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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Menschheit regeln – den Erfolg der Spezies sicherstellen. Aber was ist daraus geworden? Wir haben: Ein halbverrücktes Relikt einer virtuellen Frau, das in der Sonne herumgeistert, ein havariertes GUT-Schiff, die Northern – und eine zum Riesen mutierte Sonne in einem toten Sonnensystem.« Sein tauber Mund arbeitete, aber es kam kein Speichel, den er hätte ausspeien können. »Kaum ein Triumph. Soviel zu den Fähigkeiten der Menschen, Projekte über solche Zeiträume zu planen. Soviel zu Suprahet!«
    »Aber Lieserl hat einen Großteil der Geschichte der menschlichen Rasse verfolgt – zwar nur in Ausschnitten und aus der Ferne, aber sie weiß mehr, als wir hätten hoffen können, anderweitig zu ermitteln. Sie hat erst dann den Kontakt zum Rest der Rasse verloren, als die Menschheit in eine Spätphase eintrat, die als Assimilation bezeichnet wurde und in der die Menschheit auf direkten Konfrontationskurs mit den Xeelee ging.«
    Uvarov konnte seine Phantasie nicht von Lieserls Nöten losreißen. »Aber ich frage mich, ob diese paar pathetischen Datenfetzen eine angemessene Entschädigung für hunderttausend Menschenalter der Einsamkeit sind, welche diese unglückliche Lieserl im Herzen eines sterbenden Sterns ertragen mußte.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Mark offen. »Vielleicht sind Sie ein besserer Philosoph als ich, Uvarov; vielleicht können Sie zu einer Beurteilung des moralischen Werts von Daten gelangen. In diesem Moment ist es mir aber wirklich egal, woher diese Informationen stammen.«
    »Nein«, widersprach Uvarov, »das glaube ich nicht.«
    »Ich bin einfach nur dankbar dafür, daß wir durch Lieserls Existenz etwas über die letzten fünf Megajahre der Menschheit erfahren konnten… und über die Photino-Vögel.«
    »Photino-Vögel?«
    Das Timbre von Marks Stimme änderte sich; Uvarov stellte sich vor, wie sein dümmliches, grobkörniges Pixel-Gesicht ein Grinsen aufsetzte. »Den Begriff hat Lieserl geprägt. Sie fand, was zu finden sie in die Sonne geschickt wurde – einen Energiefluß aus Dunkelmaterie, der die Energie aus dem Kern der Sonne saugte. Aber es war kein mechanischer Prozeß, wie ihre Erschaffer angenommen hatten: Lieserl hat Leben gefunden, Uvarov. Sie ist nicht allein. Sie ist von Photino-Vögeln umgeben. Und ich glaube, daß sie diese Gesellschaft ziemlich genießt…«
    »Lieserl…« Uvarov ließ diesen Namen auf der Zunge zergehen und genoß seine Fremdartigkeit. »Ein ungewöhnlicher Name, sogar vor tausend Jahren.« Uvarovs unzusammenhängendes, unzuverlässiges Erinnerungsvermögen schoß ungerichtet Fakten in seine müde Hirnrinde. »Einstein hatte ein Kind namens Lieserl. Ich meine Albert Einstein, den…«
    »Ich weiß, wer das war.«
    »Seine Frau hieß Mileva«, erzählte Uvarov. »Warum ich mich daran erinnere?… Dann kam ein Kind zur Welt, Lieserl – aber ein uneheliches: Eine große Schande im frühen zwanzigsten Jahrhundert. Das Kind wurde adoptiert. Einstein mußte sich zwischen seinem Kind und der wissenschaftlichen Karriere entscheiden… seiner ganzen schönen Wissenschaft. Was für eine Wahl für einen Menschen!
    Also trägt diese Frau den Namen eines Bastards«, folgerte er. »Ein Name, der für Einsamkeit steht. Wie passend. Wie einsam sie gewesen sein muß…
    Und jetzt erfreut sie sich der Gesellschaft von Lebensformen aus Dunkelmaterie«, sinnierte er. »Ich frage mich, ob sie sich überhaupt noch daran erinnert, daß sie einmal ein Mensch war.«

    Port Sol befand sich zwanzig Lichtstunden von der Position der Boje entfernt, schätzte Louise. Der Nightfighter würde diese Distanz in fünfzig Stunden bewältigen können.
    Seilspinnerin, die ihre rudimentäre Steuerung mit wachsender Zuversicht bediente, ließ die Segelschwingen des Nightfighters ausfahren. Sie schaute über die Schulter, um die Flügel zu beobachten. Ihr Gesichtsfeld wurde zum Teil durch Louises Kabine beeinträchtigt, ein improvisierter Auswuchs, der plump auf den massiven Werkstoffschultern des Flügelansatzes hockte, gleich hinter ihrem Cockpit. Außerdem war dort eines der kleinen gläsernen Beiboote der Northern angedockt worden.
    Der Nightfighter benutzte den Weltflächen-Antigravitationseffekt, um die Kabine und die darin befindliche Louise von den Beschleunigungsspitzen abzuschirmen. Nach langem Herumexperimentieren hatten sie schließlich herausgefunden, daß die solide Befestigung der Kabine und anderer Artefakte an der Struktur des Xeelee-Nightfighters ausreichte, um das

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