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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Stunde umrundete die Northern den Torus aus fragmentierten String-Schleifen wie eine Fliege den Rand einer Wüste.
    Der Flug dauerte zehn Stunden. Als er sich seinem Ende näherte, gönnte Seilspinnerin sich ein kurzes Nickerchen; nach dem Aufwachen ließ sie sich von ihrem Anzug säubern und entleerte die Blase.
    Sie kontrollierte ein Display auf dem Helmvisier. Noch zwanzig Sprünge. Noch zwanzig Sekunden, und…
    Etwas dynamisch Blaues explodierte im Raum vor ihr und schob sich groß vor ihr Gesicht.
    Sie schrie auf und schlug die Hände vor das Visier.
    Es ist alles in Ordnung, sagte Poole leise.
    »Es tut mir leid, Seilspinnerin«, entschuldigte sich Louise Armonk. »Ich hätte dich vorher warnen sollen…«
    Vorsichtig nahm Seilspinnerin die Arme herunter.
    Überall waren Strings.
    Ein Gewirr kosmischer Strings, das durch die Falschfarbendarstellung des Visiers in elektrostatischem Blau glühte, lag direkt vor dem Schiff. Mit Lichtgeschwindigkeit wandernde Scheitelpunkte glitzerten oberhalb der verdrillten Stränge. Sie beugte sich vor und schaute nach oben und unten, nach links und rechts; so weit sie sehen konnte, zogen sich die Fäden der Strings zickzackförmig über den Himmel, eine strukturierte Wand im Weltraum. Bei einer näheren Betrachtung der gigantischen Struktur sah Seilspinnerin, daß die einzelnen Fäden sich verschwommen überlagerten und zu einem schwachen Nebel in der Unendlichkeit verschmolzen.
    Die String-Schleife bildete eine Barriere im Raum und teilte das Universum in zwei Hälften. Es war recht schön, dachte sie – aber tödlich. Es war ein kosmisches Netzwerk, dessen Fäden lang genug waren, die Entfernungen zwischen Sternen zu überbrücken: Ein Netz, das bereit war, sie und ihr Schiff einzufangen.
    Und außerdem wußte sie, daß es sich hierbei nur um ein Tausend-Lichtjahres-Fragment von Tausenden im Torus handelte…
    »Teufel«, sagte sie. »Wir befinden uns fast schon im Innern dieses verdammten Rings.«
    »Nicht ganz«, korrigierte Louise. Ihre Stimme war allerdings angespannt und verriet Nervosität. »Denk an die Entfernungsmaßstäbe, Seilspinnerin. Die String-Schleifen in diesem Torus-System haben einen Durchmesser von etwa tausend Lichtjahren. Wir sind jetzt so weit vom Rand dieser Schleife entfernt wie die Sonne von ihrem nächsten Stern.«
    »Mit der Ausnahme«, fiel Mark ihr ins Wort, »daß die Schleife keinen klar definierten Rand hat. Sie ist unscharf. Kosmische Strings sind verdammt schwer nachzuweisen; die Abbildung, die du betrachtest, Seilspinnerin, ist ausschließlich eine virtuelle Rekonstruktion; sie stellt lediglich das dar, was wir dort draußen vermuten.«
    »Dann gehen wir also ein Risiko ein, wenn wir uns hier aufhalten?« fragte Seilspinnerin.
    Natürlich, bestätigte Michael Poole.
    »Nein«, dementierte Louise.
    »Doch«, widersprach Mark. »Komm schon, Louise. Seilspinnerin, wir sind damit beschäftigt, die Risiken zu minimieren. Aber die Gefahr besteht trotzdem. Seilspinnerin, du mußt bereit sein, zu reagieren – uns schnell hier wegzubringen. Wir haben den Waldos Fluchtroutinen einprogrammiert, sowohl für den Hyperantrieb als auch für das Diskontinuitätentriebwerk.«
    »Ich werde bereit sein«, erwiderte sie ruhig. »Aber warum sind wir denn hier? Kommt das menschliche Signal von irgendwo hier drinnen – aus dem Innern des Strings?«
    »Nein«, meinte Louise. »Zum Glück nicht. Seilspinnerin, das Signal stammt aus dem System eines Neutronensterns – nur wenige Lichtstunden von hier entfernt. Wir haben…«
    »…eine Routine für das Diskontinuitätentriebwerk in die Waldos einprogrammiert«, ergänzte Seilspinnerin trocken. »Ich weiß.« Sie griff nach der Steuerung. »Gib mir Bescheid, wenn ihr soweit seid, Louise.«

    Poole sah müde aus, und seine braunen Augen lagen tief in einem Netz aus Falten. Du mußt wissen, daß ich mit Louise Ye Armonk zusammengearbeitet habe, sagte er. Er lächelte. Und da wären wir nun wieder vereint. Wie klein die Welt doch ist, nicht? Sie war eine gute Ingenieurin. Und ich glaube, daß sie auch heute noch gut ist.
    »Ich weiß, daß du dich dazu entschlossen hattest, deine Wurmloch-Zeitbrücke zu schließen«, sagte Seilspinnerin. »Erzähl mir, was dir zugestoßen ist.«
    Poole saß in einer offensichtlich entspannten Haltung auf der Schulter des Nightfighters; er hatte die Augen geschlossen und den Kopf nach vorn geneigt. Ich erinnere mich, wie die Lebenskuppel meines GUT-Schiffes in das Interface einflog,

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