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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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projiziert. »Das gibt uns einige Rätsel auf. Zum einen ist es periodisch – das gleiche Muster erscheint etwa alle zwei Stunden. Also können wir wohl davon ausgehen, daß es künstlich ist. Und sieh dir das mal an«, sagte Louise. Eine Sequenz aus dreißig Säulen, die zu einer Vielzahl anderer gehörten, wurde jetzt mit elektrostatischem Blau markiert. »Siehst du das?«
    Seilspinnerin betrachtete die ansteigende Sequenz von Säulen und bemühte sich nach Kräften, den Grund für Louises Erregung zu ermitteln. »Worauf soll ich denn überhaupt achten, Louise?«
    Mit Ungeduld vernahm sie Louises Knurren. »Seilspinnerin, die Amplituden dieser Impulse nehmen zu, proportional zu den ersten dreißig Primzahlen.«
    Die xenonblauen Säulen wurden jetzt in einzelne Blöcke zerlegt, um Seilspinnerin bei der Identifizierung des Musters zu unterstützen. Sie zählte die Säulen: Eins, zwei, drei, fünf, sieben…
    Sie registrierte ein unsichtbares Lächeln. Wie ein Puzzle für Kinder, nicht wahr?
    »Ach, halt’s Maul«, meinte sie spontan.
    »Was war das?«
    »Nichts… Entschuldige, Louise. Ja, jetzt sehe ich es.«
    »Schau – das Spannende an der Ortung dieser Reihe von Primzahlen ist, daß das Signal mit allergrößter Wahrscheinlichkeit menschlichen Ursprungs ist.«
    »Reicht denn dieses Muster überhaupt aus, um einen solchen Schluß ziehen zu können?«
    »Wir wissen es natürlich nicht mit Bestimmtheit«, konzedierte Louise ungeduldig. »Aber es ist ein verdammt plausibles Indiz, Seilspinnerin. Wir haben Grund zu der Annahme, daß die Primzahlen von besonderer Bedeutung für die Menschen sind.
    Bei den Primzahlen handelt es sich nämlich um fundamentale Strukturen der Arithmetik – zumindest der diskreten Arithmetik, die den Menschen scheinbar instinktiv zu eigen ist. Wir sind kompakte, klar definierte Wesen: Ich bin hier, und du bist irgendwo dort draußen. Eins, zwei. Diese Art des Zählens ist uns offensichtlich angeboren, und daher tendieren wir dazu, sie für eine fundamentale Facette des Universums zu halten. Aber es sind auch noch andere mathematische Paradigmen vorstellbar.
    Was ist zum Beispiel mit Lebewesen wie den Qax, bei denen es sich um diffuse Kreaturen handelte, ohne präzise Trennlinien zwischen den einzelnen Individuen? Was mit den Squeem und ihrem Kollektivbewußtsein? Warum sollte einfaches Zählen für sie natürlich sein? Vielleicht war ihre Frühform der Mathematik stetig – oder vielleicht ergab sich das Studium der unendlichen Mengen bei ihnen von selbst, wie die Arithmetik bei den Menschen. Für uns war die Cantorsche Hierarchie der unendlichen Mengen eine ziemlich späte Entdeckung. Und…«
    Seilspinnerin hörte kaum zu. Menschen? Hier, am Rand von Raum und Zeit? »Louise, habt ihr auch den Rest entschlüsselt?«
    »Nun, wir können einiges extrapolieren«, erwiderte Louise defensiv. »Glauben wir jedenfalls. Aber erinnere dich, Seilspinnerin, wir haben es vielleicht mit Menschen einer Kultur zu tun, die der unseren weit voraus ist – vielleicht um Millionen Jahre. Die Menschen einer derart entfernten Zukunft unterscheiden sich möglicherweise kaum weniger von uns als eine Fremdrasse. Nicht einmal Lieserl hat uns diesbezüglich weiterhelfen können…«
    »Aber ihr habt trotzdem gewisse Fortschritte gemacht, oder?«
    Louise zögerte. »Ja. Wir glauben, daß es ein Notruf ist.«
    »Oh, gut. Ja, wir sind sicherlich in der Lage, menschlichen Göttern aus der Patsche zu helfen, die fünf Millionen Jahre jünger sind als wir.«
    »Wer weiß?« sagte Louise trocken. »Vielleicht sind wir es ja wirklich. Auf jeden Fall werden wir es herausfinden.«
    … Da war Bewegung auf Seilspinnerins linker Seite. Sie drehte sich um.
    Plötzlich war der Mann aus dem Waldtraum sichtbar. Ganz lässig saß er dort – außerhalb des Käfigs – auf der aus Werkstoff bestehenden Schulter des Nightfighters. Er trug keinen Schutzanzug, nur einen nüchternen grauen Overall. Er hatte die Hände im Schoß gefaltet. Licht – von einer unsichtbaren Quelle – beleuchtete die Falten um seinen Mund, den Ausdruck der Müdigkeit in seinen Augen.
    Hatte er sich am Ende doch noch gezeigt. Er nickte ihr leicht zu.
    Sie lächelte.
    »… Seilspinnerin?«
    »Hier bin ich, Louise.« Sie versuchte, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren; sie griff nach dem Hyperantriebs-Waldo. »Bist du bereit?«
    »Ja.«

    Der Nightfighter flackerte durch den Hyperraum. Mit einer Geschwindigkeit von über hunderttausend Lichtjahren pro

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