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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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um. »He. Schau mal«, sagte sie und deutete auf die Himmelskuppel.
    Seilspinnerin sah hoch und schielte durch die Brille auf die Helligkeit der Kuppel. »Was?«
    Louise beugte sich näher zu ihr hin, so daß Seilspinnerin ihren ausgestreckten Arm als Visierlinie benutzen konnte. »Siehst du das? Diese Schatten an der Kuppel, dort drüben…«
    Die Schatten, zehn oder ein Dutzend Konturen, wuselten geschäftig und aktiv in einer kleinen Ecke der Himmelskuppel umher.
    Seilspinnerin lächelte. »Brüllaffen. Sie haben die Himmelskuppel kolonisiert. Ich frage mich, wie sie dort hinaufgekommen sind.«
    »Der Punkt ist«, meinte Louise sanft, »daß auch sie sich angepaßt haben. Genauso wie dieser Papagei.«
    »Noch eine Parabel, Louise?«
    Louise zuckte die Achseln und warf ihr einen nonchalanten Blick zu.
    Seilspinnerin kam sich jetzt wie einer von Morrows Decksleuten vor. Sie war nicht mehr frei; auf ihr lastete jetzt die Notwendigkeit, sich in Louises großem Projekt ohne Perspektive zu engagieren.
    »In Ordnung, Louise, ich habe verstanden. Laß uns zum Nightfighter zurückgehen.«

    Zum erstenmal verstand Lieserl die Photino-Vögel.
    Sie dachte an Novae und Supernovae.
    Als die neugeborenen Sterne sich in ihren vielen Milliarden Jahre währenden Hauptreihen-Lebenszyklen etabliert hatten, mußte das Universum ein schöner Ort für die Photino-Vögel gewesen sein. Die Sterne schienen stabil zu sein: Für die Ewigkeit geschaffene, ordentliche kleine Nester aus Gravitationsquellen und Fusionsenergie.
    Dann waren die ersten Instabilitäten aufgetreten.
    Die Expansion von Roten Riesen und Novae mußte an sich schon schlimm genug gewesen sein. Aber selbst eine Nova war nur eine begrenzte Explosion, die einen Stern nicht unbedingt zerstören mußte: Er konnte aufgrund der Aktivitäten der Vögel überleben. Eine Supernova-Explosion konnte einen Stern jedoch in Sekunden vernichten und nichts weiter zurücklassen als einen geschrumpften, schnell rotierenden Neutronenstern.
    Lieserl versuchte, diese Vorgänge aus der Perspektive der Photino-Vögel zu betrachten. Die Instabilitäten, die verheerenden Explosionen, mußten ganze Kern-Populationen ausgelöscht haben. Vielleicht, so spekulierte sie jetzt, hatten die Vögel in der Vergangenheit sogar eine Zivilisation entwickelt; vor ihrem geistigen Auge erschienen große, rotierende Städte aus Dunkelmaterie in den Herzen der Sterne – Städte, die durch das Sterben der Sterne zerstört wurden.
    Wenn sie ein Photino-Vögel wäre, würde sie das nicht tolerieren.
    Die Vögel brauchten keine flammenden, spektakulären Sterne. Und sicherlich brauchten sie auch keine Instabilitäten, Novae oder Supernovae und die Widrigkeiten sterbender Sterne. Alles, was sie von einem Stern verlangten, war eine stabile Gravitationsquelle und ein Reservoir, das ein energetisches Rinnsal aus Proton-Photino-Interaktionen speiste.
    Sie dachte an Sol.
    Wenn die Vögel zusammen mit der Sonne untergegangen waren – nachdem der Superwind durch das zerstörte System gebraust war –, würde ein Weißer Zwerg übrigbleiben: Ein kleiner, sich abkühlender Brocken aus degenerierter Materie, der kleiner war als die Erde. Die Geschichte der Sonne wäre vorüber. Sie konnte keine weiteren Veränderungen mehr erwarten, außer einem langsamen Niedergang; es würden jedenfalls mit Sicherheit keine kataklysmischen Ereignisse mehr in der Zukunft der Sonne eintreten…
    Aber der Zwerg würde über die Hälfte der Sonnenmasse in sich vereinen. Und es würde noch reichlich Reaktionsmasse aus Dunkelmaterie sowie Energie aus der langsamen Schrumpfung des Sterns bereitstehen.
    Die Sonne hätte sich dann ein ideales Habitat für Photino-Vögel verwandelt.
    All das realisierte Lieserl jetzt mit erschreckender Klarheit.
    Die Photino-Vögel konnten kein Universum voller junger, heißer und gefährlicher Sterne akzeptieren, die jeden Moment explodieren konnten. Also hatten sie beschlossen, reinen Tisch zu machen – die Sterne so schnell wie möglich altern zu lassen.
    Und wenn die grandiose Aufgabe der Vögel schließlich beendet war, würde das Universum nur noch mit trüben, unveränderlichen Weißen Zwergen angefüllt sein. Die einzige Bewegung würde dann ausschließlich von den schattenhaften Strömen der Photino-Vögel ausgehen, die zwischen ihren neutralisierten Sternen-Nestern umherzogen.
    Es war eine majestätische Vision: Ein Ingenieursprojekt im größten nur vorstellbaren Maßstab – ein Projekt, das auf ewig

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