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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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frischen Apfel anhörte.
    Der bis zur Unkenntlichkeit zermalmte Körper der Frau wurde zur Seite geschleudert und schlug auf das Deck.
    Der Sog eines kosmischen Strings… Dieser Sog war der Mechanismus, der die großmaßstäblichen Strukturen des Universums erschaffen hatte. Er war die Saat der Galaxien. Und nun tobte er durch unser Schiff, dachte Morrow.
    Wenn sich der String erst einmal ganz durch die Lebenskuppel geschnitten hatte, würde die Northern am Ende sein, so sicher wie ein vom Rumpf abgetrennter Kopf…
    Der in seinen eigenen Schmerz versunkene Morrow wollte die Augen schließen und sich dem Vergessen der Bewußtlosigkeit anheimgeben. Sollte es auf diese Art enden, nach eintausend Jahren?
    Aber die Geräusche über ihm – der Sog, die Schreie – schienen sich zu verändern.
    Er schaute nach oben.
    Der String, der bisher mühelos die Struktur durchschnitten hatte, war zum Stillstand gekommen.

    »Mark«, zischte Louise. »Was ist los?«
    Der String hatte sich auf einer Länge von vierhundert Metern durch die Lebenskuppel gefräst. Für einen Moment zuckte der blau glühende String, wie ein in Fleisch eindringendes Skalpell.
    Dann materialisierte wieder die Virtuellprojektion. Der xenonblaue String beschrieb eine enge Kurve und bahnte sich einen Weg aus der Lebenskuppel hinaus, wobei er vielleicht vierhundert Meter oberhalb der Eintrittsstelle wieder austrat.
    Louise wünschte sich, daß es einen Gott gäbe, dem sie Dank hätte sagen können.
    »Er hat auf dem Rückweg zwar noch eine Menge Schaden angerichtet – aber die Lebenskuppel ist wenigstens intakt geblieben«, stellte Mark fest. »Die ’bots und autonomen Systeme versiegeln die Lecks in der Hülle.« Er schaute zu Louise hoch. »Ich glaube, daß wir es überstanden haben.«
    Die über ihrem Bett schwebende Louise zog die Beine an die Brust. »Aber ich verstehe nicht, wie.«
    »Seilspinnerin hat uns gerettet«, erklärte Mark schlicht. »Sie hat den Diskontinuitäten-Antrieb aktiviert und uns mit halber Lichtgeschwindigkeit von dort weggebracht – und genau in die richtige Richtung. Siehst du?« Mark zeigte mit dem Finger. »Sie ist auf Gegenkurs gegangen, weg von dem String.«
    Sie blickte in seine vertrauten, müden Augen und wünschte sich, ihn an sich drücken zu können. »Es war Seilspinnerin. Du hast recht. Sie muß es gewesen sein. Aber die Verbindung zu ihr wurde doch schon gleich am Anfang unterbrochen. Und wir hatten mit Sicherheit nicht die Zeit, Routinen für die Waldos zu programmieren.«
    »Wir haben ja nach wie vor keinen Kontakt mit Seilspinnerin«, stellte Mark fest.
    »Woher wußte sie es also?« Louise studierte die demolierte Lebenskuppel. »Der Kurs, den sie eingegeben hat, um uns in Sicherheit zu bringen, war fast perfekt, Mark. Wie konnte sie das nur wissen?«

    Seilspinnerin schlug die Hände vor das Helmvisier; sie zitterte am ganzen Körper in ihrem Schutzanzug.
    Es ist vorbei, Seilspinnerin. Das hast du gut gemacht. Es ist Zeit, nach vorne zu blicken.
    »Nein«, widersprach sie. »Der String hat das Schiff getroffen. Die Toten und Verletzten…«
    Steigere dich da jetzt nicht hinein. Du hast alles getan, was du konntest.
    »Wirklich? Und gilt das auch für dich, Michael Poole?« platzte es aus ihr heraus.
    Was willst du damit sagen?
    »Hättest du uns nicht früher helfen können? Hättest du uns denn nicht vor dem auf uns zukommenden Ding warnen können?«
    Er lachte, leise und traurig. Es tut mir leid, Seilspinnerin. Ich bin kein Übermensch. Ich verfügte auch nicht über mehr Informationen als deine Leute. Ich unterliege nämlich ebenfalls den Gesetzen der Physik, genauso wie du…
    Sie ließ die Hände sinken und schlug gegen die Seiten des Sitzes. Es bestand noch immer keine Verbindung – akustisch oder über Datenleitung – zu Louise und dem Rest der Besatzung. Sie war hier draußen isoliert – in der Pilotenkanzel eines Fremdraumschiffes eingesperrt, mit einem fünf Millionen Jahre alten Gespenst als einziger Gesellschaft.
    Sie fühlte, wie sich ein Lachanfall in ihr aufstaute; sie unterdrückte ihn.
    Seilspinnerin?
    »Ich habe Angst, Michael Poole. Ich fürchte mich sogar vor dir.«
    Das kann ich dir nicht verdenken. Ich fürchte mich ja selbst vor mir.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was, wenn Louise die Verbindung nicht wieder herstellen kann?«
    Einen Moment lang schwieg er. Dann sagte er:
    Schau, Seilspinnerin, deine Leute können hier nicht bleiben. In diesem Zeit-Kontinuum, meine

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