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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Rückkoppelung. Die eingeschlossenen Radiowellen werden ständig größer und berauben den Ring seiner Energie…«
    »Aber die Wellen können doch nicht ins Unendliche wachsen«, wandte Morrow ein.
    »Nein«, bestätigte Mark. »Bei diesem Prozeß handelt es sich um eine Inertialbombe, Morrow. Der ganze elektromagnetische Druck baut sich im Leerraum auf, bis er nicht mehr eingedämmt werden kann. Und schließlich – vielleicht schon in wenigen Dutzend Jahrtausenden – wird er die Höhle auseinanderreißen.«
    Louise betrachtete den Himmel und erkannte erneut die gleichmäßige Verteilung der Galaxien, die ihr schon früher aufgefallen war. »Richtig. Und in hunderttausend Jahren wird die Northern mitten in den von dieser gigantischen Explosion verursachten Trümmerhaufen hineinfliegen.«
    Inzwischen stand das Schiff hoch über der Ebene des Rings; Louise konnte die ganze Struktur überblicken, die wie der Rand eines glitzernden Spiegels vor ihr ausgebreitet war, mit der funkelnden Singularität im Zentrum.
    »Louise«, sagte Lieserl, »die feindlichen Aktivitäten der Photino-Vögel, die wir zuvor gesehen haben – der direkte Angriff auf den Ring mit Materiebrocken – ist zwar spektakulär, aber Mark hat trotzdem recht: Es ist dieser Trick mit der Radio-Bombe, der dem Ring wirklich den Garaus machen wird.« Ein subtiles Lächeln spielte um ihre Lippen. »Das ist verdammt clever. Die Vögel zapfen den Ring selbst an, wobei sie über den Inertialzug Energie vom Gravitationsfeld abziehen. Sie nutzen die Massenenergie des Rings, um ihn zu zerstören.«
    Subvokal überprüfte Louise ihr Chronometer. Nicht einmal zwanzig Minuten waren verstrichen, seit Mark und Lieserl Seilspinnerin die Anweisung zum Start des Schiffes überbracht hatten, aber sie mußten bereits acht Millionen Lichtjahre zurückgelegt haben – sie mußten schon direkt oberhalb der Singularität stehen.
    »Mark. Wohin gehen wir?«

    In der offenkundigen Absicht, Seilspinnerin zu beruhigen, erklärte Poole ihr, was mit dem Nightfighter geschehen würde, wenn er sich der Singularität der Scheibe näherte.
    Eine zeitgleiche Flugbahn konnte die obere Schicht der Scheibe erreichen, sagte Poole. Ein Schiff konnte also die Ebene der Singularität erreichen. Aber – so besagten die Gleichungen der Kerr-Metrik – keine zeitgleiche Flugbahn konnte durch die Singularitäten-Schleife verlaufen und auf der anderen Seite wieder austreten.
    »Was wird also geschehen? Wird das Schiff vernichtet werden?«
    Nein.
    »Aber wenn das Schiff nicht durch die Schleife fliegen kann – wohin dann?«
    Weißt du, es kann keine Diskontinuität in der Metrik geben, Seilspinnerin. Poole zögerte. Seilspinnerin, die Singularitäten-Ebene ist ein Ort, an dem sich Universen berühren.

    »Du willst uns aus dem Universum hinausbringen?« fragte Louise.
    Mark schwenkte den Kopf unnatürlich steif zu ihr hinüber; die Verschlechterung der Projektion seines Gesichts – die kriechenden Pixel-Störstellen, die grelle Farbe seiner Augen – ließen ihn absolut unmenschlich aussehen. »Wir können sonst nirgendwo hin, Louise. Es sei denn, du hättest eine bessere Idee…«
    Sie schaute zur Singularität hoch. Die mit übermenschlicher Geschwindigkeit kooperierenden KI hatten bereits eine Maßnahme für dieses Szenario konzipiert. Aber haben sie auch recht? Sie fühlte, wie die Situation ihrer Kontrolle entglitt; sie versuchte zu planen, diese Sache in den Griff zu bekommen.
    »Natürlich ist der zeitliche Aspekt ein kritischer Punkt«, sagte Lieserl spröde. »Oder wir landen im falschen Universum…«
    Morrow klammerte sich mit großen Augen und verkrampften Händen an seinen Gleiter. »Wovon, zum Teufel, sprechen Sie jetzt wieder?«
    Mark zögerte. »Die Konfiguration des Strings ändert sich permanent. Es ist ein dynamisches System. Und dadurch verändert sich auch die Topologie der Kerr-Metrik – sie modifiziert die analytische Basis, auf der die Ebene der Singularität vom Raum durchdrungen wird…«
    »Verdammt«, fuhr Morrow ihn an. »Können Sie denn nicht mal mit Ihrem Fachchinesisch aufhören?«
    »Die Ebene der Singularität ist ein Punkt, an dem dieses Universum ein anderes leicht berührt. Alles klar? Aber wegen der Oszillation des Rings ist die Schnittstelle zu dem anderen Universum nicht konstant. Sie schwankt. Alle paar Minuten – manchmal noch öfter – wechselt die Schnittstelle in ein anderes Kontinuum – in ein anderes Universum.«
    Morrow runzelte die Stirn.

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