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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Lieserl, es steckt etwas Seltsames in dieser kleinen Pyramide.«
    Sie gestattete ihrem Gesicht keine Regung; zuweilen war es ganz vorteilhaft, eine Virtuelle zu sein – es vermittelte ihr eine solche Kontrolle. Seltsam. Richtig. Aber was könnte wohl noch seltsamer sein als der Aufenthalt auf dem Planeten eines Neutronensterns, der mit Lichtgeschwindigkeit durch das finale Schlachtfeld rast, am Ende der Zeit? Was könnte noch fremdartiger sein als das?
    »Dort drinnen existiert ein Tröpfchen Neutronen-Superflüssigkeit«, sagte Mark. Er schaute in das konturenlose Innere des Tetraeders, als ob er ihn durch schiere Willenskraft zur Preisgabe seiner Geheimnisse veranlassen könnte. »Hoch verdichtet, mit enormen Temperatur- und Druckverhältnissen… Lieserl, der Tetraeder enthält Materie in einem Zustand, den man tief im Innern eines Neutronensterns erwarten würde – in einem Bereich unterhalb der festen Kruste, dem Mantel. In diese Region versucht der ’bot Einblick zu gewinnen.«
    Lieserl starrte auf die wirbelnden Schwaden im Innern des Tetraeders. Sie wußte, daß ein Neutronenstern die Masse eines normalen Sterns hatte, die jedoch in einer nur wenige Kilometer durchmessenden Kugel komprimiert war. Die Materie war so dicht, daß Elektronen und Protonen in Neutronenform gezwungen wurden; diese aus Neutronen bestehende Superflüssigkeit war hundert Trillionen mal so dicht wie Wasser.
    »Wenn das wirklich stimmt, wodurch wird dann der Druck ausgeglichen? Dieses Konstrukt ist doch wie eine Bombe, die auf ihre Explosion wartet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nun, es hat den Anschein, als ob die Erbauer dieses Ortes einen Weg gefunden hätten. Und das Konstrukt befindet sich sicher seit langer Zeit in einem stabilen Zustand – vielleicht schon mehrere Millionen Jahre. Weißt du, ich wünschte, wir könnten mehr Zeit hier verbringen. Wir wissen ja nicht einmal, wie alt diese Basis überhaupt ist – um wie viele Jahrtausende diese Technologie uns voraus ist.«
    »Aber wozu die Konstruktion eines solchen Teils?« Sie starrte in den Tetraeder. »Warum sollte wohl jemand eine kleine Kiste mit rekonstruierter Materie eines Neutronensterns anfüllen? Mark, glaubst du, daß das hier vielleicht eine Art Labor war, in dem die Zustände von Neutronensternen untersucht wurden?«
    Uvarovs zerstörte Stimme stieß lachend in ihre Ohren. »Ein Labor? Meine liebe Frau, das hier ist Kriegsgebiet; ich kann mir nicht vorstellen, daß Grundlagenforschung auf der Tagesordnung der Männer und Frauen gestanden hatte, die diese Basis errichteten. Außerdem ist dieser Neutronenstern ziemlich untypisch. Die Leute, die hierher kamen, montierten Diskontinuitäten-Triebwerke am Pol des Sterns und bewegten ihn mit Lichtgeschwindigkeit durch den Raum. Welchem Forschungszweck sollte das Ihrer Meinung nach gedient haben?«
    Mark ignorierte ihn. Er ging vor der Abbildung in die Hocke und schaute zu ihr hoch; das Glühen der wandernden Bildpunkte im Innern des Tetraeders warf Reflexe auf sein Gesicht und den Raumanzug. »Ich glaube nicht, daß das Zeug dort drinnen rekonstruiert wurde, Lieserl.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Denk doch mal nach.« Er deutete auf die Projektion. »Uns ist bekannt, daß sich dort exotische Materie befindet… und soweit wir wissen, besteht der primäre Zweck exotischer Materie in der Konstruktion von Raumzeit-Wurmlöchern. Ich glaube, daß da drin ein Wurmloch-Interface steckt, Lieserl.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wurmloch-Mündungen haben doch einen Durchmesser von mehreren hundert Metern – oder Kilometern.«
    Er richtete sich wieder auf. »Das mag wohl für die Interfaces zutreffen, die wir konstruieren können. Aber wer weiß schon, was in der Zukunft möglich ist? Oder auch…«
    »Wir wissen, was Sie sagen wollen«, warf Uvarov vom Boot her ein.
    »Nehmen wir also an, daß sich wirklich ein Wurmloch innerhalb dieses winzigen Konstruktes befindet«, fuhr Mark fort. »Ein so kleines Wurmloch, daß es nur als Faden vorliegt… aber es erstreckt sich durch den Raum und führt ins Innere des Neutronensterns. Lieserl, ich glaube nicht, daß es sich bei der Neutronen-Superflüssigkeit um eine menschliche Rekonstruktion handelt – ich halte sie vielmehr für eine Materialprobe, die dem Neutronenstern entnommen wurde.«
    Unwillkürlich schaute sich Lieserl in der Kammer um, als ob sie sehen könnte, wie sich das Miniatur-Wurmloch durch den Raum schlängelte, eine leuchtende Spur, die diese sterile,

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