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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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begonnen hatte, seine Mission zu erläutern, hatten sich ihre Worte nicht wesentlich geändert – doch war ihr Ton jetzt nicht etwas unsicherer? »Schau, Sheen, ich bitte dich nicht um einen einseitigen Handel. Wir brauchen euer Eisen und eure Kompetenz in der Metallverarbeitung – aber ihr braucht Lebensmittel, Wasser und Medikamente, nicht wahr? Und ob das nun zum Besseren oder Schlechteren ist; das Floß hat noch immer das Monopol auf die Versorgungsmaschinen. Ich kann dir jetzt mit voller Rückendeckung von Decker, dem Komitee und auch sonst von verdammt jedem, der dir einfällt, garantieren, daß wir bereit sind zu teilen. Wenn ihr wollt, teilen wir euch auf dem Floß einen Abschnitt zu, den ihr mit eigenen Maschinen bewirtschaften könnt. Und längerfristig – bieten wir den Mineuren an, ihre Kinder dort wohnen zu lassen.«
    Jame beugte sich vor und spuckte in den Regen. »Du bist ein Scheißkerl, Baum-Pilot.«
    Jaen ballte die Fäuste. »Du verdammter Idiot…«
    »Haltet beide eure Klappe!« Sheen schob sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Schau, Pallis, selbst wenn ich ›ja‹ sagen sollte, wäre es damit noch nicht getan. Wir haben kein ›Komitee‹ oder einen Boß oder sonst etwas in der Art. Wir diskutieren die Dinge unter uns aus.«
    Pallis nickte, und Hoffnung keimte explosionsartig in seinem Herzen auf. »Das verstehe ich.« Er blickte in Sheens braune Augen und versuchte seine ganze Persönlichkeit, all ihre gemeinsamen Erinnerungen in seine Worte zu legen. »Sheen, du kennst mich. Du weißt, daß ich kein Narr bin, wessen ich mich auch sonst schuldig gemacht habe… ich bitte dich, mir zu vertrauen. Überlege doch mal. Hätte ich freiwillig Schiffbruch verursacht, wenn ich meiner Sache nicht sicher wäre? Würde ich etwas so Wertvolles aufgegeben haben wie…?«
    »Wie was, dein wertloses Leben?« spottete Jame.
    Mit echtem Erstaunen drehte sich Pallis zu dem Barkeeper um. »Jame, ich habe meinen Baum gemeint.«
    Widersprüchliche Empfindungen spiegelten sich in Sheens Gesicht. »Pallis, ich weiß nicht. Ich brauche Zeit.«
    Pallis hielt die Handflächen hoch. »Ich verstehe. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. In der Zwischenzeit… läßt du uns bleiben?«
    »Beim Quartiermeister bleibst du nicht. Soviel steht fest.«
    Pallis lächelte nachsichtig. »Barkeeper, selbst wenn ich deine verwässerte Pißbrühe niemals mehr trinke, dauert mir das nicht lange genug.«
    Sheen schüttelte den Kopf. »Du änderst dich auch nicht, Pilot, was? Weißt du, selbst wenn… wenn deine Geschichte stimmen sollte, ist dein irrer Plan noch voller Schwachstellen.« Sie deutete auf den Kern des Sterns. »Nachdem wir schon so lange auf diesem Ding arbeiten, haben wir vielleicht ein besseres Gefühl für die Gravitation als ihr Leute. Ich kann dir sagen, daß dieses Schwerkraft-Schleuder-Manöver verdammt heikel werden wird. Ihr müßt es hundertprozentig richtig anstellen…«
    »Ich weiß. Und sogar während wir hier sitzen, bekommen wir in dieser Angelegenheit Ratschläge.«
    »Ratschläge? Von wem?«
    Pallis grinste.

    Gord wurde von Geschrei geweckt.
    Er setzte sich auf und fragte sich benommen, wie lange er wohl geschlafen hatte… Hier gab es natürlich nicht den Rhythmus der Schichten, keinen sich im Uhrzeigersinn drehenden Gürtel – nichts, womit man den Zeitablauf hätte ermitteln können außer unruhigem Schlaf, stumpfsinniger, anspruchsloser Arbeit und ekelhaften Expeditionen zu den Öfen. Zumindest meldete der Magen des ehemaligen Ingenieurs, daß wenigstens einige Stunden verstrichen waren. Er betrachtete die trübe schimmernden Nahrungsmittel, die in einer Ecke seiner Hütte aufgestapelt waren – und erschauerte. Noch ein wenig länger, und er wäre vielleicht so hungrig, daß er noch mehr von dem Zeug verzehren würde.
    Das Geschrei wurde lauter und weckte einen Anflug von Neugier in ihm. Auf der Welt der Boneys war alles geregelt, und es gab keine Zwischenfälle. Was konnte einen solchen Tumult verursachen? Ein Wal? Aber die Ausguckposten meldeten die großen Tiere normalerweise viele Schichten vor ihrer Ankunft, und außerdem war kein Gesang angestimmt worden.
    Widerwillig stand er auf und ging zur Tür.
    Eine Schar von ungefähr einem Dutzend Boneys jeden Alters stand mit nach oben gerichteten Gesichtern auf der ledernen Oberfläche ihrer Welt. Ein kleines Kind deutete in den Himmel. Verwirrt trat Gord aus der Hütte und schloß sich ihnen an.
    Eine Brise wehte über ihn hinweg und brachte

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