatzung des Fahrzeugs stieß laute Rufe aus und versuchte, an die Steuerung zu gelangen; doch innerhalb weniger Sekunden hatte sich die taumelnde Platte dem Deck schon auf knapp einen Meter genähert. Wutschnaubend kämpften sich Besatzungsmitglieder des Floßes zu dem Fahrzeug durch. Hundert Hände ergriffen seinen Rand, und die Dampfdüsen wurden spotzend abgewürgt. Mit Geschrei wurden die Mineure von der Platte gerissen und unter den wirbelnden Armen der Floßbesatzung begraben.
    Dann stand die Baumflotte vielleicht ein Dutzend Meter über dem Rand des Floßes und wurde zum erstenmal von den Kombattanten bemerkt. Jubel brandete durch die chaotischen Stellungen der Verteidiger. Die Mineure drehten die Köpfe und erstarrten. Pallis empfand einen atavistischen Stolz bei der Vorstellung, wie dieses Gebirge aus Holz und Blättern auf die einfachen Bewohner des Gürtels wirken mußte.
    Pallis wandte sich Nead zu. »Es ist gleich soweit«, murmelte er. »Bist du bereit?«
    Nead stand bei dem Baumstumpf und hielt einen Molotowcocktail in der Hand. Er zündete mit einem improvisierten Zündholz den Docht an und hielt die brennende Lunte vors Gesicht. Der Haß verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen. »O ja, ich bin bereit«, meldete er.
    Scham überkam Pallis.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Schlachtfeld zu. »Gut, Kumpel«, sagte er knapp. »Auf mein Kommando. Denk dran: wenn du keinen Bergmann erwischen kannst, drücke die Lunte aus. Wir wollen schließlich nicht unsere eigenen Leute bombardieren.« Als der Baum wie ein Schatten über das Schlachtfeld glitt, sah er Gesichter wie angesengte Sonnenblumen nach oben blicken. Das nächste Plattenfahrzeug war nur ein paar Meter entfernt. »Drei… Zwei…«
    Pallis!
    Pallis ruckte herum. Einer der anderen Piloten stand balancierend auf seinem Baumstamm und formte mit den Händen ein Megaphon. Er drehte sich um und zeigte in den Himmel. Mindestens zwei weitere Minenfahrzeuge flogen über ihm, und ihre zerklüfteten Kanten hoben sich gegen den Himmel ab. Blinzelnd konnte Pallis Mineure erkennen, die ihn, glitzerndes Glas in den Händen, von oben angrinsten. Sie versuchten eindeutig, über die Bäume zu gelangen.
    »Verdammt.«
    »Was sollen wir tun, Pallis?«
    »Wir haben sie unterschätzt. Sie haben uns drangekriegt, einen Hinterhalt gelegt. Verdammt. Komm, Kumpel, steh hier nicht rum. Wir müssen Höhe gewinnen, bevor sie über uns sind. Du befeuerst die Kessel am Rand, und ich kümmere mich um die am Stamm.«
    Nead starrte die näherkommenden Mineure an, als ob er diese Ablenkung von den einfachen Wahrheiten des Kampfes auf der Plattform nicht akzeptieren könnte.
    »Beweg dich!« schrie Pallis und schubste ihn an der Schulter.
    Nead setzte sich in Bewegung.
    Ein Rauchvorhang breitete sich unter den Bäumen aus und bedeckte das Schlachtfeld. Schließlich hoben die großen Räder vom Deck ab… aber die Minenfahrzeuge waren kleiner, schneller und viel wendiger. Mit Leichtigkeit bezogen sie über der Baumflotte Position.
    Pallis ließ die Schultern hängen. Im Geiste sah er, wie ein Molotowcocktail die trockenen Äste seines Baumes traf. Das Laub würde wie Zunder brennen, die Struktur würde sich auflösen und das Deck mit einem Regen brennender Partikel überschütten…
    Aber noch war er nicht tot. »Auseinander!« schrie er seinen Piloten zu. »Sie können uns nicht alle erwischen.«
    Die Formation löste sich in bedächtig wirkender Langsamkeit auf. Die beiden Minenfahrzeuge trennten sich und nahmen einzeln die Jagd auf die Bäume auf. Einer

Weitere Kostenlose Bücher