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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hierbleiben. Im Hospital aushelfen.«
    Lieserl runzelte die Stirn. »Louise, du bist Ingenieurin und keine Ärztin. Offen gesagt, von dir wollte ich nicht behandelt werden.«
    Mark lächelte. »Außerdem haben wir keine Zeit für Selbstmitleid, Louise. Es ist wichtig.«
    Sie seufzte. »Was ist?«
    »Hast du denn nicht gehört, wie die Hülle unter der Belastung geächzt hat? Seilspinnerin hat das Schiff wieder in Bewegung gesetzt«, flüsterte er mit einem überraschend unrealistischen Zischen.
    Du mußt dir die Raumzeit als eine Matrix vorstellen, flüsterte Michael Poole. Ein vierdimensionales Gitter, das durch Entfernungen und Zeitdauer definiert wird. Es gibt Ereignisse: Punkte in Raum und Zeit, an den Knoten des Gitters. Das sind die Ereignisse, die unser Leben bestimmen. Und die Ereignisse werden durch Trajektorien miteinander verknüpft.
    Der Sternenbogen verbreiterte sich nun am Himmel. Das hieß, daß sich ihre Geschwindigkeit verringert hatte, denn die relativistische Verzerrung reduzierte sich. Mit subvokalen Befehlen rief Seilspinnerin ein Helmdisplay auf. Ja: Die Geschwindigkeit des Schiffes lag nur noch knapp über der halben Lichtgeschwindigkeit.
    Trajektorien sind Pfade durch die Raumzeit, sagte Poole. Es gibt zeitgleiche Flugbahnen, und es gibt raumgleiche Flugbahnen. Ein unterlichtschnelles Schiff folgt einem zeitgleichen Pfad. Und, Seilspinnerin, wir – alle Menschen, seit dem Beginn der Geschichte – kriechen wie Schnecken auf zeitgleichen Trajektorien in die Zukunft. Irgendwann werden unsere Welt-Linien an einem Ort enden, der zeitgleiche Unendlichkeit genannt wird – am unendlich weit entfernten, wirklichen Ende der Zeit.
    Aber ›raumgleich‹ bedeutet, sich schneller als das Licht zu bewegen. Ein Tachyon – ein überlichtschnelles Partikel – folgt einem raumgleichen Pfad, genauso wie dieser Nightfighter mit aktiviertem Hyperantrieb.
    Sie drehte sich in ihrem Sitz um. Das Neutronenstern-System war bereits in der rotverschobenen Ferne verschwunden. Und direkt vor ihr stand eine Wolke aus kosmischen Strings; der Raum wirkte, als sei er kreuz und quer von Sprüngen durchzogen, um die blauverschobene Sternenabbildungen wie Öltropfen herumglitten.
    Pooles unsichtbare Hände spannten sich um die ihren, als das Schiff sich in die String-Wolke stürzte.
    Wir kennen mindestens drei Arten, raumgleichen Pfaden zu folgen, Seilspinnerin: Drei Arten der überlichtschnellen Fortbewegung. Wir können natürlich den Hyperantrieb der Xeelee verwenden. Oder wir können Raumzeit-Wurmlöcher nutzen. Oder wir können uns die konische Raumzeit um den Abschnitt eines kosmischen Strings nutzbar machen…
    Denk an den Gravitationslinsen-Effekt, der die Doppelstern-Darstellungen um die Strings bewirkt. Ein an der einen Seite des Strings entlanglaufendes Photon kann unsere Teleskope erst Dutzende von Jahrtausenden später erreichen als ein Photon, das einem Pfad auf der anderen Seite des Strings folgt.
    Wenn wir also den konischen Defekt eines Strings durchfliegen, könnten wir einen Lichtstrahl tatsächlich überholen… Jetzt war das Schiff vollständig von verschlungenen und komplexen Strings umgeben, die bis in die Unendlichkeit reichten. Eine String-Doppelhelix, die so verdrillt war, daß sie fast wie Flechtwerk aussah, fegte über ihren Kopf hinweg. Sie schaute nach oben. Die Strings folgten den Doppelstern-Abbildungen auf erratischen Bahnen.
    Hinter ihr breiteten sich die großen Schwingen weit aus. Der verdammte Nightfighter befindet sich hier in seinem eigentlichen Element, sagte sie sich.
    Unter Pooles Anleitung brachte Seilspinnerin das Schiff zum Stillstand; die Diskontinuitäten-Schwingen stellten sich auf, als sie am Raum zerrten. Dann wendete Seilspinnerin schnell – unglaublich schnell – das Schiff und ließ es erneut auf das String-Paar zujagen. Der Nightfighter schoß in die Höhe, und diesmal zogen die zwei Strings unterhalb des Schiffes vorbei.
    Und wenn man sich entlang raumgleicher Pfade bewegen kann, Seilspinnerin, kann man auch geschlossene zeitgleiche Kurven schaffen.

    Das Neutronenstern-System war alt.
    Früher war das System ein spektakulärer Doppelstern gewesen, der eine im Himmel verlorene Galaxis zierte. Dann war einer der Sterne in einer Supernova-Explosion vergangen und hatte seine Heimatgalaxis für eine kurze und glorreiche Zeit überstrahlt. Die Explosion hatte alle Planeten zerstört und den Begleitstern beschädigt. Danach kühlte sich der übriggebliebene Neutronenstern

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