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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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berichtete er zögernd. Da war Licht – wie Feuer, blauviolett – am ganzen Umfang der Kuppel. Ich weiß, daß es das Fleisch des Spline war, das von dem aus exotischer Materie bestehenden Gitterrohrrahmen des Interface verbrannt wurde. Ich erinnere mich – an ein Gefühl des Verlustes, der Entfremdung.
    »Verlust?«
    Ich verließ mein Zeit-Kontinuum. Seilspinnerin, jeder von uns – (er hob transparente Hände) – sogar ich – steht durch Quantenfunktionen mit der Welt in Verbindung. Ich war non-lokal mit allem verbunden, das ich jemals berührt, gesehen, geschmeckt hatte… Nun waren all diese Quantenverbindungen unterbrochen. Ich war so allein, wie ein Mensch nur sein konnte.
    Ich aktivierte den Hyperantrieb.
    Stücke des Wurmlochs schienen sich abzulösen. Ich erinnere mich an Ströme blauweißen Lichts… Ich glaubte fast, diese harten Photonen spüren zu können, welche die Lebenskuppel durchdrangen.
    Die Raumzeit wird von Wurmlöchern durchzogen: Sie ist wie eine Glasplatte, die von Sprüngen durchzogen wird. Als Poole den Hyperantrieb im Innern des Wurmlochs aktivierte, war es, als ob jemand dieses fehlerhafte Glas mit einem Hammer zertrümmerte. Vom Auftreffpunkt breiteten sich explosionsartig Sprünge aus und verbreiterten sich; sie vereinigten sich zu einem komplexen, expandierenden Netzwerk aus Sprüngen, einem Muster aus Rissen, das sich ständig neu konfigurierte, während die Raumzeit sich abwechselnd regenerierte und wieder zerbrach.
    Die Risse in der Raumzeit öffneten sich wie verzweigende Tunnel, die in die Unendlichkeit führten … Poole lächelte selbstironisch. Ich begann mich zu fragen, ob das wirklich ein so guter Plan gewesen war.

    Das Beiboot schwebte von der Lebenskuppel der Northern hinab.
    Lieserl saß auf einer virtuell projizierten Sitzbank neben Mark Wu; vor ihnen war der blinde Uvarov in seine Decken gehüllt, sein höhlenartiger Mund stand offen, und der Atem ging rasselnd. Die immensen Diskontinuitäten-Antriebsschwingen des Nightfighters breiteten sich wie das gewölbte Dach einer riesigen Kirche über der Kuppel aus.
    Weit unter dem Boot drehte sich der düstere, atmosphärelose Planet, zu dem sie unterwegs waren. Als sie die aus dem glühenden Nebel herausragende Insel der Solidität betrachtete, überkam Lieserl ein plötzliches – und reichlich absurdes – Schwindelgefühl. Sie hatte den Eindruck, in diesem Sitz ohne Schutz weit über der Planetenoberfläche zu schweben; sie fühlte den Impuls, den sie entschlossen unterdrückte, sich an den Seiten ihres Sitzes festzuhalten.
    Schwindelgefühl… Nach all ihren Erfahrungen im Innern der Sonne und trotz des unumstößlichen Wissens, daß ihr nicht einmal dann etwas zustoßen konnte, wenn das Boot hier und jetzt explodierte – weil sie im Grunde ja nur eine Virtuellprojektion der Hauptprozessoren der Northern darstellte, die durch die Prozessorbänke des Beibootes noch verstärkt wurde –, ungeachtet dieser Aspekte war ihr schwindlig.
    Dennoch, sagte sie sich, war es tröstlich zu wissen, daß sie wenigstens noch so viel Menschlichkeit bewahrt hatte, um zumindest ein wenig Furcht zu empfinden. Vielleicht sollte sie Mark davon erzählen; es könnte seine Meinung von ihr verbessern.
    Hinter der transparenten Wandung des Beiboots entfaltete sich das System des Neutronensterns als ein riesiges Tableau um sie herum.
    Der Neutronenstern selbst war eine winzige, grelle gelbrote Kugel. Er hatte einen Begleiter – einen normalen Stern – und wurde von einem Ring aus Gas umgeben, der sanft glühte. Und es gab einige Planeten, die den Neutronenstern innerhalb des rauchigen Ringes umliefen.
    Tatsächlich stammte das anomale Signal von einem dieser Planeten, der kleinen Welt, zu der Lieserl jetzt hinabstieg.
    Der Nightfighter hatte sie in dem Ring aus Rauch abgesetzt, der den Stern umkreiste. Es war wie der Abstieg in eine Nebelbank. Nahe beim Boot konnte Lieserl dichte Wirbel des Ringgases erkennen – Ballungen und Strudel turbulenter Materie – und dahinter stand der Rest des Rings als Band aus fahlem Licht, welches das Universum in zwei Hälften teilte. Sie konnte den Neutronenstern selbst sehen, einen kleinen, harten Kohlebrocken, der im Herzen dieses Rings aus Rauch gelbrot glühte. Neben ihm hing sein Partnerstern – groß, bleich und durch das extrem starke Gravitationsfeld des Neutronensterns zu einem gedrungenen Ellipsoiden verzerrt. Der Kadaver des Satelliten emittierte Stränge aus Gas, die blindlings dem

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