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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ich.
    »Warum nicht?«
    Weil es hier für euch nichts mehr gibt. Der Ring – den ihr suchen wolltet – ist zerstört. Dieses Trümmerfeld aus String-Fragmenten hilft euch überhaupt nicht weiter.
    »Was dann?«
    Ihr müßt weiterfliegen, Seilspinnerin. Du mußt deine Leute zu einem Ort bringen, an dem sie Schutz und Zuflucht finden können. Seine warmen und festen Hände legten sich erneut unsichtbar auf die ihren. Ich werde dich hinführen. Wirst du mir vertrauen?
    »Wohin gehen wir?«
    Wir suchen den Ring.
    »Aber – der Ring ist doch hier. Er ist vernichtet. Das hast du doch selbst gesagt.«
    Ja, erklärte er geduldig. Aber das war nicht immer so…

30

    DER ’BOT ROLLTE HURTIG über den Boden, wobei die dicken Reifen knirschend über den Staub mahlten, den er von der Oberfläche des Planeten eingeschleppt hatte. Das Gerät hatte an einem flexiblen Arm ein Bündel Sensoren ausgefahren. Der Sensorarm erstrahlte in hellem weißen Licht. Die Art, wie der ’bot die Sensoren ausstreckte, kam Lieserl ziemlich zickig vor, als ob er nicht billigen würde, was er hier drinnen inspizieren sollte.
    Der ’bot rollte zu einem der vier Stühle und schnüffelte vorsichtig daran.
    »Hier gibt es exotische Materie«, sagte Mark plötzlich.
    »Was?«
    »Der ’bot hat exotische Materie gefunden«, wiederholte Mark gleichmütig. »Irgendwo im Innern des Gebäudes.«
    »Aber wir haben hier keinen Hinweis auf eine Wurmloch-Konstruktion entdeckt«, knurrte Uvarov. »Und außerdem ist diese Struktur zu klein, um ein Wurmloch-Interface aufzunehmen.«
    »Ich berichte nur, was der ’bot mir meldet«, erwiderte Mark, wobei er kein Hehl aus seiner Gereiztheit machte. »Vielleicht sollten wir noch weitere Daten sammeln, bevor wir unsere Zeit mit Spekulationen vergeuden, Uvarov.«
    Der ’bot trieb sich noch immer in der Nähe eines dieser Stühle herum – beim zweiten von links, bemerkte Lieserl zusammenhanglos. Sie sah, wie der ’bot weitere Arme ausfuhr und zusätzliche Sensorausrüstungen zum Vorschein brachte; das Arrangement hing drohend über dem Stuhl in der Luft, wie eine mechanische Spinne.
    Mit ausdruckslosem Gesicht ging Mark zu dem ’bot hinüber. »Es ist irgendwo im Stuhl. Die exotische Materie…«
    »Im Stuhl?« Lieserl stand kurz davor, hysterisch zu lachen. »Wie, hat jemand vielleicht exotische Materie hinter das Sitzkissen fallen lassen, als er sich eine virtuelle Show angesehen hat?«
    Er blickte sie eindringlich an. »Komm schon, Lieserl. In diesem Stuhl ist tatsächlich ein Konstrukt aus exotischer Materie eingeschlossen. Es ist winzig – nur wenige Millimeter groß –, aber es ist da.« Er wandte sich dem ’bot zu. »Vielleicht können wir einmal eine vergrößerte Virtuelldarstellung bekommen…«
    Pixel wirbelten vor Lieserls Gesicht umher und strichen unmerklich über ihre Wangen; sie wich zurück.
    Die Pixel verdichteten sich zu einem groben, in der Luft hängenden Umriß. Es sah wie ein Juwel aus – hell, kompakt und fugenlos –, das vor ihr schwebte. Es gab noch Anzeichen weiterer Strukturen, die von den Videosystemen des ’bots jedoch noch nicht aufgelöst worden waren.
    Sie identifizierte die Form.
    »Ein Tetraeder«, stellte sie fest.
    »Ja. Ein Tetraeder… Diese Form scheint zum Markenzeichen der Menschheit geworden zu sein, nicht wahr? Aber der hier ist ja kaum zwei Millimeter groß.«
    Pixel aller Farben wirbelten durch das Innere des kleinen Tetraeders, als ob sie sich miteinander vereinigen wollten. Lieserl nahm flüchtige, vexierbildartige Anzeichen geordneter Strukturen wahr. Einmal glaubte sie zu sehen, wie sich ein noch kleinerer Tetraeder im Innern des ersten bildete – genauso, wie dieses Konstrukt sich seinerseits in der Tetraederform der Basis befand. Sie fragte sich, ob diese ganze Struktur vielleicht einer Matrioschka glich, wobei eine Reihe von Tetraedern ordentlich ineinander gesteckt war…
    Das vergrößerte Bild war ziemlich gefällig, dachte sie. Es erinnerte sie an ein Spielzeug, das sie in ihrer blitzartigen Kindheit besessen hatte: Ein winziges, von einer Wasserkugel umschlossenes Dorf, mit gefrorenen Leuten und Plastikschneeflocken… Bei diesem Gedanken spürte sie einen kurzen, unwillkürlichen Schmerz des Bedauerns, daß ihre Kindheit, so unerfreulich sie auch gewesen war, jetzt so weit zurücklag.
    »Nun, mein Korn aus exotischer Materie befindet sich irgendwo dort drin«, sagte Mark. »Aber der ’bot kann keine höhere Auflösung erzielen.« Er wirkte verwirrt.

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